Eines der modernsten Planetarien weltweit steht im Stuttgarter Schlossgarten – und das wird nun wohl auch so bleiben. Denn die Diskussion um eine Verlegung wegen der Stuttgart-21-Baustelle ist offenbar vom Tisch. Stattdessen steht einer Modernisierung nichts im Wege.

Stuttgart - Das Stuttgarter Planetarium zählt trotz der mittlerweile angestaubten Hülle immer noch zu den modernsten Sternentheatern weltweit. Die Zukunft der 1977 eröffneten Einrichtung ist deshalb auch nur hinsichtlich ihres Standorts unklar gewesen. Nachdem zumindest vorerst der Plan der Firma Porsche nicht umgesetzt wird, in Bad Cannstatt ein Mobilitätserlebniszentrum zu bauen, an das ein neues Planetarium andocken könnte, steht nun einer Modernisierung am angestammten Platz im Schlossgarten nichts mehr im Wege

 

Dafür zeichnet sich im Gemeinderat jedenfalls eine Mehrheit ab. Die CDU-Fraktion hat ein „Ende der Hängepartie“ gefordert. OB Fritz Kuhn (Grüne) solle rasch eine Beschlussvorlage erstellen, damit man eine Standortentscheidung treffen könne. Man wolle zudem für die Haushaltsberatungen im Herbst einen Stufenplan haben, „in welchen Bereichen zu welchem Zeitpunkt und mit welchem finanziellen Aufwand Handlungsbedarf besteht“. Die Grünen sehen das nicht anders. Die SPD hat ihren Antrag mit „Stiefkind Planetarium“ überschrieben und gefragt, wann es endlich zum Beschluss komme. Bei einer Besichtigung wurde festgestellt, dass im Keppler-Saal die Sessel so abgenutzt seien, dass man sich fragen müsse, „ob das Ende des Planetariums an diesem Standort einfach nur abgewartet wird“.

Während diese Frage nun wohl mit Nein beantwortet wird, steht die Stellungnahme zur Frage nach der Einweihung der neuen Projektionstechnik aus – und zwar auch noch drei Jahre, nachdem der Gemeinderat 2,7 Millionen Euro dafür genehmigte. Hat die Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) einen Fehler bei der ersten europaweiten Ausschreibung des Projektors noch als „ärgerlichen Vorgang“ bezeichnet, weil er die Aufhebung des Verfahrens verursacht hat, so fehlen ihr nun die Worte. Auch der zweite Versuch ging schief. Der unterlegene Konkurrent, dem Vernehmen nach die Firma Carl Zeiss, hat sich erneut nicht mit der Niederlage abgefunden und vor der Vergabekammer protestiert. Nun wird ein dritter Versuch gestartet.

Der Standort ist mehr als ungünstig

Auch mit dem alten Projektor Zeiss Universarium IX ist es dem Planetariumschef Uwe Lemmer noch möglich, jährlich etwa 130 000 Sternengucker zu begeistern. Die Tendenz ist allerdings fallend, was an den schlechter werdenden Rahmenbedingungen liegt. Das Gebäude ist energetisch längst nicht mehr auf dem neusten Stand. Die Schließanlage hat ihre Macken, und die Lautsprecheranlage ist von vorgestern. So werde den Mitarbeitern zugemutet, sämtliche Informationen für die Besucher mithören zu müssen, beklagt der CDU-Stadtrat Jürgen Sauer, der sich für die Revitalisierung der Einrichtung starkmacht.

Mit dem Bekenntnis für den Standort im Schlossgarten können wichtige Sanierungen beschlossen werden, seine Probleme ist Lemmer damit aber noch lange nicht los. Derzeit erscheint es, als sei ein Ufo auf einem unwirtlichen Planeten gelandet. Das immer noch futuristisch anmutende Sternentheater sticht aus der Brache heraus, die die Deutsche Bahn im Schlossgarten geschaffen hat. In der mehrjährigen Bauphase warten mehrere Herausforderungen: Die Besucher müssen einen weiten Umweg gehen, um zum Planetarium zu gelangen. Von 2015 an, so Susanne Schupp von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), werde zudem die Möglichkeit entfallen, aus der Haltestelle Staatsgalerie direkt ins Planetarium zu gehen. Auch dieser Bereich wird wegen Stuttgart 21 zur Großbaustelle. Die Parkplätze an der B 14 stehen schon geraume Zeit nicht mehr zur Verfügung.

Noch gar nicht abzusehen sind die Probleme, die dem Planetarium im Zusammenhang mit dem Bau des Bahnhofstrogs und des Nesenbachdükers entstehen. Die Auswirkungen aus Lärm und Erschütterungen und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen wurden im Planfeststellungsverfahren untersucht. Tausende Rammstöße werden nötig sein, um Pfähle für das Fundament des Trogs in den Boden zu treiben. Dazu steht im Planungsbeschluss, dass die Arbeiten „in der Umgebung“ des Planetariums mit den Vorführungszeiten abzustimmen seien. Soweit Vorstellungen ausfallen müssen, sei „eine angemessene Entschädigung zu zahlen“. Für die Bereiche, in deren „unmittelbarer Nähe“ erschütterungsempfindliche Anlagen betrieben werden, habe sich die Bahn verpflichtet, den Einsatz von verpressten Bohrpfählen vorzusehen, da ansonsten zu hohe Schwingungen entstünden. Für den „unwahrscheinlichen Fall“, dass Geräte beschädigt würden, „gelten die gesetzlichen Bestimmungen“.

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Die Skizze zeigt die Situation und die Verbindungswege (blau) im Schlossgarten während der Arbeiten für S 21. Mittendrin liegt das Planetarium (roter Pfeil) mit seiner charakteristischen Kuppel.