Das Sommerloch im Stuttgarter Nachtleben ist ein Mythos. Viel schlimmer ist eigentlich das Winterloch. Wenn es denn schon erfunden wäre.

Neulich, Freitagabend, gegen halb zehn, die Hauptstraßen schneien langsam ein, man kämpft sich durch den Schneeregen: kaum ein Auto, geschweige denn ein Mensch auf der Straße. Oh Gott, steht man heute alleine im Laden herum? Kommt da jemand? Geht da noch irgendebber vor die Tür? Oder widmet sich Stuttgarts Partyvolk lieber der nächsten Staffel von „Homeland“ oder „Breaking Bad“, gar der kuschligen Zweisamkeit mit Geschlechtsverkehr zum krönenden Abschluss?

 

Oh, das wäre jetzt schön, denkt man sich, während das Wasser weiter in die Sneaker hochzieht. Hätteste mal die warmen Stiefel angezogen, die dir Mutti rausgelegt hat, denkste dir.

Winterloch ist das neue Sommerloch

Und du denkst dir: Warum haben eigentlich alle Gastronomen immer so viel Angst vor dem Sommerloch? Der echte Partykiller heißt doch eigentlich: Winterloch! Warum hat noch niemand das Winterloch erfunden? Oder noch besser: das Schneeloch? Alternativ: Das Kälteloch.

Die Gastronomen aber, da kannste die Uhr danach stellen, fangen spätesten im Spätsommer an, Phrasen zu dreschen wie Bobic nach einer 1:4 Niederlage gegen Bremen: „Bald geht es wieder aufwärts. Jetzt kommt der Herbst, dann geht wieder die Clubsaison los. Da kommen wir stark zurück!“ Quatsch, der Herbst und noch mehr der Winter sind euer Problem!

Lieber 30 Grad als Frau Holle

Das Sommerloch ist längst ein echter Mythos. Wenn es trocken ist und schön warm, dann drängen die Massen auf die Straßen. Das Hans-im-Glück-Viertel wird dann zu Lil´ Mailand oder auch Young Madrid und gegen später treibt es die Leute überall in die Läden rein. Alle gut drauf, Party, jetzt!

Natürlich sind auch bei lauen 30 Grad nicht alle Clubs durchweg gut besucht, aber wenn Frau Holle am Wochenende mal wieder richtig Bock hat, Kissen auszuschütteln und dazu noch die Straßen Ice Age spielen, nimmt die Clubflaute aka Totentanz noch ganz andere Ausmaße an. Da hilft auch die durchfahrende S-Bahn nichts mehr. Öh, heute raus? Nee du, lass mal! Das ist ja auch immer so ein Stress mit den dicken Jacken und der Garderobe!

Auf Instagram nach leichten Sommerjacken suchen

Da kuschelt man sich lieber unter die Decke und schaut auf Instagram nach leichten Sommerjacken. Zumindest der Großteil. Der unverwüstliche Rest besucht die unverwüstlichen Läden, die bei jedem Orkan, bei einem Meter Neuschnee oder bei 40 Grad Minus funktionieren und sogar noch laufen würden, wenn man den Kessel fluten würde. Das wiederum wollen wir uns erst gar nicht ausmalen.

Wir malen uns lieber aus, dass das Winterloch bald wieder vom Sommerloch abgelöst wird. Dann ist alles wieder gut.