650 000 Euro sei zu viel für den Amphibienschutzes, moniert der Bund der Steuerzahler im Falle eines solchen Projektes nahe Schorndorf. Die kritisierten Maße des Tunnels seien völlig in Ordnung, weil sie den Vorschriften entsprechen, halten Naturschützer dagegen. Zudem hätten Schäden an der Straße alles teurer gemacht.

Schorndorf - Die sechs Röhren, die unter der Landesstraße zwischen Schorndorf und Oberberken liegen, sollen die Amphibien schützen – und sind nun wegen ihrer Baukosten ins Visier des Bundes der Steuerzahler geraten. Mit 650 000 Euro, die das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) dafür ausgegeben habe, sei das Ganze „ein Luxustunnel für Lurche“ heißt es in dem aktuell veröffentlichten Schwarzbuch des Verbandes. Der Tunnel sei mit einem Meter Breite, 80 Zentimeter Höhe und zehn Meter Länge zu üppig dimensioniert. Oft hapere es an der Wartung der Tunnel, weswegen die Amphibien die Röhren eher mieden. Die Zahl der Amphibien sei an besagter Stelle ohnehin zurückgegangen.

 

„Der Bund der Steuerzahler ist billiger Polemik aufgesessen“, hält der Winterbacher Naturschützer Jörg Kaifel dagegen. Der Ingenieur hatte jahrelang ehrenamtlich zusammen mit Helfern dort Frühjahr für Frühjahr Zäune aufgestellt und die Amphibien in Eimern über die Straße getragen. „Die Größe solcher Tunnel ist vorgeschrieben“, sagt der Naturschützer. Die Tiere nähmen die Röhre nur an, wenn Licht von außen hineindringe und der Boden der Röhre feucht genug sei. Zudem, so ergänzt Kaifel, sei den Behörden aufgrund europäischen Rechts gar keine andere Wahl geblieben, als die Schutzeinrichtung zu bauen. Der Wald bei Oberberken gehöre zu einem europäischen FFH-Gebiet, es gelte für die geschützten Amphibien ein absolutes Tötungsverbot. „Wenn die EU davon erfahren hätte, dass man die Einrichtung nicht gebaut hätte, wäre die Strafe um ein vielfaches höher ausgefallen“, schätzt Kaifel. Zudem, so heißt es aus dem RP, seien die Schutzeinrichtungen ein Projekt der Wiedervernetzung gewesen, in deren Zuge Wildtierkorridore wiederhergestellt würden.

Die letztendlichen Kosten von 650 000 Euro schreibt Kaifel der schadhaften Straßentrasse zu. Der Straßengraben sei im Laufe der Jahre durch Rutschung des Hanges weitgehend verschüttet worden, die Entwässerung habe für viel Geld wieder hergestellt werden müssen. Zudem habe sich auch eine Abwasserleitung, die neben der Straße verlaufe, als marode herausgestellt und habe ersetzt werden müssen.

Der Bau von Krötentunneln hatte auch unlängst in Schafhausen, einem Teilort von Weil der Stadt (Kreis Böblingen), zu Misstönen geführt. Das 400 000 Euro teure Bauwerk sei zu groß geraten, hieß es dort. Zudem müssten die Kröten nach wie vor eingesammelt werden, da ein 70 Meter langes Teilstück fehle.