Sonja Merz investiert 1,5 Millionen Euro, um im Schlossgarten in Stuttgart ein neues Schmuckstück zu erschaffen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Nach einem Vierteljahrhundert war den heimischen Brauern im Mai dieses Jahres der Coup gelungen, die badische Konkurrenz Eichbaum an einem zentralen Ort in Württemberg auszustechen. Der Vertrag mit den Mannheimern, denen seit 1996 der Bierausschank im Mittleren Schlossgarten oblag, war ausgelaufen. Wirtin Sonja Merz erhörte das Liebeswerben von Stuttgarter Hofbräu. Das gesamte Gebäude wechselte den Besitz, was die Betreiberin nutzen will, um nach 25 Jahren die notwendige Sanierung voranzutreiben. „Allein schon die Toiletten im Untergeschoss müssen ganz dringend erneuert werden“, sagt sie, „die sind bisher nicht behindertengerecht.“

 

Wer am Biergarten vorbeiläuft, wundert sich, dass seit Wochen die vordere Seite der Selbstbedienungsstätte entfernt ist, aber seitdem nichts geschieht. „Wir reißen nicht ab“, betont die Wirtin, „wir mussten auf einer Seite öffnen, da wir die große Dunstabzugshaube durch die Türe nicht entsorgen konnten.“ Dafür habe die Stadt die Genehmigung erteilt, auch fürs Aufstellen des Krans, der aber noch immer nicht in Betrieb sei.

Kein Denkmalschutz

Sonja Merz will 1,5 Millionen Euro investieren, um ein neues Schmuckstück im Schlossgarten zu erschaffen. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, aber die Brunnen davor, die von der Bundesgartenschau 1977 stammen. Daran wird nichts verändert. Bereits vor vier Monaten hat sie das Baugesuch bei der Stadt gestellt, um gleich nach der Sommersaison mit dem Umbau beginnen zu können. Doch noch immer ist im völlig überlasteten Baurechtsamt des Rathauses bisher keine Entscheidung gefallen. „Die Zeit drängt“, sagt die Wirtin, „eigentlich wollten wir im März 2020 Eröffnung feiern.“

Dass es bisher kein grünes Licht gab, teilt die städtische Pressestelle mit, liege daran, dass Unterlagen für das Amt für Umweltschutz verspätet vorgelegt wurden. Diese Behörde müsse gehört werden, da Bäume betroffen seien. „Das Baurechtsamt hat keine Bedenken“, so Stadtsprecher Sven Matis. Ob genehmigt werde, hänge von der Einschätzung des Umweltamts ab. Der Zeitpunkt einer Genehmigung habe tatsächlich „mit der Überlastung des Baurechtsamts zu tun“.

Für die Wintersaison hat die Wirtin eine Holzhütte im Schlossgarten gebaut und war guter Dinge, diese nutzen zu können. Erst ist der Weihnachtsmarkt abgesagt worden. Jetzt werden Firmenfeiern gestrichen, die in der Almhütte gebucht waren – die vierte Welle macht Gastronomen schwer zu schaffen.