Stuttgarts Affen geht's gut. In ihrem neuen Haus haben sie 14 mal soviel Platz wie bisher. Auch dürfen sie klettern, was das Zeug hält. Sogar ein Kino gibt es - wenn sie erst den Knopf gefunden haben.

Stuttgart - Happy End für Stuttgarts Luxus-Affenhaus: Nach Verzögerung und Kostensteigerung ist am Dienstag die 22 Millionen Euro teure Menschenaffenanlage in der Wilhelma eröffnet worden. An diesem Mittwoch dürfen auch die Zoobesucher rein. Das Affenhaus gilt als eine der modernsten und teuersten Anlagen für die Verwandten des Menschen in Europa. Die 12 Gorillas und 13 Bonobos haben nach Angaben des Zoos rund 14 mal soviel Platz zur Verfügung wie im alten Haus.

 

Zur Eröffnung sprach Finanzminister Nils Schmid (SPD) von einem „Meilenstein“ in der Entwicklung der Wilhelma. Zoodirektor Dieter Jauch sagte: „Wir sind stolz, dass wir mit diesem Projekt das Tor in die Zukunft der Wilhelma weit aufgestoßen haben.“

Die alte Mimi zögerte beim Umzug in der neue Haus keinen Moment, berichteten die Tierpfleger. Die 50 Jahre alte Gorilladame betrat forsch ihr neues Domizil. Es war ja auch schon ihr zweiter Umzug. Mimi war schon dabei, als es 1973 von einer provisorischen Unterkunft in das jetzt alte Menschenaffenhaus ging. Ganz zum Schluss wurde der 160 Kilo schwere Silberrücken Kibo, der Chef der Gorillafamilie, betäubt in einer XXL-Kiste ins Haus gebracht.

Das Dach der 3400 Quadratmeter großen Außenanlage erinnert ein wenig an das des Münchner Olympiastadions. Hoch hinaus können die Affen unter dem aufgespannten Gitterdach klettern. Die Gorillas können sich künftig auf einem großen Freigehege mit Bachlauf tummeln. „Viele unserer Affen hatten noch nie Gras unter den Füßen“, sagte Primatologin Marianne Holtkötter. An einer Stelle trennt die Gorillas nur eine rund sechs Meter breite Wasserstelle und ein niedriger Zaun von den Besuchern. Allein das Außengehege der Gorillas ist 30 mal größer als das alte.

Die Außenanlage ist noch nicht ganz fertig

Allerdings müssen die Affen darauf noch ein Weilchen waren. Die Außenanlage ist noch nicht ganz fertig. Aber auch drinnen fühlen sie sich schon sichtlich wohl. Große Glasflächen lassen zudem deutlich mehr Licht als bisher in das 2000 Quadratmeter-Haus. Und es gibt sogar ein Kino: Die Bonobos dürfen sich da - freilich für eine strikt begrenzte Zeit - fünf verschiedene Filme anschauen. Ihr Fernsehkonsum soll sogar wissenschaftlich ausgewertet werden. Bisher hätten sie aber den An-Knopf noch gar nicht gefunden. „Das ist aber nur eine Frage der Zeit“, sagte Holtkötter.

Genug Platz ist dort jetzt auch für die europaweit einzige Gorilla-Aufzuchtstation für tierische Waisenkinder, die bisher in etwas Entfernung zu den erwachsenen Gorillas untergebracht war. Jetzt können die Kleinen früher Kontakt zu ihren Artgenossen aufnehmen. Der jüngst Bonobo Lubao, geboren Ende März, hat seit Dienstag einen prominenten Paten: Minister Schmid übernahm die Patenschaft über das Affenbaby stellvertretend für sein Ministerium.

Der Eröffnungstermin der Anlage war mehrfach verschoben worden. Mal, weil Bombensplitter gefunden wurden, mal, weil es Ärger mit den Architekten gab. Auch die ursprünglich veranschlagten Kosten von 15 Millionen Euro wurden im Laufe von drei Jahren Bauzeit immer wieder nach oben korrigiert. Letztlich wurden die Schätzungen um sieben Millionen Euro überschritten. Spötter sprachen - in Anlehnung an das bundesweit bekannte Bahnprojekt Stuttgart 21 - schon vom Affenhaus 21. Den Löwenanteil der Baukosten trägt das Land, 9,5 Millionen Euro stammen aber auch vom Förderverein der Wilhelma.