Im Stuttgarter Theaterhaus las die Skandal-Autorin Charlotte Roche aus ihrem Roman "Schoßgebete" und inszenierte sich mal wieder als Rampensau.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Auch wenn ihr viele absprechen, eine ernstzunehmende Literatin zu sein, so hat Charlotte Roche am Dienstagabend im Theaterhaus gezeigt, dass sie zumindest eines ist: eine echte Rampensau. „Die Philipp Lahm der Bums-Belletristik“, wie sich die Skandal-Autorin ankündigen ließ, trat auf im kurzen Leoparden-Minikleid und in gespenstisch hohen Plateauschuhen.

Um Oralsex auf Heizdecken geht es gleich im Einführungskapitel von Roches neuem Roman „Schoßgebete“. Und genau diese Passage las die Autorin zu Beginn gut gelaunt und mit häufig ans Publikum gerichteten Zwischenfragen vor („Ich griff mit der Hand in seine Yogahose – machste auch Yoga?“).

 

Praktische Tipps für den Alltag

Mit ihren frechen Sprüchen half Roche dem Publikum über jene Stellen hinweg, die manchem öffentlich laut vorgelesen vielleicht hätten peinlich werden können. „Das sind doch auch praktische Tipps für den Alltag“, beteuerte Roche, der manche Passagen „aber auch unangenehm“ waren. Lebenshilfe und Gebrauchsanweisung in Sachen Sex sind Roches Texte, aber immer auch „auf Pointe geschrieben“, wie die Autorin zugab. Doch traditionelle Lesungen sind nichts für die ehemalige Viva-Moderatorin, die 2008 mit dem Roman „Feuchtgebiete“ einen Bestseller landete: „Ich illustriere das während des Lesens dann immer so ein bisschen, Lesungen sind ja sonst voll langweilig.“

Wer in den ersten Reihen saß, musste befürchten, auch mal von der Autorin angesprochen zu werden. Sie sei aber froh, dass nicht nur „alte Männer“ im Publikum säßen, sagte Roche: „Nichts gegen alte Männer, aber das ist ja ne Lesung, wusstet ihr, ne? Kein Live-Sex auf der Bühne.“

„Ich beantworte alle eure Fragen, egal, was ihr wissen wollt, mit euch bin ich nicht so zickig wie mit den Journalisten“, versprach die Autorin dann – und hielt sich dran. Roche, die sich manchmal während des Vorlesens auch selbst lektorierte („An dieser Stelle muss man sagen, ich bin eine schlechte Autorin, so kann man das doch nicht schreiben“), trieb ein geschicktes Spiel mit ihren Zuschauern, die ihr alles oder nichts glauben konnten. Wie viel in Roches Roman autobiographisch sei, wollten einige wieder wissen. Vor allem der Tabubruch und das Privatleben der Autorin beschäftigte die Zuschauer – und Roche scherzte: „Mein Mann weiß nichts von dem Buch, ich habe ihm erzählt, ich sei als Staubsaugervertreterin in Stuttgart unterwegs.“