Ein Wetterumschwung wird Wanderern im Himalaya-Gebierge zum Verhängnis. Viele Menschen sterben, Dutzende werden noch vermisst. Sind auch Deutsche darunter?

Kathmandu - Nach dem gewaltigen Schneesturm im Himalaya ist die Zahl der entdeckten Toten auf 39 gestiegen. An der Grenze zwischen den Distrikten Mustang und Dolpa seien noch einmal acht Leichen entdeckt worden, sagte Nepals Innenministeriumssprecher Yadac Koirala, vier Tage nach der Wetterkatastrophe.

 

Allerdings sei es noch nicht möglich gewesen, sie vom Berg zu holen. An anderen Orten wurden eine Japanerin und ein Inder gefunden. Der Schneesturm war am Dienstag überraschend über das Zentrum Nepals hereingebrochen. Hunderte Wanderer waren zu diesem Zeitpunkt auf der beliebten Annapurna-Runde unterwegs. Über mögliche deutsche Opfer gibt es bislang keine offiziellen Angaben.

Zyklonausläufer bringt Wetterumschwung

Grund für den plötzlichen Schneesturm am Dienstag waren die Ausläufer des Zyklons „Hudhud“, der sich über dem Indischen Ozean gebildet hatte. Nach Recherchen der nepalesischen Zeitung „Kathmandu Post“ wurden nur Bergsteiger ganz im Westen des Landes darüber informiert, dass schlechtes Wetter heranziehe. „Doch der Zyklon hat plötzlich seine Richtung geändert“, sagte Suman Regmi, Chef des Wettervorhersage-Instituts, dem Blatt.

Dadurch wurde vor allem das Gebiet um den Achttausender Annapurna getroffen, wo eine beliebte Trekking-Rundtour jeden Herbst Wanderer aus aller Welt anzieht. Ein Mitarbeiter des Annapurna-Naturschutz-Projekts ACAP erklärte der Zeitung „Kantipur“, in der Hochsaison im Oktober und November würden täglich Eintrittskarten für 280 bis 300 Menschen für die Region ausgestellt.

Es sei noch nicht klar, wie viele Menschen noch vermisst würden, sagte Devendra Lamichanne, Behördensprecher im betroffenen Distrikt Manang. Er gehe von Dutzenden aus. Die Zeitung „República“ berichtete online, laut ACAP gebe es seit Beginn der Schneefälle keinen Kontakt zu 85 Touristen. Zahlreiche Helikopter der Armee und von Privatfirmen beteiligten sich an der Suche.

2014 ist eines der schlimmsten Jahre in der Geschichte des Bergsteigens und Wanderns in Nepal. Im April waren bei einem Eisfall am Mount Everest 16 Nepalesen gestorben - danach reisten Hunderte Bergsteiger, die auf den höchsten Berg der Welt wollten, vorzeitig ab.

Nepal ist ein verarmtes Entwicklungsland, gebeutelt von maoistischen Aufständen und einer lähmenden Politik. Es ist auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Eigentlich wollte Nepal bis 2020 die Marke von zwei Millionen Touristen erreichen. Doch das Land sei auf unerwartete Ereignisse - wie den Wetterumschwung vom Dienstag - nicht ausreichend vorbereitet, sagte Sharad Pradhan, Sprecher der Tourismusbehörde.