Wolfgang Schorlaus erster Dengler-Fall, „Blaue Liste“, ist nun als spannendes Hörspiel live im Studio-Theater zu erleben.

Stuttgart - Es knallt und knistert auf der Bühne des Studio-Theaters. Es sind die Schauspieler, die solche Töne produzieren. Boris Rosenberger bellt wie verrückt, um einen hysterischen Hund zu mimen, Sebastian Schäfer bewegt geräuschvoll eine Türklinke, um das Klicken von Handschellen zu imitieren. Zu hören und zu sehen ist ein Live-Hörspiel von Günter Maurer (Text und Regie). „Die blaue Liste“ ist es betitelt nach dem gleichnamigen Kriminalroman von Wolfgang Schorlau, 2003 als Denglers erster Fall erschienen.

 

Funktioniert Schorlaus Plot auf der Bühne? Die Frage muss man schon stellen, denn Schorlaus komplexe Romanhandlung verknüpft drei Handlungsstränge. Zum einen geht es um die Ermordung des Treuhand-Chefs Detlev Karsten Rohwedder durch RAF-Terroristen im Jahr 1991, außerdem um den Tod des RAF-Terroristen Wolfgang Grams im mecklenburgischen Bad Kleinen 1993. Schorlaus drittes Thema ist der Absturz eines Flugzeugs auf dem Weg von Bangkok nach Wien ein paar Wochen nach Rohwedders Tod. Schorlau hat diese Ereignisse mit verblüffenden fiktionalen Spekulationen angereichert. Nur eine sei hier erwähnt, denn sonst wäre ja die Spannung futsch. Bei Schorlau ist der Mörder Rohwedders kein RAF-Terrorist, sondern hat in staatlichem Auftrag gehandelt, denn Rohwedders Sanierungskonzept für DDR-Betriebe habe den handfesten Profitinteressen westdeutscher Unternehmer widersprochen.

Im Studio-Theater ist es meistens hell, aber manchmal auch ganz kurz völlig dunkel. Man kann auch mal die Augen schließen und erlebt dann wirklich ein Hörspiel mit prägnanten Stimmen und aufregenden Geräuschen. Auf der Bühne stehen drei Schreibtische, die drei Darsteller telefonieren häufig oder erzählen die Geschehnisse der verwickelten Handlung. Bisweilen, denn man ist ja im Theater, wird auch ein wenig gespielt. So hocken Boris Rosenberger und Sebastian Schäfer an einem Tischlein und parlieren beim Rotwein.

Das alles gerät immer wieder auch lustig, vor allem durch die wie am Schnürchen laufende Geräusch-Inszenierung (technische Einrichtung: Jasmin Thomas und Daniel Winkenbach). Ganz wunderbar agieren die drei Darsteller. Sebastian Schäfer gibt herrlich lässig den Privatdetektiv Dengler, Boris Rosenberger mimt bräsige Bundeskriminalamts-Bürokraten und Susanne Theil spricht ganz cool Hochdeutsch, aber auch Schwäbisch. Eine schöne Bühnen-Aktion ist im Studio-Theater zu erleben, doch man muss verteufelt aufpassen, um die Handlung zu verstehen – das ist beim Lesen des Romans leichter.