Nur wenige Amtsträger sind in der Lage, sich selbst als Teil des Problems zu verstehen. Daniel Schamburek hat das erkannt und die Konsequenzen gezogen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Schönaich - Trotz aller Kritik, die der Schönaicher Bürgermeister Daniel Schamburek während seiner Amtsleitung einstecken musste: Seinen Rücktritt hat er mustergültig geplant. Er hat noch vor Weihnachten den Landrat Roland Bernhard informiert und seine Entlassungsurkunde erhalten. Den Rest seiner Amtszeit will er nutzen, den Übergang reibungslos zu gestalten. Die Sitzung am Dienstag, in der er „die schwerste Entscheidung meines Lebens“ verkündete, war übrigens von jener Stringenz gezeichnet, die man sich sonst auch gewünscht hätte.

 

Der Landrat musste schlichten

Die Gräben zwischen dem Gemeinderat und dem Bürgermeister in Schönaich waren offenbar zu tief. Das war nicht nur seine fahrige Sitzungsführung gewesen. Es ging um Kritik und den Umgang damit. Zum ersten Mal öffentlich geworden war der Streit, als sich der Bürgermeister per Brief an die Fraktionsführer wandte, um sich gegen die aus seiner Sicht überzogenen Angriffe auf die Verwaltung zu wehren. Die Fraktionen wiesen dies zurück und machten es postwendend öffentlich. Der Landrat musste schlichten, eine Klausurtagung sollte die Wogen glätten, sie fiel jedoch Corona zum Opfer. Außerdem hatten in der Ägide von Daniel Schamburek viele Amtsleiter das Handtuch geworfen, was kommunale Projekte verzögerte.

Trotzdem – es gibt manche Beispiele von Kommunen, wo Bürgermeister und Gemeinderat in einem zwiespältigen Verhältnis leben und die Arbeitsatmosphäre in den Verwaltungen alles andere als konstruktiv und vertrauensvoll ist. Dennoch sehen jene Bürgermeister keinen Grund, sich von ihrem Amt zu lösen.

Aber es geht immer um mehr als um ein Amt. Schamburek hat erkannt, dass das Wohl Schönaichs in Gefahr gerät und dass er selbst ein Teil des Problems darstellt. Dass er die dann Reißleine gezogen hat, und am Dienstag seinen Rücktritt verkündete, zeigt eine menschliche Größe, der allerhöchster Respekt gebührt.