Beim Schmidener Sommer wird in der Ortsmitte früher gehockt, geschlemmt, gefeiert und eingekauft.

Schmiden - Wegen des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft begann der verkaufsoffene Sonntag beim 14. Schmidener Sommer früher und endete eher, rechtzeitig vor dem Anpfiff um 17 Uhr im Luschniki-Stadion in Moskau. „Wir haben vorgesorgt, in der Hoffnung, dass unser Team im Endspiel steht. Leider hat die deutsche Nationalmannschaft nicht mitgespielt“, sagte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei der Eröffnung. Doch das Fest war – anders als der Auftritt der Deutschen in Russland – auch mit dem vorverlegten Beginn und der um eine halbe Stunde verkürzten Dauer ein Volltreffer.

 

Bereits zum ökumenischen Gottesdienst um 10.30 Uhr füllte sich der Platz vor der Bühne des Musikvereins Lyra. „Sonst kommen viele Leute auch schon vor dem offiziellen Beginn, und diesmal sind eben noch mehr früher da und alles ist noch konzentrierter“, sagte Tine Hämmerle, Inhaber von „Die Blume“ in der Remstalstraße. Der zeitige Start hatte also durchaus seine Vorteile. Auch das Wetter spielte mit. Zwar ballten sich im Westen die dunklen Wolken zusammen und aus der Ferne war ab und an Donnergrollen zu hören, doch der große Regen blieb zum Glück aus.

Die Gastgeber demonstrierten, wie lebendig, bunt und vielfältig das Leben im Fellbacher Stadtteil ist

Der Schmidener Sommer ist für Volker Kurz, den Vorsitzenden des Gewerbevereins Schmiden, dessen Mitglieder maßgeblich das Fest gestalten, nicht nur ein Podium für Händler, Handwerker und Vereine, sondern ein Stück Lebensqualität. „Nur so können wir der zunehmenden Verödung unserer Innenstädte und Anonymisierung unserer Gesellschaft entgegenwirken.“ In Schmiden, so Volker Kurz, würden die Kunden ab dem zweiten Einkauf mit Namen begrüßt, und immer treffe man irgendjemand im Flecken, mit dem man schwätzen könne.

So war es auch diesmal. Die Gastgeber demonstrierten, wie lebendig, bunt und vielfältig das Leben im Fellbacher Stadtteil ist. Die Besucher flanierten durch die Handwerkerzeile in der Buttergasse, vorbei an Oldtimern, Ausstellungen und Präsentationen der Geschäftsleute und verweilten bei diversen Hocketsen auf dem Festgelände. Beim Großen Haus präsentierte Schmidens Feuerwehr ihren Fuhrpark, und die Kleintierzüchter zeigten ihre Tiere. Auch beim Gesangverein Concordia war gut Hocken. „Unser Renner ist der ofenfrische Schweinehals“, sagte Horst Brack, der Vorsitzende der Schmidener Sänger. Das Concordia-Team war, ebenso wie die Helfer vom TSV Schmiden und vom Musikverein sowie die Züchter von Kaninchen, Tauben und Hühnern, zwei Tage im Dauereinsatz. Denn die Hocketsen im Ortskern starteten bereits am Samstag, und weil es ein herrlicher Sommerabend war, hockten die Leute lange und tanzten zur Musik von The Cosmic Banditos.

Auch die Veranstalter können sich über einen Erfolg freuen

Die Mischung aus Angeboten zum Gucken wie die verschiedenen Aufführungen auf der TSV-Bühne – von Jazzdance bis Ballett – und Aktionen zum Mitmachen stimmte. Für die kleinen Besucher war jede Menge geboten. Die Mädchen und Jungen zielten mit Lasergewehren auf Scheiben oder klettern die Boulderwand hinauf, die in diesem Jahr etwas kleiner ausfiel. Der Auf- und Abbau der großen, aus mehreren Teilen bestehenden Kletterwand hätte zu lange dauert, denn auch die Sportler wollten pünktlich zum Finale vor den Fernsehern sitzen. Während die Erwachsenen mit vollen Einkaufstüten unterwegs waren, trugen viele Kinder stolz kleine Steingärten nach Hause, die sie in der Blumenwerkstatt gepflanzt hatten. „Der kommt in mein Zimmer“, erzählte die elfjährige Celina, die ihren Mini-Garten mit kleinen Sukkulenten, einem rosafarbenen Vogel und grünen Holzblumen bestückt hatte.

Beim Torwandschießen des Reisebüros Schmiden jubelte so mancher Teilnehmer bereits bevor das erste Tor in Moskau fiel. Auch die Veranstalter können sich über einen Erfolg freuen. „Es ist einfach toll, was die Schmidener zusammen stemmen. Das Fest spiegelt das wider, was Schmiden ist, ein kommunikativer Flecken mit großem Zusammenhalt, in dem jeder jeden kennt“, sagte OB Zull.