Bei Airbus gibt es einige Baustellen. Angesichts möglicher Korruptionsfälle bei Geschäften drohen Strafen.

Korrespondenten: Stefan Brändle (brä)

Paris - Triebwerksprobleme und ein Korruptionsverdacht halten Airbus in Atem. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern musste bei der Vorlage von Neunmonatszahlen bekannt geben, dass die Auslieferung des neuen Mittelstreckenflugzeugs A320neo stockt. Schuld sind Probleme mit den Triebwerken von Pratt & Whitney und MTU. Finanzvorstand Harald Wilhelm gab zu, dass die Lieferverzögerung bis zum Jahresende kaum aufgeholt sein werde. Die für 2017 angepeilten insgesamt 700 Auslieferungen – davon 200 Exemplare des Verkaufsschlagers A320neo – werden verpasst. Damit bliebe Airbus über 40 Exemplare hinter seinem US-Rivalen, dem weltgrößten Flugzeugbauer Boeing zurück.

 

Wilhelm bestätigte zudem, dass es bei der Überprüfung von Anträgen für Rüstungs-Exportlizenzen in den USA zu „Ungenauigkeiten“ gekommen sei. Airbus habe die amerikanischen Behörden informiert und kooperiere mit ihnen. „Etwaige Einbußen, Strafen oder andere staatliche Maßnahmen“ könnten vorerst nicht abgeschätzt werden und dürften laut Wilhelm „eher in Jahren als in Monaten“ anfallen. Zur Frage, was sich hinter diesen „Ungenauigkeiten“ verberge, räumte der aus München stammende Finanzchef ein, dass nicht alle Vermittler und Provisionen offengelegt worden seien, wie es das internationale Waffenhandels-Regelwerk Itar verlange.

Schmiergeldaffären in England und Frankreich

Der gleiche Vorwurf macht Airbus bei bereits bekannten Schmiergeldaffären in England und Frankreich zu schaffen. Airbus-Chef Tom Enders hatte die britische Antikorruptionsbehörde SFO selber informiert, worauf sich auch die französische Behörde PNF einschaltete. Der deutsche Konzernchef will mit den bisherigen Praktiken bei den Provisionszahlungen aufräumen. Sie waren vor allem unter dem Airbus-Aktionär Lagardère gang und gäbe. Seine Kontakte zu „schwierigen Länder“ des Mittleren Ostens ermöglichten zahlreiche Verkaufserfolge. Französische Luftfahrtexperten werfen Enders vor, er kappe mit seiner „brutalen“ Säuberung wertvolle Kontakte und brocke Airbus eventuell Bußen in Milliardenhöhe ein.

In Paris herrscht vor allem Unverständnis, dass ausgerechnet amerikanische Anwaltskanzleien damit betraut worden seien, bei Airbus interne Untersuchungen anzustellen. Die Franzosen befürchten deshalb, dass aus diesen Kanzleien hochbrisantes Insiderwissen von Airbus in die USA fließen könnte.

Der Umsatz ist im dritten Quartal leicht gestiegen

Enders weist die Befürchtungen mit Verweis auf das Anwaltsgeheimnis zurück. Er argumentiert, Airbus tue gut daran, amerikanischen Kanzleien Einblick in die internen Geschäfte zu geben, um bei der US-Justiz „Goodwill“ zu schaffen. Nur so lasse sich eine Behördenklage aufgrund der berüchtigten „Foreign Corrupt Practices Act“ (FCPA) vermeiden – und ein Ausschluss vom US-Markt verhindern.

Der Airbus-Umsatz stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebit) gab um vier Prozent auf 697 Millionen Euro nach. Der Gewinn unter dem Strich fiel fast sieben Mal so hoch aus wie ein Jahr zuvor, als eine hohe Steuerlast am Ergebnis gezehrt hatte.

Für das laufende Jahr hält die Airbus-Führung an ihrer Prognose fest, den operativen Gewinn und den Gewinn je Aktie im mittleren einstelligen Prozentbereich zu steigern. Sondereffekte sowie der Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen sind dabei allerdings herausgerechnet. Auch mögliche Strafzahlungen, die dem Konzern infolge der Korruptions-Ermittlungen drohen, sind darin nicht enthalten.