Gemeinsam mit einer Bande soll eine junge Frau fast eine halbe Million Euro mit Schockanrufen bei älteren Menschen erbeutet haben. Die mutmaßlichen Betrüger schlugen indes nicht nur in Baden-Württemberg zu.

Da sie in einer Bande ältere Menschen mit sogenannten Schockanrufen um fast eine halbe Million Euro betrogen haben soll, sieht nun eine 24 Jahre alte Frau ihrem Prozess entgegen. Der Frau ist angeklagt, mehrfach hohe Bargeldsummen, Gold und Schmuck von den Opfern abgeholt zu haben, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch vor dem Landgericht in Freiburg berichtete. Die Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft und wurde in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Der Gerichtsprozess soll bis Mitte Juni dauern.

 

Bei der Masche „Schockanruf“ geben sich Betrüger als angebliche Kinder, Enkel, vermeintliche Polizeibeamte oder Rechtsanwälte aus und täuschen eine dramatische Notlage des nahen Angehörigen vor, etwa einen Verkehrsunfall. Gefordert werden hohe Geldsummen, die von den gestressten Opfern unter Zeitdruck beschafft werden sollen.

Mann übergab Gold und Bargeld im Wert von 260.000 Euro

Die wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagte Frau und mindestens drei mutmaßliche Täter waren gemäß Anklage im Süden Baden-Württembergs, im Saarland und in Bayern aktiv. Demnach gab ein Mann in München im Oktober 200.000 Euro Bargeld und ein Kilogramm Gold im Wert von rund 60.000 Euro heraus.

Insgesamt bezifferte die Anklage den Schaden auf über 450.000 Euro. Die Frau, die in der angeblichen Bande als sogenannter Läufer tätig war, stand allein vor Gericht – ob Ermittlungen gegen andere mutmaßliche Mitglieder laufen, blieb zunächst offen. Laut Strafgesetz kann Betrug in besonders schweren Fällen mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden.

Die Anzahl der Enkeltrick- und Schockanrufe war in Baden-Württemberg zuletzt stark angestiegen. 2022 wurden über 18.500 solcher betrügerischen Anrufe erfasst – das war im Jahresvergleich ein Plus von 62 Prozent. 95 Prozent dieser Straftaten blieben nach einer Kriminalstatistik allerdings im Versuchsstadium. Wie der SWR berichtete, steht derzeit in Heilbronn ein 34-Jähriger vor Gericht, weil er in einer Gruppe per Telefon Geld erbeutet haben soll.