Der ehemalige VfB-Profi Sami Khedira fordert von den Stuttgarter Fans beim Spiel der Nationalelf gegen Norwegen Unterstützung für den umstrittenen Stürmer ein.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Zunächst verkündete Sami Khedira eine Botschaft, die so rein gar nichts mit dem Thema des Wochenendes, also mit den Schmähungen, Entgleisungen und Beschimpfungen einiger deutscher Chaoten in Prag zu tun hatte.

 

Es ging um eine gute Sache, für die Khedira verantwortlich ist. 1200 Eintrittskarten kaufte der ehemalige VfB-Profi für das WM-Qualifikationsspiel in Stuttgart an diesem Montagabend gegen Norwegen (20.45 Uhr/RTL) und verschenkte sie an sozial schwache oder krebskranke Kinder aus der Region. Insgesamt wurden so über Khediras Stiftung Kinder aus 15 Einrichtungen in Stuttgart, Tübingen und Ludwigsburg sowie Khediras Heimatort Oeffingen und Fellbach bedacht. „Mir war es wichtig, dass man nicht nur Geld gibt, sondern dass die Kinder auch was davon haben“, sagte Khedira: „Viele haben sonst keine Möglichkeit, mal ein Spiel zu sehen.“

Dann widmete sich Khedira den Vorfällen von Prag, als deutsche Chaoten nicht nur mit vereinzelten rechtsradikalen Parolen auffielen und dazu den DFB mit Schmähgesängen attackierten, sondern auch den Stürmer Timo Werner beleidigten. Nun kehrt der ehemalige VfB-Angreifer nach Stuttgart zurück und muss, losgelöst von den Vorkommnissen in Prag, zum wiederholten Male Pfiffe gegen sich bei einem Heim-Länderspiel fürchten. Nach seiner Schwalbe im vergangenen Dezember in der Ligapartie gegen den FC Schalke ist er für einige Anhänger ein rotes Tuch, zumal er noch bei den von vielen ungeliebten Roten Bullen aus Leipzig kickt. Unmutsäußerungen und Pfiffe deutscher Fans gegen Nationalspieler – für Sami Khedira ist das ein Unding.

Er habe Verständnis dafür, wenn die Mannschaft mal schlecht spiele, sagt der Profi von Juventus Turin, der nach überstandener Kniereizung auf einen Einsatz gegen Norwegen hofft: „Aber einzelne Spieler zu beleidigen, nur weil sie in einem bestimmten Verein spielen, das geht gar nicht.“ Dass man als Fan bestimmte Vereine nicht mag, sei normal, ergänzte Khedira. „Der FC Bayern ist zum Beispiel bei den VfB-Fans ja traditionell auch nicht sonderlich beliebt: Aber wenn die deutsche Nationalelf spielt, sollte man jeden Profi unterstützen, das ist für mich selbstverständlich.“

Auch Joachim Löw äußerte den Wunsch, dass sich die Schmährufe gegen Werner in Stuttgart nicht wiederholen. Der Bundestrainer warb intensiv für den ehemaligen VfB-Stürmer: „Er spielt mit größter Freude und Leidenschaft für sein Land“, sagte Löw und brach eine Lanze für Werner: „Timo ist nach dem Abstieg gegangen – das mag VfB-Fans nicht gefallen, ist aber völlig legitim.“