Ein Vortrag zeigt, was die Menschen tun können, um die Falter zu schützen.

Renningen - Hand aufs Herz – wer hätte auf Anhieb gewusst, dass das „Kleine Landkärtchen“ kein Straßenatlas im Miniformat ist und die „Goldene Acht“ nicht der Titel des neuen James-Bond-Films? Beide gehören zur Spezies der so selten gewordenen Schmetterlingen. Michael Kast und die Schlammbrüder, eine Gruppe des Eltinger Bürgervereins, haben die Falter bei den von ihnen betreuten Biotopen mit der Kamera eingefangen. „Manche, wie den Großen Schillerfalter, habe ich in zehn Jahren ein einziges Mal gesehen“, bedauert der Naturfreund. Zum dritten Teil der Vortragsreihe des Renninger Nabu über gefährdete Insekten hat er eine ganze Reihe von Bildern und Informationen über die bunten Luftikusse mitgebracht ins Haus am Rankbach.

 

„Die Anzahl der Schmetterlinge nimmt von Jahr zu Jahr ab“, weiß Kast, „in Baden-Württemberg sind 49 Prozent der Arten gefährdet.“ In Deutschland gibt es etwa 3700 Arten, 190 davon sind Tagfalter.

Helfen ist nicht schwer

Dabei ist es gar nicht so schwer, etwas für die lustigen Gesellen zu tun, die im Übrigen auch über bemerkenswerte Überlebensstrategien verfügen. Zitronenfalter beispielsweise überwintern im Freien und bilden dabei eine Art Frostschutzmittel: Sie können den Gefrierpunkt ihrer Körperflüssigkeiten derart senken, dass sie Temperaturen von bis zu minus 20 Grad schadlos überstehen können. Manche Nachtfalter verwirren den Fressfeind Fledermaus mit eigenen Klicklauten im Ultraschallbereich oder sondern bei Gefahr übelriechende Sekrete ab: „Das rettet zwar nicht ihr eigenes Leben, aber die Fledermaus, die in diesen Falter beißt, frisst ganz sicher keinen zweiten dieser Art“, sagt Kast grinsend.

Etliche Arten lassen sich im Raupenstadium von Ameisen durchfüttern. Sie sondern, wie beispielsweise der Wiesenknopfbläuling, Pheromone ab, die anziehend auf die Ameisen wirken. Die schleppen die Raupe in ihr Nest und füttern sie durch, bis der Falter schlüpft. „Dann muss er aber ganz schnell raus aus dem Bau, denn der Schmetterling kann keine Pheromone mehr produzieren und läuft Gefahr, dann selbst Opfer der Ameisen zu werden“, erklärt Kast.

Der Begriff Schmetterling stammt von dem alten Wort „Schmetten“, für Rahm, ab. Denn man hat beim Buttermachen beobachtet, dass der Geruch von Sahne und Rahm manche Schmetterlinge anlockt. Im Englischen wird das noch deutlicher: „Butterfly“, Butterfliege, heißt er dort.

Brennnesseln stehen lassen

Doch wie auch immer wir ihn nennen, er braucht unsere Unterstützung. „Ein paar Brennnesseln stehenlassen“, rät Kast, „viele Falter sind Nahrungsspezialisten, und Brennnesseln sind für viele Arten von der Eiablage bis zum Tod die Lebensgrundlage“, zum Beispiel für den Admiral. „Ackerrandstreifen bis Juli, August stehen lassen“ fordern die Falterfreunde. In diesem Jahr ist vielerorts viel zu früh abgemäht worden, was den Hungertod für viele Insekten bedeutet, nicht nur für die Schmetterlinge.

Der schwäbisch-ordentliche Garten macht den wichtigen Bestäubern das Überleben schwer. Einheimische Pflanzen, alte Arten ohne gefüllte Blüten, sind überlebenswichtig. Blüten ohne Nektar bedeuten den Tod: „Manchmal erzählen Leute, sie hätten einen Kolibri im Garten gesehen“, Michael Kast lacht, „das war dann aber ein Taubenschwänzchen, ein Nachtfalter. Der schwirrt ganz ähnlich wie ein Kolibri von Blüte zu Blüte.“ Und hat einen hohen Energiebedarf, fast das Doppelte seines Körpergewichts muss er mit seinem langen Rüssel pro Tag an Nektar aus den Blüten saugen. Müht sich das Taubenschwänzchen an gefüllten Blüten ohne Nektar ab, kann es die Energietanks nicht mehr füllen und verhungert.

Der Kampf um die Lebensgrundlage der Insekten ist mühselig, doch notwendig. Ein Werbefilm im Vorfeld zeigt, welche Auswirkungen das Fehlen der vielen kleinen Helfer hat: Ein namhafter Lebensmittelmarkt hat Kunden im Supermarkt vor vollendete Tatsachen gestellt und alle Lebensmittel ausgeräumt, die ohne Insekten nicht mehr produziert werden können. 60 Prozent der Regalfläche blieb leer.