Vor dem TV-Triell stellt sich die CSU demonstrativ hinter den Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Der sucht sein Heil im Angriff auf den SPD-Konkurrenten Olaf Scholz. Viele Wähler sind noch unentschieden.

BERLIN - Mit demonstrativer Geschlossenheit und Angriffen auf die SPD versuchen die Union und ihr Kanzlerkandidat Armin Laschet, zwei Wochen vor der Bundestagswahl in die Offensive zu kommen. CSU-Chef Markus Söder betonte die Unterstützung seiner Partei für den gemeinsamen Kandidaten: „Wir stehen zu hundert Prozent zu Armin Laschet.“ Bayerns Ministerpräsident warnte zudem vor einem „Linksrutsch“ in Deutschland.

 

Die CSU kam am Freitag zu einem Parteitag in Nürnberg zusammen, Laschet soll dort am Samstag sprechen. Zuletzt hatte CSU-Generalsekretär Markus Blume in der Union Irritationen mit der Aussage ausgelöst, mit Söder als Kanzlerkandidat stünden CDU und CSU besser da. Im „Politbarometer“ liegt die SPD mit 25 Prozent vor der Union, die 22 Prozent erreicht. Die Grünen kommen auf 17 Prozent, AfD und FDP auf je elf Prozent. Die Linke erreicht sechs Prozent. Laschet, SPD-Bewerber Olaf Scholz und Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock treffen Sonntag in einem zweiten TV-Triell aufeinander.

Laschet attackiert Olaf Scholz

Laschet stellte am Freitag eine „Agenda für ein sicheres Deutschland“ vor. Wer einen starken Staat wolle, „der uns alle schützt und der Kriminalität, Extremismus und Terrorismus entschlossen bekämpft“, müsse die Union wählen, sagte der CDU-Vorsitzende. Er attackierte Finanzminister Scholz im Zusammenhang mit einer Untersuchung der Staatsanwaltschaft in dessen Ministerium. „Wenn das eigene Ministerium durchsucht wird, der Staatsanwaltschaft zu sagen, was sie besser getan hätte, kennt man sonst nur von populistischen Staaten“, sagte Laschet. Scholz hatte kritisiert, dass die Fragen der Ermittler zur Arbeit der Geldwäsche-Zentralstelle des Zolls schriftlich hätten geklärt werden können.

40 Prozent der Wähler sind noch unentschieden, sagt der Politikberater

SPD-Chefin Saskia Esken warb für einen Regierungswechsel unter der Verantwortung ihrer Partei. „Die SPD ist die eine gestaltende Kraft in Deutschland, der man die Führung des Landes anvertrauen kann“, sagte Esken unserer Zeitung. Ex-Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagte unserer Redaktion: „Für uns ist alles zwischen 16 und 20 Prozent drin.“ Er erwarte, dass seine Partei auf den letzten Metern noch zulege. In seinem Blog hatte Bütikofer zuvor geschrieben, dass ein Stimmungsumschwung, der Baerbock ins Kanzleramt tragen würde, „nicht realistisch“ zu erwarten sei.

Nach Einschätzung des Politikberaters Johannes Hillje ist die Wahl noch nicht gelaufen „Es ist die knappste Bundestagswahl seit 2005“, sagte Hillje unserer Zeitung. Die Gruppe der Unentschlossenen könne den Ausgang entscheiden. Deren Prozentzahl liege noch immer bei 40 Prozent. „Offenbar fällt vielen Menschen die Wahlentscheidung in diesem Jahr besonders schwer“, so Hillje. Anders als 2017 zeigten die Umfragen diesmal „drei halbstarke Parteien“.