In der Schorndorfer Galerie für Kunst sind in der Reihe „Heimspiel“ bis zum 26. Juli Arbeiten von Regine Richter und Nikolaus Cinetto zu sehen – zwei Künstler, die sowohl in ihren Techniken wie auch in ihren Sujets reichlich unterschiedlich sind.

Schorndorf - Das Schorndorfer Heimspiel ist eine Ausstellungsform, die im Rems-Murr-Kreis ihresgleichen sucht. Anders als sonst üblich wird die Galerie für Kunst dabei im Duo bespielt, die Künstler wählen die Arbeiten miteinander aus und gestalten gemeinsam die Präsentation. Regine Richter und Nikolaus Cinetto, die bis zum 26. Juli gemeinsam ausstellen, sind in Fellbach Ateliernachbarn. Sie fanden sich zusammen, obwohl Techniken und Sujets reichlich unterschiedlich sind. Und trotzdem verzichten beide im Ausstellungsraum auf eine klare Unterteilung oder Beschriftung ihrer Arbeiten. Bunt gemischt hängen Cinettos Drucke und Richters grafische und malerische Arbeiten verteilt.

 

„Einen skurrilen Skulpturengarten aus Holzgebein“, nannte der Vernissageredner Thomas Milz die Atmosphäre in Cinettos Atelier. Der 1967 geborene Künstler hat sich eine sehr organische Formensprache geschaffen. Viele seiner schwarzen Formen erinnern an Blätter und Kreaturen, und dass sie auf großformatigem, hellem Transparentpapier gedruckt sind, gibt ihnen eine eigenartige Prägnanz. Das Ganze, sagte der Vernissageredner Thomas Milz, wirke wie ein an die Wand geworfenes Schattenspiel, ein verzerrtes Abbild ihres Ursprungs. Die eigentlich lebendigen Formen gewinnen durch die überdimensionale Vergrößerung etwas Bedrohliches.

Ganz anders liegt der künstlerische Fokus von Regine Richter. Die 1943 Geborene malt mit Kohle, Acryl oder Kreide und gibt dabei einen skizzenhaften Blick auf innere Vorgänge frei. Am beeindruckendsten ist dabei die überdimensionale Arbeit „Ich wollte dem Kind einen Vater malen“. Die im Laufe zweier Jahre entstandene Wand voller säuberlich aufgereihter Zettel besteht aus sechs Bildreihen mit je 17 Blättern. Man erkennt überkritzelte Akten, fallende und fliegende Männchen, Wortfetzen und durch kräftige Farben entstehende Hervorhebungen. Das Ganze wirkt wie der bildhafte Versuch des Erinnerns, wobei alle Eindrücke im wahrsten Sinne des Wortes gefärbt sind. Regine Richter, so sagte Thomas Milz in seiner Vernissagerede, „inszeniere das Zugangsrecht in eine alternative Biografie, die es nie geben wird, aber die vielleicht hätte sein können“.

Dass die Künstlerin noch andere Spielarten beherrscht, zeigt sich in einem abgeteilten Raum. Regine Richter hat dort bemalte Bücher ausgestellt, welche sie Seite für Seite illustriert hat. Wie in einem inneren Monolog kann sich der Besucher durch Skizzen und Montagen blättern, die etwa Texte von Pasolini, von Oskar Wilde oder von Hermann Hesse bebildern.