Der November ist ein ganz besonderer Monat für die Existenzgründerinnen Eva Böhme und Antonietta Schloeme gewesen. „Wir haben erstmals kostendeckend gearbeitet.“ Finanztechnisch liege ihr neues Unternehmen voll im Plan.
Schorndorf - Wenn die Geschäfte so weiter liefen wie zuletzt, sagen Eva Böhme und Antonietta Schloemer, dann seien sie womöglich schneller in den schwarzen Zahlen als kalkuliert. Der November jedenfalls sei ein ganz besonderer Monat gewesen, so die beiden Existenzgründerinnen, die Anfang März auf dem Röhm-Areal in Schorndorf ihr Seminarzentrum Zeit-Raum eröffnet haben. Im November hätten sie erstmals kostendeckend gearbeitet. Die Auslastung dürfte mittlerweile bei rund 25 Prozent liegen, sagt Böhme und strahlt. Sie hat vor ziemlich genau einem Jahr den Businessplan für das neue Unternehmen geschrieben. 50 Prozent, das sei mittelfristige das Ziel, erklärt ihre Geschäftspartnerin Schloemer, „dann machen wir ordentlich Gewinn“.
Die beiden Freundinnen sind ganz offenkundig rundum zufrieden mit ihrem Entschluss, sich selbstständig zu machen. Regelmäßig flatterten Anfragen von neuen Kunden ins Haus, etwa von Beratern, die keine eigenen Räume haben und nur gelegentlich – stunden- oder tageweise – ein Zimmer benötigen. Stark nachgefragt sei der große Seminarraum im Erdgeschoss, für private Feste wie Hochzeiten und runde Geburtstage oder für Veranstaltungen von großen und kleinen Unternehmen. Eva Böhme und Antonietta Schloemer haben auch ein paar Veranstaltungen im Seminarzentrum, mit denen sie vor der Eröffnung kaum gerechnet hatten. Kürzlich war zum Beispiel eine Modenschau der Winterbacher Firma Peter Hahn zu Gast.
Filmproduzenten und Fotografen haben Interesse
Sogar ein paar sogenannte Location-Scouts hätten die renovierten Räume in der alten Gerberei entdeckt, erzählt Eva Böhme. Über die neu gestaltete Internetseite meldeten sich neuerdings Fachleuten, die im Auftrage von Filmproduktionen oder von Fotografen Drehorte für Aufnahmen suchen. Es könnte also gut sei, dass das Seminarzentrum, das direkt an der Rems liegt, demnächst groß raus kommt.
Mittlerweile sind die letzten Umbauarbeiten abgeschlossen, sogar die Türklinken, die kürzlich noch gefehlt haben, sind jetzt montiert. Fehlt eigentlich nur noch die Terrasse am Flussufer. Die werde spätestens im Frühling angelegt, das sei Kunden fest zugesagt, die im Sommer im Seminarzentrum ihre Hochzeit feiern wollen.
Investor für ein Boardinghaus wäre willkommen
Eine fixe Idee geht den beiden Geschäftsfrauen immer mal wieder durch den Kopf: Sie würden gerne im Dachgeschoss ein sogenanntes Boardinghaus betreiben, in dem auf Zeit Zimmer oder Apartments vermietet werden. Wenn sich ein finanzkräftiger Partner finden sollte, dann würde Eva Böhme und Antonietta Schloemer diese Boardinghaus – Projekttitel Wohn-Raum – sehr gerne verwalten und betreuen. Selbst können und wollen die beiden allerdings nicht schon wieder kräftig investieren. Sie seinen erstmal froh, dass sie alle geplanten – und ein paar unvorhergesehene – Anschaffungen getätigt haben. Eigentlich nicht im Etat berücksichtigt waren zum Beispiel die Akustikelemente, die jetzt an den Decken montiert wurden. Viele Kunden hätten die Atmosphäre in den Räumen zwar gelobt, die Akustik aber kritisiert. Das erste Angebot für den Umbau habe sie allerdings schier umgeschmissen, erzählt Eva Böhme: Allein für einen Räum wären 14 000 Euro fällig gewesen. Schließlich wurde ein Fachmann gefunden, der alle Räume für rund 2000 Euro mit simplen Schallschutzplatten ausgestattet hat.
Trotz solcher Mehrausgaben sind sich die beiden Geschäftspartnerinnen sicher: Sie werden den sogenannten Break Even Point, den Punkt, an dem Erlös und Kosten gleich hoch sind, spätestens und dauerhaft nach drei Jahren erreichen – so wie es im Businessplan festgehalten ist.
Das StZ-Projekt läuft seit einem Jahr
Projekt
Seit Dezember vorigen Jahres berichten wir in loser Folge über die beiden Existenzgründerinnen. Mit der Serie wollen wir exemplarisch berichten, vor welchen Herausforderungen Gründer stehen und wie sie diese meistern.
Ende
Mit dieser Folge beenden wir die kleine Artikelserie. Wir wollen aber in einem Jahr im Seminarzentrum wieder vorbei schauen.
Interview mit Oliver Kettner von der IHK in Waiblingen
Waiblingen - Der Jurist Oliver Kettner arbeitet seit 2007 bei der IHK in Waiblingen. Antonietta Schloemer und Eva Böhme haben bei ihm vor der Eröffnung ihres Seminarzentrums Rat gesucht.