Schere, Stein, Papier ist das männlichste aller Kicherspiele. Allein deshalb hat der StZ-Onlineredakteur Jan Georg Plavec am Donnerstag im Schocken um Freibier für die ganze Redaktion gekämpft. Ob er es geschafft hat?

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - "Nimm die Schere, die Schere ist das Mittel der Wahl", sagt mir Moritz, 27 und aus Freiburg, nach seinem Triumph. Da trinkt er schon Sekt aus dem Pokal und feiert seinen Sieg bei der "1. Stuttgarter Stadtmeisterschaft im Schnick Schnack Schnuck". In den nächsten sechs Monaten wird er weniger zum Sekt- als zum Biertrinken kommen, jede Woche wird ihm künftig ein Kasten Bier geliefert. 26 Kisten à 20 Flaschen: Moritz braucht jetzt ganz viele trinkfeste Freunde.

 

Für mich bleibt leider nur die Häme der Kollegen. Beim letzten Selbstversuch in Sachen Spaß-Event, dem Splashmob im Sommer 2012 auf dem Schlossplatz, gab es noch nichts zu gewinnen. Jetzt, zumal als Redakteur, erwarten die Kollegen natürlich mehr. Zumal ich mich vor den Selbstversuchen mit dem Motto "Besser leben" in der vergangenen Woche gedrückt habe. Mir ist also klar: Wenn ich nicht gewaltig leiden will, muss ich am Freitagmorgen den Hauptgewinn abliefern. Mindestens.

Die Ironie-Masche zieht

Schnick Schnack Schnuck, ein warmer Donnerstagabend, Schocken und es gibt Bier zu gewinnen: Das Konzept, das sich die Veranstalter in Köln abgeschaut haben, zieht. Konnte man sich schon vorher denken, und am Donnerstagabend wird das bestätigt. 128 Starter zahlen jeweils fünf Euro in der Hoffnung auf Glück und Hauptgewinn. Mindestens noch einmal so viele kommen zum Zuschauen und Anfeuern.Viele Studenten sind hier und überhaupt sind die allermeisten unter 30. Einige sind verkleidet gekommen oder zumindest mit Sonnenbrille, wie vorab vom Veranstalter eingefordert. Allen ist klar, dass das alles völlig sinnbefreit ist. Aber die Ironie-Masche zieht immer noch und ein bisschen Spaß wird ja wohl noch erlaubt sein - zumal, wenn es um das männlichste aller Kicherspiele geht.

Also flugs im "Wettkampfbüro" angemeldet, Startnummer 113, und schon erklärt der Moderator Astra van Nelle, den manche von diversen Songslams kennen dürften, die Regeln. Gespielt wird "oldschool", klärt er auf, also nur mit Schere, Stein und Papier. Brunnen und Feuer (von dieser Figur höre ich an dem Abend zum ersten Mal) sind nicht zugelassen. Ist auch fairer so. Brunnen schlägt Stein und Schere, kann aber nur von Papier geschlagen werden. Achso, noch zur Terminologie: Hier wird nicht geknobelt, hier wird gekämpft, sagt der Moderator.

Aus in der Vorrunde

Also raus zu den ersten Kämpfen, vor die Tür, Vorrunde. Ich gegen drei andere und jeder gegen jeden; der mit den besten Ergebnissen kommt in die K.O.-Runde. Meine Gegner heißen Markus, Jan und Linda. Linda erklärt gleich zu Beginn, dass "mein Freund morgen blau macht, wenn ich gewinne. Also bitte, bitte, bitte ..." Die Taktik geht aber nicht auf, Jan und Markus sind genauso scharf auf das Bier wie Lindas Freund. Linda gewinnt gegen mich und verliert gegen Jan und Markus, sie ist schnell raus. Ich gewinne gegen Jan, bleibt das entscheidende Duell gegen Markus. Bald steht es 2:2, Gleichstand - und dann mache ich Papier und Markus Schere. 

Aus der Traum! Die Schere! Hätte ich nur schon früher mit Moritz gesprochen!

Boxstar schlägt Hip-Hopper

Aber ganz ehrlich: So schlimm ist es nicht, früh auszuscheiden. So bleibt mir immerhin mehr Zeit, die anderen Teilnehmer zu studieren. Faszinierend: die verschiedenen Techniken. Manche hauen ihre Schere, ihren Stein oder ihr Papier in die geöffnete Handfläche, mit einem kleinen Knall. Schere, Stein, Papier, Bäm! Und danach schreien die Anhänger des jeweiligen Siegers. Es ist an diesem Abend ziemlich laut vor dem Schocken.

Was auch auffällt: Viele machen einfach systematisch Schere, Stein und Papier hintereinander. Wie ein Roboter. Hätte ich mir besser vorher überlegt. Beim Spielen ist mir das an meinen Gegnern zwar aufgefallen, ich habe aber nicht schnell genug geschaltet. Anyway.

Wie richtige Männer

In die K.O.-Runde schaffen es neben vielen Normalos auch der Starter mit der Nummer 3, der wie ein Boxstar auf die Bühne kommt, eine Crew von vier Leuten hinter sich herzieht und nach einem Schluck aus der Colaflasche seinen Gegner 3:0 abzockt. Nummer 117 hat eine Art Mini-Ghettoblaster, in dem sich eine Kassette mit ziemlich basslastigen Hip-Hop-Beats dreht. Das hört man, weil er dem Moderator das Mikro entreißt und es an die Boxen seines Apparats hält. Deutlich genervter reagiert das Publikum auf jenen Kandidaten, der einen ziemlich böse dreinblickenden Einflüsterer hinter sich stehen hat. 

Moritz schließlich gewinnt am Ende nicht mit Schere, sondern mit Papier. Er wickelt den Stein von Starter Nummer 3 ein, hüpft vor Freude im Kreis und posiert zum Siegerfoto mit Pokal und macht die Schere.  

Ich hingegen ziehe am Morgen in der Redaktion den Kopf ein. "In der ersten Runde ausgeschieden", raunt mir der Kollege zu. Ich glaube, ich fordere ihn nachher zum Duell auf. So wie es richtige Männer machen.