In Schorndorf-Haubersbronn und Weinstadt-Endersbach sind weitere Asylbewerberheime geplant. Zudem kündigte der Weinstädter Oberbürgermeister Jürgen Oswald an, dass auch in den übrigen Teilorten noch Standorte gefunden werden müssen.

Schorndorf/Weinstadt - Die großen Kreisstädte im Rems-Murr-Kreis stehen weiterhin unter dem Druck, Unterkünfte für Asylbewerber ausweisen zu müssen. Im Schorndorfer Gemeinderat hat der Oberbürgermeister Matthias Klopfer am Donnerstagabend bekannt gegeben, dass die Haubersbronner Festhalle im August mit Flüchtlingen belegt werden soll. 40 bis 50 Personen sollen bis Weihnachten in der älteren Turnhalle untergebracht werden, die nahe der Ortsmitte zwischen der Wieslauf und der Bahnlinie steht. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze wachse zwar ständig an, trotzdem reicht sie für den aktuellen Bedarf nicht aus, wird der Schorndorfer Rathauschef in einer Pressemitteilung zitiert. Klopfer kündigte an, dass es am Montagabend um 18 Uhr in der Festhalle eine Informationsveranstaltung für die Anwohner zum Thema geben werde.

 

Im Rems-Murr-Kreis wäre es die zweite Halle, in der Asylbewerber untergebracht werden. Von Februar bis Mai wohnten bereits in der Sporthalle am Backnanger Berufschulzentrum vorübergehend Flüchtlinge. Aus dem Kreishaus heißt es dazu, die Halle sei als „Puffer“ gedacht, falls die anderen Unterkünfte nicht ausreichten.

20 Veranstaltungen und Feiern müssen abgesagt werden

„Die Not ist groß, und wir sehen es als unsere Pflicht an, zu helfen“, sagt der Ortsvorsteher des Schorndorfer Teilortes Haubersbronn, Erich Bühler, auf Anfrage. Er werde auch bei der Versammlung am Montag dafür eintreten, dass der 2000-Einwohner-Teilort seinen Beitrag zur Lösung des Problems leiste. Insofern stimme er der Unterbringung zu, auch wenn bis zum Jahresende etliche Übungsstunden und rund 20 Veranstaltungen und Feiern abgesagt werden müssten. Zudem müsse man in die Sanitärtechnik investieren, denn die Festhalle verfüge zwar über Toiletten, aber nicht über Duschen.

Auch in Weinstadt müssen weitere Plätze für die Erstunterbringung von Asylbewerbern geschaffen werden. Das bestehende Heim in Großheppach kann knapp 140 Flüchtlinge aufnehmen und ist bereits voll belegt. Damit rangiert Weinstadt bei der Platzzahl im Vergleich zu anderen großen Kreisstädten im unteren Bereich. „In Winnenden gibt es 384, in Backnang 286 und in Waiblingen 357 Plätze“, nannte Karlheinz Heinisch, der Leiter des Liegenschaftsamtes, in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend Vergleichszahlen. Schon seit Längerem sucht die Stadt daher weitere Flächen, um sie an den Kreis zu vermieten.

Anwohner protestieren gegen Standort für Flüchtlingsheim

Beim Parkplatz des schon seit Jahren geschlossenen Cabrio-Bades in Endersbach wurde sie fündig. Doch bereits Tage bevor im Gemeinderat darüber entschieden werden sollte, hatten Anwohner mit einem Protestbrief an das Kommunalparlament dagegen Front gemacht (wir berichteten). Daraufhin ruderte man im Technischen Ausschuss zurück: Statt des Parkplatzes empfahl man, dem Kreis die Liegewiese des Bades anzubieten.

Dies konnte die Gemüter indes nicht besänftigen. Zahlreich marschierten Endersbacher am Donnerstag vor dem Gemeinderat auf, um ihrem Ärger in der Bürgerfragestunde Luft zu machen. Die Großheppacher Steinscheuer reichte für sie nicht aus. Eine Seitentüre musste geöffnet werden, damit auch jene auf dem Platz davor etwas vom Geschehen im Saal mitbekamen. Man fühle sich von der Stadt übergangen, so die Kritik der Bürger, und wolle an der Standortwahl beteiligt werden. Andere äußerten aber auch einfach nur diffuse Ängste.

Der Gemeinderat folgte trotzdem einstimmig der Empfehlung des Technischen Ausschusses. Zudem machte der Oberbürgermeister Jürgen Oswald klar: „Wir werden neben dem Cabrio weitere Standorte brauchen.“ Auch der Steinbruch sei als Fläche für ein Asylbewerberheim nicht ad acta gelegt, sondern bleibe – sobald die Pläne des für die Interkommunale Gartenschau beauftragten Landschaftsarchitekten für ihn vorliegen – im Gespräch.