Die Geschäftspartnerinnen Eva Böhme und Antonietta Schloemer haben sich vor rund einem Jahr mit dem Seminarzentrum Zeit-Raum in Schorndorf selbstständig gemacht. Eine Zwischenbilanz
09.10.2013 - 09:31 Uhr
Schorndorf - Antonietta Schloemer und Eva Böhme sind ihre eigenen Chefinnen. Sie betreiben in einer renovierten alten Lederfabrik auf dem Schorndorfer Röhm-Areal direkt an der Rems das Seminarzentrum Zeit-Raum. Ihre Kunden können sich stundenweise, tageweise oder auch für längere Zeit einmieten. Jetzt ziehen die beiden (Geschäfts-)Freundinnen eine recht ermutigende Zwischenbilanz. Gewinne wirft das junge Unternehmen zwar noch nicht ab, aber bereits in einem Jahr könnte sich das Zentrum finanziell tragen, erklären die beiden Frauen im Interview.
Frau Böhme, Frau Schloemer, Sie haben vor knapp einem Jahr den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Haben Sie diesen Schritt schon mal bereut?
Antonietta Schloemer Nein, nie.
Eva Böhme Weil es genau die richtige Entscheidung war.
Schloemer Weil wir so viele Leute kennengelernt haben, vom Hochzeitspaar bis zum Businessmann. Weil wir so viel gelernt haben miteinander.
Alles super also?
Schloemer Stimmt. Aber wir würden heute sicherlich manches anders machen.
Was zum Beispiel?
Böhme Die Kalkulation (lacht).
Schloemer Nur Kleinigkeiten. Wir wollten zunächst selbst Veranstaltungen organisieren. Das schaffen wir aber gar nicht, solche Überlegungen würden wir weglassen.
Böhme Wegen der Änderungen im Konzept mussten wir die Internetseite komplett erneuern, das hätten wir uns tatsächlich sparen können.
Sind eigentlich alle Umbauarbeiten komplett erledigt? Manches hat ja viel länger gedauert als erwartet. Die Lieferung der Türen zum Beispiel.
Schloemer Ein paar Kleinigkeiten fehlen immer noch, die Türklinken zum Beispiel. Kürzlich hat sich jemand in der Toilette eingeschlossen. Er konnte aber befreit werden.
Wie laufen die Geschäfte?
Schloemer Gut.
Macht das Seminarzentrum denn bereits Gewinn?
Böhme und Schloemer Nein.
Schloemer Damit haben wir auch überhaupt nicht rechnen können.
Wann ist es so weit?
Böhme In zwei oder drei Jahren.
Schloemer Würde ich auch sagen. Kann aber gut sein, dass wir diesen Punkt viel schneller erreichen.
Wer sind eigentlich Ihre Mieter?
Schloemer Ganz unterschiedlich. Firmen, die bei uns Mitarbeiterschulungen oder Präsentationen machen. Privatleute, die ihre Hochzeit feiern. Der Versicherungsmakler, der sein Büro aufgegeben hat, und jetzt regelmäßig zu uns kommt.
Wie viel arbeiten Sie in einer durchschnittlichen Woche?
Boehme Zurzeit bestimmt 50 Stunden, wenn am Wochenende noch Events sind, mehr. So, wie es gebraucht wird.
Schloemer Bei mir sind es eher geschätzt 35 bis 40 Stunden.
Würden Sie anderen empfehlen, sich selbstständig zu machen?
Boehme und Schloemer Ja, auf jeden Fall.
Boehme Man sollte sich allerdings bewusst sein, selbstständig heißt selbstverantwortlich. Nach der Arbeit heimgehen und nicht mehr über das Geschäft nachdenken, das funktioniert nicht. Will ich aber auch gar nicht. Wir arbeiten eigentlich immer.
Welche Tipps haben Sie für andere Existenzgründer?
Böhme Viel Beratung holen, viel fragen. Ratschläge bei Leuten holen, die Erfolg haben.
Schloemer Nicht nur Unternehmer fragen, sondern alle Leute, die ihr Ding – ganz egal, um was es sich handelt – besonders gut machen.
Boehme Überall Inspiration holen, frech fragen, offen sein.
Schloemer Wichtig ist auch die Bereitschaft, den eigenen Kurs zu verändern. Nicht unbedingt an allen Visionen festhalten. Manchmal muss man auch den Perfektionismus ablegen. Und immer die Lässigkeit erhalten.
Boehme Immer wieder mit Frische an die Arbeit gehen.
Wer hat Ihnen beim Schritt in die Selbstständigkeit am meisten geholfen?
Schloemer Wir haben das Glück, viele tolle Partner zu haben, eine grandiose Pressefrau, eine perfekte Werbeagentur. Die Innenarchitektin war ganz wichtig, der Steuerberater hingegen ist im Moment jedenfalls nicht so wichtig.
Von welcher Einrichtung hätten Sie sich mehr Unterstützung erhofft?
Schloemer Alles war super. Die Industrie- und Handelskammer zum Beispiel, ganz toll. Den IHK-Berater, Herrn Kettner, rufe ich immer noch an, wenn ich Fragen habe, erst kürzlich, da ging es um Markenschutz. Und wenn eine Zusammenarbeit mal nicht passt, dann nehmen wir uns die Freiheit zu sagen: Dankeschön, aber das wird nichts.
Sie haben bereits während der ersten Monate Zukunftspläne geschmiedet. Stichwort Boardinghouse – wie konkret sind diese Überlegungen?
Böhme Stimmt. Die Idee, im Obergeschoss Zimmer zu vermieten, ist bei mir sehr präsent im Kopf. Wir haben da aber noch nicht konkret dran gearbeitet.
Schloemer Auch über einen Ableger des Seminarzentrums, quasi eine Filiale, haben wir schon oft geredet. Wenn wir Leute treffen, die zu uns passen, dann könnten wir uns so etwas gut vorstellen. Aber wir wollen nichts übers Knie brechen. Zunächst müssen wir unser erstes Baby zum Laufen bringen.
Sie haben beim Gründerwettbewerb der Kreissparkasse Waiblingen den dritten Platz belegt, wie haben Sie den Gewinn investiert?
Böhme Die 2000 Euro waren schnell weg. Wir haben von dem Geld die tollen Bilder für unsere neue Webseite bezahlt.
Die 2000 Euro haben Sie also nicht für einen Urlaub verprasst?
Böhme und Schloemer Nein.
Wann waren Sie denn zuletzt im Urlaub?
Schloemer Wir hatten im August zwei Wochen geschlossen. Es hatte sich schon abgezeichnet, dass es in den Schulferien ruhig wird. Ich war in Italien.
Böhme Und ich an der Ostsee und in Amsterdam. Im Urlaub bekommt man den Kopf frei, das ist wichtig. Wir sind beide sehr motiviert zurückgekommen und haben dann wieder gerödelt, das war cool.
Wie sollte Ihr Unternehmen in einem Jahr aufgestellt sein?
Schloemer Ich könnte mir vorstellen, dass sich unser Seminarzentrum bereits in einem Jahr trägt. Im nächsten Jahr haben wir viele neue Erfahrungen und sind bekannt. Wir würden uns freuen, wenn sich bis dann auch Mediatoren und Logopäden bei uns einmieten. Und Arbeit mit Kindern würde noch mehr Leben in das Gebäude bringen.
Böhme Mir würde ein Zumba-Kurs im großen Raum gut gefallen. Die Ideen gehen uns ganz bestimmt nicht aus.