Ein paar unerschrockene Schwimmer springen in das ungeheizte Außenbecken des Oskar-Frech-Seebads in Schorndorf. Der Ausdauersportler Bruno Dobelmann krault gut eine Stunde lang im acht Grad kalten Wasser.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Schorndorf - Immerhin, das Wetter spielt ja einigermaßen mit. Am Samstag um die Mittagszeit lacht die Sonne vom Himmel, das Wasser im See des Schorndorfer Oskar-Frech-Bads indes ist immer noch eiskalt, es hat gerade einmal acht Grad. Eva Kath und ihr siebenjähriger Sohnemann wollen trotzdem unbedingt in das grünlich schimmernde Wasser springen. Die Tauchlehrerin erklärt lachend: „Im Warmen kann ja jeder schwimmen.“

 

Um Punkt 12 Uhr beginnt das von der Bäderleitung ausgeschriebene offizielle „Anbaden“ und damit der Verkauf der Saisonkarten für das Freibad. Etwa eine Handvoll als Matrosen und als Nixen verkleidete Mitarbeiter des Frechbads sowie ein paar unerbittliche Badegäste machen sich schlotternd bereit für den Sprung in das ungeheizte Außenbecken. Doch was passiert drüben im großen Schwimmerbereich des Sees?

Eine alte Dame stiehlt den Anbadern die Schau

Die knapp 80-jährige Magdalena Sing stiehlt den anderen die Schau. Die alte Dame steigt kurz vor dem offiziellen Start des Anbadens seelenruhig ins Wasser. Sie schwimmt ein paar Züge, dann klettert sie schnell wieder aus dem See und erzählt, dass „ich jeden Tag 1000 Meter schwimme.“ Im Sommer draußen auf der exakt 100 Meter langen Bahn, die in den ehemaligen Ziegeleisee betoniert worden ist, und bis zur Eröffnung dieses speziellen Freibads am 27. April eben zumeist drinnen im Oskar-Frech-Hallenbad. Das Anbaden ist für die rüstige Rentnerin eine willkommene Abwechslung. Endlich kann sie mal wieder unter freiem Himmel schwimmen.

Nach diesem ungeplanten Intermezzo mit der Seniorschwimmerin sind endlich die Matrosen, die Nixen und die paar unerschrockenen Badegäste an der Reihe. Auf Kommando gleiten sie laut kreischend und stöhnend über die Rutsche in den See. Der Bäderleiter Jörg Bay und drei seiner Mitarbeiter wagen sogar einen Sprung vom Dreimeterbrett. „Scheiße, ist das kalt“, „es kribbelt überall“, „nichts wie raus aus dem Wasser“ – solche und ähnliche Hilferufe sind immer wieder zu hören. Nach kaum einer Viertel Stunde ist das Anbaden schon wieder Geschichte. Einige Badegäste ziehen sich in die Duschen zurück, andere trinken schlotternd einen Glühwein.

Extremsportler Dobelmann krault eine Stunde lang

Nur einer krault immer noch: der Stuttgarter Extremsportler Bruno Dobelmann absolviert auf der Außenbahn mal wieder ein Testschwimmen. Nach gut einer Stunde und knapp drei Kilometern ist auch für den Mann, der sich selbst den Orca nennt, Schluss. Zufrieden ist er mit seiner Leistung an diesem Tag nicht. Dobelmann sitzt zitternd am Beckenrand und erzählt, dass er sich auf eine Bodensee-Breitenquerung vorbereite – zwölf Kilometer bei knapp zehn Grad Wassertemperatur.

Er hat die Freiwassersaison überhaupt nicht beendet, ist einfach durch geschwommen. Im tiefsten Winter hat der Wahnsinnsschwimmer im See Eisbrecher gespielt. Mehrmals hat der Orca nur mit einer Badehose, mit einer Kappe, mit Neoprenhandschuhen und mit Füßlingen bekleidet die Wasseroberfläche von einer dicken Eisschicht befreit. Dann ist er im Eiswasser geschwommen, mitunter fast eine Stunde lang.