Das Schlösschen Weil in Esslingen wird zum Preis von knapp vier Millionen Euro zum Verkauf angeboten. Es wurde von Wilhelm I. erbaut.

Esslingen - Christof Knödler arbeitet seit 30 Jahren in der Immobilienbranche. In dieser Zeit hat er viele Objekte zum Kauf angeboten: große Häuser, kleine Häuser, Reihenhäuser, Wohnungen und ab und an auch großzügige Anwesen. Aber eines wie das Schlösschen Weil, das der Geschäftsführer der Esslinger Niederlassung von Engel&Völkers seit dem Ende des vergangenen Jahres im Programm hat, war nie zuvor darunter. "So etwas kriegt man nur einmal in seinem Maklerleben", sagt er.

 

Das denkmalgeschützte Gebäude im klassizistischen Stil italienischer Landhäuser befindet sich zurzeit im Besitz eines Unternehmens, das anonym bleiben möchte. In den Jahren 1819 und 1820 war der Prunkbau im Auftrag von König Wilhelm I. von dem württembergischen Hofbaumeister Giovanni Salucci erbaut worden. Der Monarch nutzte das Schlösschen als Landsitz bei seinem Gestüt, auf dem ehemals stolze Araber und englische Halbblüter gezüchtet wurden. In den 1890er Jahren durften die edlen Rösser auf der damals bekannten Weiler Pferderennbahn ihr Können zeigen. Außerdem betrieb der Monarch auf der einst landwirtschaftlich genutzten Fläche eine Seidenraupenzucht.

Zahlreiche Deckenmalereien, Reliefs und Stuckaturen

Das Areal samt Schlösschen ging im Jahr 1920 an die Fürstin zu Wied, die es zwölf Jahre später zusammen mit dem Gestüt dem Staat Württemberg übereignete. Der verkaufte es schließlich an einen Privatmann. Fortan wechselte das Anwesen mehrfach die Besitzer, die es meist als repräsentatives Wohn- und Bürogebäude nutzten. In den 1960er Jahren brachte eine Tanzschule ihren Schülern auf königlichem Parkett Walzer und Tango bei. In den Jahren 1997 und 2003 wurde das Schlösschen von Grund auf saniert. In die Restaurierung flossen beträchtliche Summen von privater und staatlicher Seite.

Eines von vielen Prunkstücken ist das Treppenhaus aus sogenanntem Neresheimer Marmor, der einst auf dem Härtsfeld gebrochen wurde. In den prachtvollen Aufgang fällt das Tageslicht von oben durch eine Glaspyramide ein. Zudem sind in verschiedenen Räumen zahlreiche bauzeitliche Deckenmalereien, Reliefs und Stuckaturen erhalten. Von Bedeutung sind außerdem die original erhaltenen und restaurierten Geländer, die die Veranda einfassen, welche den gesamten Bau umgibt.

Solventer Liebhaber mit Faible für Denkmalschutz

Einen Käufer für den feudalen Landsitz zu finden, sei nicht einfach, sagt Christof Knödler. Bei einem Preis von knapp vier Millionen Euro zuzüglich der Unterhaltungskosten-"die man sich auch leisten können muss"-komme nur ein solventer Liebhaber historischer Bauten infrage, der sich vorstellen könne, einen Nutzwert aus dem Gebäude zu ziehen. Jemand, der in dem außergewöhnlichen Objekt wohnen, aber auch arbeiten wolle, der es als repräsentatives Anwesen nutze und dort Empfänge geben wolle. Aber in dem erwähnten Preissegment sei "die Luft relativ dünn".

In jedem Fall aber muss der künftige Schlossherr ein Faible für den Denkmalschutz haben. Denn nicht nur für die Stadt Esslingen ist das Schlösschen Weil "ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung", wie der Pressesprecher Roland Karpentier betont. Der Verwaltung sei sehr daran gelegen, dass dieses historisch wichtige Anwesen geschützt werde.

Die Erhaltung der Bausubstanz hat Priorität

Barbara Baum vom Landesamt für Denkmalpflege will die in die Sanierung investierten Gesamtsummen mit Rücksicht auf den Datenschutz nicht nennen. Fest stehe aber, dass der Erhaltung der Bausubstanz im und am Schlösschen Weil auch in Zukunft hohe Priorität eingeräumt werde. Das müsse dem künftigen Nutzer klar sein, sagt Christof Knödler, und er stellt klar: "Alles, was baulich an dem Gebäude geschieht, ist mit dem Bauamt und der Denkmalpflege abzusprechen." Dem hält Baum entgegen: "Wir würden uns wünschen, dass er nicht allzu viel machen will."

Jede Menge Platz

Wohnraum Dem Schlösschen Weil mangelt es nicht an Wohnraum. Es beherbergt auf zwei Etagen mit einer Gesamtfläche von 545 Quadratmetern elf Zimmer, darunter sechs Schlafräume, zwei Bäder und einen Konferenzraum. Die Stuckdecken im Erdgeschoss sind 4,45 Meter, im Obergeschoss 4,75 Meter hoch. Das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, hat eine Fläche von 4798 Quadratmetern. Auch der Park , der den ehemaligen königlichen Landsitz einfasst, steht unter Denkmalschutz.

Erweiterung Sollte dem künftigen Eigentümer der Platz nicht ausreichen, ist eine Erweiterung möglich. Ein Baugesuch für einen Glaspavillon mit Schwimmbad, Terrasse und Pergola ist bereits genehmigt. Alternativ dürfte auch ein Büropavillon gebaut werden.