Ein paar Enthusiasten halten das älteste Freibad im Rems-Murr-Kreis am Laufen – mit Erfolg und mit Sorgen. Gefeiert wird heuer der 90. Geburtstag, gesucht werden Freiwillige, die mit anpacken.

Schorndorf - Der Rasenmäher brummt, der Hochdruckreiniger pustet. Bei diesem Lärm ist kaum das Vogelgezwitscher in den hohen Bäumen zu hören. Es ist Samstagvormittag. Während andere bei diesem Sonnenschein und doch noch mal kühlen Temperaturen Joggen gehen, einkaufen oder ihr Auto putzen, haben sich eine gute Handvoll Weiler Bürger in ihrem Bädle eingefunden. Wie in jedem Jahr bringen die Ehrenamtlichen das älteste Freibad im Rems-Murr-Kreis auf Vordermann, bevor die Saison dieses Mal am 25. Mai beginnt.

 

„Es gibt viel zu tun“, sagt Jürgen Erdmann, der technische Leiter des Freibadvereins Weiler im größten Teilort Schorndorfs. Was so offiziell und nach Beruf klingt, ist es keinesfalls. Denn der Verein mit mehr als 600 Mitgliedern stemmt sämtliche Arbeiten mit Ehrenamtlichen. Nur die Badeaufsicht und ein sogenannter Wasserpfleger leisten bezahlte Arbeit. Alle anderen legen in ihrer Freizeit Hand an. „Da kommen bestimmt hunderte von Stunden zusammen“, sagt Michael Dürr, der Vorsitzende des Vereins. Doch sie machten es alle gern.

Im Jahr 2018 hatte das Bädle 10 000 Besucher

Viel zu tun, das heißt: Jedes Jahr vor der Saison muss das Wasser, das im Winter das 90 Jahre alte Becken stabilisiert, abgelassen und ausgepumpt werden. Die Wände und der Boden des gesamten Betonbeckens müssen sauber gemacht, ausgebessert und neu gestrichen werden. Jemand muss die Bänke und Liegestühle sauber machen und auf dem idyllischen Gelände mit den vielen großen Bäumen verteilen. Jemand muss den Rasen mähen und sich um das Unkraut kümmern. In diesem Jahr haben die Mitglieder auch noch das Dach der alten Umkleide neu decken lassen, vor zwei Jahren war der Kiosk am Eingang dran. „Wir sind jetzt quasi durch mit der Sanierung“, sagt Michael Dürr – bis auf das Becken. Doch wofür all der Aufwand? Es gibt doch eineinhalb Kilometer weiter in Schorndorf das Oskar-Frech-Seebad?

Und auch im nahen Winterbach lockt ein Freibad. „Das Oskar-Frech-Bad ist sehr attraktiv, aber nicht unsere Konkurrenz“, sagt Jürgen Erdmann. „Die Menschen kommen zu uns ins Bädle, weil sie sich hier treffen wollen mit Leuten, die sie kennen“, sagt Dürr. Die Weiler Familien nutzen das Bädle auch quasi als beaufsichtigten Wasserspielplatz und schicken selbst ihre kleinen Kinder alleine ins Weiler Freibad. „Viele Generationen von Kindern haben hier das Schwimmen gelernt“, sagt Dürr. „Im Sommer gibt es keinen besseren Treffpunkt in Weiler als im Bädle“, sagt auch Vereinskassierer Marc Winger. Das wissen viele Menschen zu schätzen: Im Jahr 2018 hatte das Bädle 10 000 Besucher. Schwer hingegen sei es, genügend Helfer für die viele Arbeit im und um das Bädle zu finden.

„Wir brauchen Geld für die Beckensanierung.“

„Meist sind wir sechs bis zehn Leute, die sich vor Saisonstart treffen und gemeinsam arbeiten“, sagt Michael Dürr. Seine Sorge gilt unter anderem der Nacht im Bädle. Zwar ist die Übernachtung für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren so beliebt, dass inzwischen vorrangig nur Mitglieder mitmachen können. Doch die Helfer, die das Event seit Jahren auf die Beine stellen, wollen im nächsten Jahr aufhören. Nun sucht Michael Dürr händeringend nach Ehrenamtlichen – und das nicht nur für diese Aufgabe.

Einen guten Anlass, die Werbetrommel zu rühren hat der Freibadverein in diesem Jahr auf alle Fälle: Denn das kleine Bädle wird 90 Jahre alt. 1927 hatte der TV Weiler den Bau eines Freibads beschlossen. Daraufhin griffen viele Weilermer Bürger zum Spaten und halfen gemeinsam, das Becken östlich der Ortschaft auszuheben und zu betonieren. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde es schließlich am 30. Juni 1929 eingeweiht. Anfangs floss noch das Wasser des Bronnbachs durch das Bädle. Heute spendieren die Stadtwerke Schorndorf das Wasser, die Chemikalien zur Aufbereitung und die Farbe für das Becken. Seit 25 Jahren kümmert sich der Freibadverein um den Betrieb.

Wie die Zukunft aussieht? „Wir brauchen Geld für die Beckensanierung“, sagt Michael Dürr. Diesen Sommer will der Verein die Planungen dafür zu Ende bringen und dann mit dem Oberbürgermeister Matthias Klopfer und mit den Fraktionen im Gemeinderat reden. „Das können wir nur mit Hilfe der Stadt und von Sponsoren stemmen“, sagt Dürr. Der Verein will im Ort für die Sanierung mobil machen. Denn „für Weiler ist das Bädle wichtig“.