Geiz wird den Schotten - ganz zu Unrecht - nachgesagt. Doch mit Weihnachtsmärkten und Partys geizen sie in Edinburgh wirklich nicht.

Edinburgh - Alexandra und Robert Drliczek aus Fürth kommen schon seit vielen Jahren zum German Christmas Markt (Deutscher Weihnachtsmarkt) in die schottische Hauptstadt Edinburgh. Nicht als Touristen, sondern als Aussteller. An ihren Verkaufsständen gibt es Nürnberger Bratwurst, deutsches Bier und gebrannte Mandeln. Viele Kunden kommen jedes Jahr wieder. Unter der Woche sind es meist die Edinburgher selbst, am Wochenende kommen viele aus dem Umland hinzu. „Wir sind kulinarische Kulturbotschafter“, sagt das Ehepaar Drliczek augenzwinkernd, „und das nicht nur mit unseren typisch deutschen Produkten.“

 

Tatsächlich kommen jedes Jahr auch Schüler mit Fragebögen aus dem Unterricht, in denen sie deutsche Namen für Weihnachtsgebäck eintragen oder Liedtexte komplettieren müssen. „Die Stimmung ist bestens“, meinen die Drliczeks. „Die Schotten sind sehr freundlich und die Atmosphäre weniger hektisch als auf vergleichbaren Märkten in Deutschland.“

„Weihnachten, das nicht die Welt kostet“

Weit über 100 Stände und Attraktionen vom Riesenrad bis zu Shows im Spiegelzelt am St. Andrews Square verteilen sich in der Edinburgher Innenstadt rund um das viktorianische Scott Monument, das an den schottischen Nationalautor Sir Walter Scott erinnert. Auf einer großen Eisbahn entlang den East Princes Street Gardens drehen Könner ihre Pirouetten. Den „German Market“ mit Brezeln, geräuchertem Kassler, Glühwein, Dresdner Stollen und Nürnberger Lebkuchen sowie Kunsthandwerk und Räuchermännchen aus dem Erzgebirge gibt es seit vielen Jahren, und ein Besuch desselben ist bei vielen Schotten inzwischen Tradition.

Doch damit nicht genug. Unter dem Motto „Weihnachten, das nicht die Welt kostet“ bieten Stände auf Edinburgh’s Ethical Christmas Fair vom 7. bis zum 15. Dezember an der Castle Street im Herzen der schottischen Hauptstadt fair gehandelte Produkte, Schokoladen, Mode, Kunsthandwerk, Schmuck und Weihnachtsdekorationen an, meist aus nachhaltiger Produktion und oft aus recycelten Rohstoffen gefertigt. Die Käufer kommen aus aller Welt, und unter den Ausstellern finden sich Stände mit Chutneys und Glasarbeiten aus Indien und Swaziland, ebenso wie handgemachte Taschen einer Frauenkooperative aus Vietnam oder Töpfer- und Schnitzarbeiten aus Südafrika, Bali oder Schottland.

„Mulled Cider“ hält die Besucher warm

Die Real Scottish Christmas Fair in einem riesigen beheizten Zelt auf der Ecke Castle Street und Princes Street in der schottischen Hauptstadt präsentiert vom 30. November bis zum 5. Dezember vornehmlich Produkte aus Schottland, Silberschmuck, Keramik, Tweed-Jacketts sowie schottische Marmeladen und andere Süßigkeiten. Heißer, gewürzter Apfelmost, der „mulled Cider“, hält die Besucher zusätzlich warm. Hinzu kommen der traditionelle Farmers’ Market im Schatten des Edinburgh Castle, auf dem jeden Samstagvormittag mehrere Dutzend Bauern und ländliche Produzenten ihre Produkte vom Biokohlkopf bis zur Wildschweinwurst anbieten.

Klar, dass es viele Kinder auf den St. Andrews Square zieht mit seinem Magical Children Market und den vielen Spielzeugständen und Karussells. Wer im verwirrenden Christmas Tree Maze, einem Irrgarten aus Tannenbäumen, die Orientierung verliert, wird aus dem Labyrinth wieder herausgeführt, erhält aber auch nicht das kleine Überraschungsgeschenk, das die Helfer von Santa Claus denen überreichen, die es in das Zentrum des Irrgartens geschafft haben. Die schottische Hauptstadt mit ihrer mittelalterlichen Altstadt sowie der georgianischen Prachtarchitektur der Neustadt am Südufer der Meeresbucht Firth of Forth ist nicht nur Handelsmetropole, Zentrum für Medien, Informations- und Biotechnologie, sondern auch die Weihnachtshauptstadt von Schottland, zu der neben Plum-Pudding, Truthahn und Bannock-Kuchen auch der Weihnachtsmarkt im Zentrum gehört.

So wird das Reisewetter in Europa

Infos zu Edinburgh

Anreise
Von Stuttgart über Frankfurt mit Lufthansa nach Edinburgh ab 220 Euro, oder direkt ab Frankfurt via Amsterdam für 308 Euro, www.lufthansa.com.

Unterkunft
Premier Inn Edinburgh City Centre. Renoviertes Touristenhotel im Zentrum (Haymarket) mit gutem Service und geräumigen Zimmern, DZ ab 96 Euro, 121-123 Princes Street, www.premierinn.com .

Ibis Edinburgh Centre. Ordentliches Hotel mit superzentraler Lage nahe der Royal Mile, bestens zur Stadterkundung geeignet, DZ ab 98 Euro. 6 Hunter Square, www.ibishotel.com .

Das Nira Caledonia ist ein elegantes Hotel im Zentrum der Stadt mit allen Annehmlichkeiten, DZ ab 290 Euro. 10 Gloucester Place, www.niracaledonia.com .

Allgemeine Informationen
Visit Britain, www.visitbritain.de . Übersicht über Weihnachtsmärkte in Edinburgh unter www.edinburghschristmas.com . Der Edinburgh Pass (37 Euro) lässt sich auch vorab über die Visit-Britain-Website erwerben. Er bietet freien Eintritt zu über 30 Attraktionen, Flughafen-Transfers sowie einen Reiseführer.

Essen und Trinken
Die im modernen Iglu Bar & Restaurant verarbeiteten Produkte kommen überwiegend aus Schottland. Hauptgerichte ab 17 Euro. 2b Jamaica St., www.theiglu.com .

Im Albanach gibt es klassische Gerichte wie schottisches Haggis with bashed neeps and mashed tatties, also gefüllter Schafmagen mit cremiger Whiskysoße, Kartoffeln und Rüben. Als Aperitif locken 250 Whiskysorten. Hauptgerichte ab 11 Euro. 197 High Street, www.albanachedinburgh.co.uk .

Castle Terrace Restaurant. Kreative schottische Spitzenküche im Schatten der Burg. Viele regionale Produkte nach dem Motto „Die Natur auf den Teller“. Hauptgerichte ab 30 Euro, 5-Gänge-Überraschungsmenü 66 Euro. 33/35 Castle Terrace, www.castleterracerestaurant.com .

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