Bei der zweiten Ausbildungsmesse in der Schorndorfer Moschee buhlen mehrere Aussteller um die muslimische Jugend. 2013 organisierte die örtliche Islamische Gemeinde erstmals eine solche Veranstaltung.

Schorndorf - Züleyha Karaaslan ist Pflegefachkraft mit Leib und Seele. Diese Begeisterung für ihren Beruf möchte die türkischstämmige Frau bei der Ausbildungsmesse in der Moschee der Islamischen Gemeinde gerne anderen jungen Menschen vermitteln. Doch noch fehlt es an Interessenten an diesem Freitagnachmittag. Bisher sei noch keiner an den Stand der Evangelischen Heimstiftung gekommen, berichtet Michaela Salenbauch, Karaaslans Chefin und Hausdirektorin des Spittler Stifts in Schorndorf. „Vermutlich liegt das daran, dass bisher nur Jungs da sind.“

 

Ähnliche Berufsinteressen wie deutsche Jugendliche

Offenbar sind die Interessen türkischstämmiger Jungen nicht viel anders als die deutscher. Denn der Nachbarstand der Polizei steht höher im Kurs, wenn auch dort der Andrang letztlich eher verhalten ist. Der Polizeioberkommissar Wolfgang Wahl und Renate Rösch, die für den Rems-Murr-Kreis zuständige Einstellungsbeauftragte der Polizei, können aber zumindest von einigen guten Gesprächen mit potenziellen Bewerbern berichten, die sie bereits geführt hätten. Oftmals seien es auch Eltern gewesen, die sich für ihre Kinder nach den Anforderungen erkundigten, sagt Rösch. Denn es gebe eine gewisse Schwellenangst bei den Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln. „Aber ich glaube, durch die Ausbildungsmesse in der Moschee kann diese Hürde genommen werden.“

Diese Hoffnung hat auch Vildan Atmaca. Sie kümmert sich in der Islamischen Gemeinde um die Jugend und hat die Messe nun zum zweiten Mal mit der Stadt Schorndorf organisiert. „Viele unserer Jugendlichen interessieren sich zum Beispiel für die Polizei, haben aber Angst, dass sie als Migranten nicht gut genug sind und bewerben sich dann erst gar nicht um einen Ausbildungsplatz.“ Mit der Messe möchte sie es beiden Seiten leichter machen, aufeinander zuzugehen. „Denn die Synergien durch die beiden Kulturen, die unsere Jugendlichen in sich vereinen, sind sehr reichhaltig. Das muss mehr erkannt werden.“

Erfolg der Veranstaltung ist schwer zu bemessen

Hat die erste Ausbildungsmesse, die vor zwei Jahren in der Schorndorfer Moschee stattfand, schon etwas bewirken können? Haben durch sie Jugendliche der Gemeinde Lehrstellen gefunden? Auf diese Fragen weiß weder Vildan Atmaca noch Annette Schanbacher, die Teamleiterin der Berufsberatung der Arbeitsagentur Waiblingen, die sich ebenfalls mit einem Stand an der Veranstaltung beteiligt, eine Antwort. Der Erfolg der Messe sei schwer zu bemessen, meinen sie. Viele der jungen Besucher suchten auch noch gar nicht nach einem Ausbildungsplatz, sondern wollten sich lediglich für die Zukunft informieren.

Das haben auch der 15-jährige Alper und sein ein Jahr älterer Schulkamerad Yavuz vor. Denn wenn er in zwei Jahren hoffentlich die Mittlere Reifeprüfung besteht, sagt Alper, möchte er schon genaue Berufsvorstellungen haben, am besten bereits einen Ausbildungsplatz. Keinesfalls wolle er nämlich wie sein älterer Bruder, erst nicht wissen, was er machen soll, und dann Jahre lang nach einer Lehrstelle suchen müssen.

Während das Interesse der Jugendlichen an der Messe offenbar noch eher verhalten ist, steigt es aufseiten der Ausbilder. So seien mit dem Landratsamt und der Türkischen Gemeinde Baden-Württemberg im Vergleich zur ersten Veranstaltung 2013 zwei neue Aussteller mit dabei, so Atmaca. Auch die Stadt Schorndorf, die Stadtwerke, die Freiwillige Feuerwehr und die Rems-Murr-Kliniken präsentieren sich.