Der Zoff um das Aroma Piperonal in Ritter-Sport-Schokolade ist noch nicht ausgestanden. Der Streit um die einstweilige Verfügung gegen die Stiftung Warentest wurde vom Gericht nach stundenlanger Verhandlung vertagt. Aber vor Weihnachten geht es weiter.

München - Darf die Stiftung Warentest weiterhin behaupten, der Schokoladenhersteller Ritter Sport täusche seine Kunden? Nein, hatte das Landgericht München I Ende November per einstweiliger Verfügung festgelegt. Gegen diese im Eilverfahren und ohne Anhörung der Beschuldigten gefasste Entscheidung legte die Berliner Verbraucherorganisation sogleich Widerspruch ein. Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Behauptung von Warentest, der in der Voll-Nuss-Schokolade verwendete Aromastoff Piperonal werde entgegen der Packungsangaben von Ritter Sport nicht natürlich sondern chemisch erzeugt. Der Aromalieferant des Waldenbucher Schokoladenherstellers, das niedersächsische Unternehmen Symrise, hatte seinerseits eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass der Stoff natürlichen Ursprungs sei sowie auf natürlichem Wege verarbeitet werde.

 

Der Richter überrascht mit einem Vermittlungsvorschlag

Gestern nun sollte die 9. Zivilkammer des Gerichts über den Einspruch der Stiftung Warentest befinden. Doch zunächst überraschte der Richter die Beteiligten mit einem Vermittlungsvorschlag: Er riet den Parteien, ein gemeinsames Gutachten in Auftrag zu geben, in dem die Herkunft des Aromastoffes Piperonal geklärt werden soll. Die Anwälte beider Seiten zogen sich in der Folge zu Einzelgesprächen zurück, die Verhandlung musste mehrfach unterbrochen werden. Beobachtern zufolge ist hart um die Formulierung einer möglichen Übereinkunft gerungen worden. Letztendlich wurde jedoch keine Einigung erzielt.

So war doch das Gericht gefordert, der einen oder anderen Seite im Aromastreit recht zu geben. Das eigentlich öffentliche Verfahren war auch am Nachmittag und am frühen Abend noch mehrfach unterbrochen worden, um die Öffentlichkeit auszuschließen. Beide Parteien, sowohl Ritter Sport und Symrise als auch die Stiftung Warentest, hatten je zwei Sachverständige als Zeugen aufgeboten. Weil es bei deren Aussagen auch um Betriebsgeheimnisse ging, wurden die Experten hinter verschlossenen Türen vernommen.

Ritter beruft sich auf Garantieerklärung des Aromalieferanten

Eine Vertreterin der Stiftung Warentest sagte in München, es gebe kein Verfahren, in dem man sicher nachweisen könne, aus welcher Quelle Piperonal gewonnen und wie es letztlich hergestellt wurde. Ritter Sport beruft sich derweil auf eine Garantieerklärung seines Aromenherstellers. Im Gerichtssaal stellte Symrise nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Produktionsmethode des Aromastoffes vor. Piperonal kommt laut Ritter Sport unter anderem in Blütenölen vor, aber auch in Pflanzen wie Pfeffer oder Dill. Der Schokoladenhersteller argumentiert, dass die Stiftung Warentest aufgrund ihrer Analysemethode die Herkunft des Piperonal nicht feststellen kann.

Die Verhandlung dauerte am Freitagabend an. Eine Sprecherin des Landgerichts München konnte nicht sagen, ob für den späten Abend noch mit einer Entscheidung zu rechnen sei oder ob diese erst am kommenden Montag bekannt gegeben werde.