In Leonberg hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für den flächendeckenden Glasfaserausbau einsetzt. Der Gründer kritisiert, dass die Deutsche Telekom nicht genügend tue, um den Verbrauchern ein schnelle Verbindung zu ermöglichen.

Strohgäu - Beschleunigtes Surfen verspricht die Deutsche Telekom mit ihrem Glasfaserausbau im Vorwahlbereich 0 71 56. Zuletzt hat das Unternehmen mit dem Ausbau in Gerlingen begonnen. Bis zu 100 Megabit sollen dort für 11 000 Haushalte beim Herunterladen möglich sein. Doch eine Bürgerinitiative aus Leonberg übt Kritik am Vorgehen der Telekom. Bald werde man geschwindigkeitstechnisch an seine Grenzen stoßen, sagt Oliver Kikillus, einer der drei Gründer der Initiative.

 
Herr Kikillus, die Deutsche Telekom spricht vom Glasfaserausbau, der momentan in Gerlingen vorangetrieben wird. Rund 21 Kilometer Glasfaser sollen dort bis Mai verlegt werden. Sie aber stören sich am Begriff „Glasfaserausbau“. Warum?
Der Begriff ist irreführend. Es stimmt zwar, dass Glasfaserkabel verlegt werden. Diese führen aber nur zu den Verteilerkästen, die meist am Gehwegrand stehen. Von diesen Kästen aus führen weitere Verbindungen zu den Haushalten – das sind jedoch nur Kupferkabel, die nicht so leistungsstark sind wie Glasfaserkabel. Ein wirklicher Glasfaserausbau hätte zur Folge, dass auch zwischen Verteilerkästen und Haushalten eine Glasfaserverbindung besteht. Das ist aber auch beim Ausbau der Telekom in Gerlingen nicht der Fall. Besser wäre es daher, nur von einem VDSL-Ausbau, also einer Übertragung über Kupferkabel, zu sprechen.
Was für einen Unterschied macht das für den Verbraucher?
Das ist ein großer Unterschied. Hätten wir tatsächlich einen flächendeckenden Glasfaserausbau, wären Gigabit-Geschwindigkeiten möglich. Die Kupferkabel beschränken jedoch die Geschwindigkeit. Deshalb spricht die Telekom auch nur von „bis zu“ 100 Megabit pro Sekunde. Das ist durchaus eine Verbesserung. Aber wie viel davon in einem Haushalt ankommt, hängt von vielen Faktoren ab. Beispielsweise davon, wie weit das Haus vom Verteilerkasten entfernt ist. Oder wie alt die Kupferkabel sind.
Wenn der Verbraucher Pech hat, schließt er einen neuen Vertrag – der teurer ist als der alte – mit bis zu 100 Megabit-Geschwindigkeit ab, hat aber am Ende nicht so viel davon?
Richtig. Nicht nur, wenn man Pech hat, sondern das wird die Regel sein, das maximal Mögliche kommt selten an. Die Telekom garantiert in Gebieten, in denen Vectoring überhaupt gebucht werden kann, nur mindestens 54 Megabit pro Sekunde. Hört sich viel an, ist aber nur die Hälfte von dem, was beworben wird. Bezahlen dürfen Sie natürlich immer den vollen Betrag.
Kann der Verbraucher nichts tun?
Der Verbraucher kann in Sachen VDSL-Ausbau der Telekom wenig bis gar nichts tun. Da müssten schon die Kupferkabel, die zu den Haushalten führen, durch Glasfaserkabel ersetzt werden. Dafür sind aber die Telekommunikationsunternehmen verantwortlich. Ein flächendeckender Glasfaserausbau aber ist teuer. Geld, das unter anderem die Telekom nicht in die Hand nehmen will. Stattdessen wird die Technik des Super-Vectoring angewandt, mit der man Störsignale in Kupferkabeln glättet, um höhere Geschwindigkeiten erreichen zu können. Mittelfristig gesehen ist das Potenzial dieser Technik aber begrenzt. Die von der Politik geforderte Gigabit-Gesellschaft wird man damit nicht erreichen.
Aber eine Verbesserung ist es doch allemal?
Das ist richtig. In Leonberg gibt es bisher Stadtteile, wo nicht einmal ein Megabit pro Sekunde ankommt. Natürlich sind im Falle von Gerlingen und den anderen Kommunen, in denen die Telekom momentan das Netz ausbaut, 16 Megabit immer noch besser als ein oder zwei Megabit. Der VDSL-Ausbau ist aber nicht nachhaltig genug. Der Bedarf nach höheren Bandbreiten wächst stetig, die VDSL-Technik kann nicht in gleichem Maße mitwachsen.
Wie zukunftsfähig ist denn der Ausbau, den die Telekom betreibt?
Gar nicht und vor allem ist er nicht gerecht, da alle von der Telekom versprochenen Bandbreiten als Bis-zu-Werte angesehen werden müssen. Glasfaser bis ins Haus hat diese Nachteile nicht. Wir werden an unsere Grenzen stoßen, solange Kupferkabel im Spiel sind. Mit einem flächendeckenden Glasfaserausbau hätten wir für sehr lange Zeit unsere Ruhe. Aber die Telekom ist nicht nur marktbeherrschend, sondern dazu auch eine Aktiengesellschaft. Sie wird immer nur das Minimum investieren und nicht freiwillig mehr Geld ausgeben.