Eine 86-Jährige ist in Leonberg auf eine perfide betrügerische Masche hereingefallen: Sie glaubte die erfundene Geschichte, dass ihr Sohn an Krebs erkrankt sei. Sie gab einem Abholer Geld und Wertgegenstände, überzeugt, damit ein Medikament zu bezahlen.

Die Kreativität von Betrügern kennt offenbar keine Grenzen. Neben dem Enkeltrick, wo vermeintliche Angehörige Senioren um ihr Geld bringen wollen, oder Anrufen angeblicher Polizisten, die vorgeben, Wertgegenstände vor Einbrechern durch das Abholen schützen zu wollen, hat am Donnerstag ein falscher Arzt eine Seniorin in Leonberg um viel Geld gebracht.

 

Zu spät wird die Frau misstrauisch

Wie die zuständige Kriminalpolizei am Freitag mitteilte, hatte sich ein Unbekannter beim Anruf der 86-jährigen Leonbergerin als angeblicher Professor Koch der Mainzer Uniklink ausgegeben – mit Erfolg. Denn es gelang ihm, die Frau durch geschickte Gesprächsführung davon zu überzeugen, dass ihrem angeblich schwer an Krebs erkrankten Sohn nur mit einem 180 000 Euro teuren Medikament das Leben gerettet werden könne. Die 86-Jährige wurde von dem Betrüger über eine längere Zeit am Telefon gehalten und letztlich dazu gebracht, Bargeld, Goldschmuck und Münzen im Gesamtwert von mehr als 20 000 Euro in eine Tüte zu packen.

Ein „Herr Schwarz“ wurde in der Folge zur Wohnung der Rentnerin geschickt, der die Tüte den Angaben der Polizei zufolge wortlos entgegennahm und ging. Erst nach dieser Übergabe erreichte die 86-Jährige telefonisch einen ihrer Söhne, erkannte, dass sie betrogen wurde, und informierte daraufhin die Polizei.

Weiterer Versuch in Tamm scheitert

Mit der gleichen Masche hat es ein vermeintlicher Professor einer Klinik am Donnerstag auch bei einer 68-jährigen Frau in Tamm (Kreis Ludwigsburg) probiert, wie die Kripo schildert. Hier sollte die Tochter schwer an Krebs erkrankt sein. Sie liege in einer Klinik und benötige dringend ein lebensrettendes Medikament, welches es nur in der Schweiz gebe – und das 170 000 Euro koste. Weil das die Krankenkasse nicht übernehme, müsse es privat bezahlt werden. Die 68-Jährige wurde aber misstrauisch und wollte persönlich mit ihrer Tochter sprechen. Daraufhin leitete der angebliche Professor das Telefon weiter an eine Person, die jedoch nur ins Telefon weinte.

Die Frau aus Tamm machte das Richtige: Sie beendete das Telefonat, als der unbekannte Anrufer ihre Fragen nicht ausreichend beantworten konnte. Zu einem finanziellen Schaden kam es deshalb nicht, der Telefonbetrug scheiterte. In beiden Fällen hat die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums die Ermittlungen wegen Betruges aufgenommen.