Einen menschenverachtenden Schriftzug an einem historischen Gebäude hat die Stadt Filderstadt kurz nach deren Entdeckung übertüncht und Anzeige erstattet.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Filderstadt - In den sozialen Medien herrscht zum Teil ein sehr rüder Umgangston. Da werden auch menschenverachtende Formulierungen verwendet, die eindeutig strafbar sind. Nun hat jemand in Filderstadt-Bonlanden eine Parole dieser Art auf eine Wand des ehemaligen Farrenstalls gesprüht. Sie soll hier bewusst nicht wiedergeben werden, ruft dem Wortlaut nach aber zum Töten auf. Die Stadt Filderstadt reagiert darauf prompt.

 

„Das wurde am Montag entdeckt. Und am Dienstagvormittag haben wir das übertüncht“, sagt Filderstadts Erster Bürgermeister Falk-Udo Beck. „Und wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt erstellt. Das ist das, was wir auf die Schnelle tun können.“ Und er fügt hinzu: „Es gibt ja leider viele Schmierereien. Aber wer das getan hat, macht sich eindeutig strafbar.“

Warnung vor einer Gewaltspirale

Auch Walter Bauer von der SPD Filderstadt hat darauf zügig mit einem entsprechenden Schreiben an die Stadt reagiert, darin fordert er eben die Entfernung sowie die Anzeige gegen Unbekannt. „Das ist nicht nur Sachbeschädigung, sondern ein Aufruf zur Gewalt. Wer so etwas macht, dem muss klar gemacht werden, dass dies nicht hingenommen wird. Deshalb muss die Öffentlichkeit auch darüber informiert werden“, so Bauer. „Es gibt immer wieder üble Schmierereien, aber derartige mit solcher Brutalität und Aggression habe ich bisher noch nicht hier in dieser Stadt gesehen.“ Bauer warnt vor der Gewaltspirale: „Zuerst sind es Worte, dann folgen Taten.“

Der Bonlandener Farrenstall ist ein städtisches Gebäudet, das seit vielen Jahren leer steht. Und so etwas lockt oftmals Menschen an, die mutwillig Dinge beschädigen wollen oder dies als Fläche für ihre Graffiti und Schmierereien sehen. Dazu teilt die Stadt mit: „Aus statischen Gründen steht das Gebäude bereits seit einigen Jahren leer. Aus dem Dach lösten sich zuletzt immer wieder Ziegel, sodass der Gehweg bereits abgesperrt werden musste. Die gesamte Dachkonstruktion schiebt sich in Richtung eines Nachbargrundstücks, und die Holzkonstruktion des Dachstuhls ist inzwischen an einigen Stellen so marode und geschädigt, dass ein Statiker das Gebäude als einsturzgefährdet bewertet hat.“ Da eine Gefährdung für Nutzer des Gehwegs, der Straße oder der Nachbargrundstücke besteht, hat das städtische Hochbauamt nun die Genehmigung für den Abbruch beantragt und erhalten. Freilich: Zwischen Beschluss und Vollzug des Abrisses vergeht erfahrungsgemäß bei solchen Projekten viel Zeit. Vor allem dann, wenn noch unklar ist, wie das Gelände danach bebaut werden soll.

Gebäude ist einsturzgefährdet

Bauer hat schon eine Idee: „Das wäre ein toller Ort für mehr Wohnraum, den wir doch so dringend benötigen.“ Doch bis diese oder andere Pläne gereift sind, sollten auch die Bonlandener etwas achtgeben auf ihren alten Farrenstall, damit dieser bis zum Zeitpunkt des Abrisses kein Ort wird für mutwillige Zerstörungen und Schmierereien.

Der Staatsschutz ist eingeschaltet

Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Und auch sie bestätigt: „Solch einen Fall mit derart krassen Formulierungen hatten wir bisher noch nicht“, so Ramona Noller, Sprecherin des zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen. Jetzt ist die Hauptarbeit erst einmal bei den Filderstädter Kollegen vor Ort. Allerdings sei auch der Staatsschutz informiert. Noller: „Ein politischer Hintergrund ist da schon möglich.“

Da gibt es einen Unterschied zu anderen Sprühwerken. „Graffiti sind ein Dauerthema“, so Noller, „aber meist sind das eine Art Signatur der Urheber“. Und da ist der mittlerweile übertünchte Schriftzug in Bonlanden schon eine andere Kategorie.