Die Nachbarn unseres Redaktionsgartens, Veronika und Wolfgang Kellner, sind erfahrene Hobbygärnter. Sie wollten wissen: Kommen sie nur mit eigenem Salat durch die Gartensaison?

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Möhringen - Undri’s Gartenparadies trägt seinen Namen zu Recht: Das angemietete Ackerstück von Wolfgang und Veronika Kellner in Stuttgart-Möhringen ist für Gemüsefreunde eine Augenweide. Lauchzwiebeln, Salate und Möhren wachsen dort in saftigem Grün. Unkraut? Ungenutzte Brachflächen? Fehlanzeige. Die Mühe, die in diesem Feld steckt, ist unübersehbar. Verglichen mit unserem Redaktionsacker „Schreiber-Garten“, der ein paar Meter weiter liegt und zugegebenermaßen nicht ganz so akkurat aussieht, ist dieser Garten wirklich ein Gemüseparadies. Und das, obwohl das Feld doppelt so breit ist wie unseres und damit 96 Quadratmeter misst.

 

Doch den Gemüseliebhabern aus Kaltental war auch das kaum genug, weshalb sie die von Bauer Klaus Brodbeck bepflanzten Reihen um weitere Stecklinge ergänzt haben, „damit die Ausbeute höher ist“. Dass sich der Mietgarten trotzdem finanziell nicht rechnet – die Kosten für den Doppelgarten liegen für eine Saison bei 439 Euro – war klar. „Das war auch nicht unser Denkansatz“, betont Kellner.

Säen lohnt sich

Er und seine Frau haben zum dritten Mal einen Acker über das Portal „Meine Ernte“ angemietet. Aufbauend auf den Erfahrungen der Vorjahre haben sie sich vorgenommen, diesmal ein wenig zu experimentieren, zum Beispiel mit neuen Sorten oder anderen Fruchtfolgen. Ein Ziel war, die ganze Saison über eigenen Salat ernten zu können. „Aber es hat nicht geklappt. Bei dem schönen Wetter kamen dann doch alle auf einmal.“ Zu den guten Erfahrungen zählt, dass die selbst gezogene Saat prima angewachsen ist. „Die Stauden sind eher eingegangen. Aber was wir gesät haben, das ist recht gut gekommen und viel kräftiger gewachsen“, sagt der Hobbygärtner und zieht das Fazit: „Säen lohnt sich.“ Nur das Nachsäen habe seine Tücken: Wenn daneben eine hohe Pflanze wie Mais wachse, verhindere der Schatten das gute Gedeihen. „Auf die Steckrüben freuen wir uns schon den ganzen Sommer, aber die kommen zwischen den Buschbohnen einfach nicht hoch.“

Fast jeden Tag kommen die Kellners auf den Acker. „Manchmal tut’s schon weh, wenn man extra früher aufstehen muss“, sagt er. Aber die Mühe lohne sich. „Es freut uns, zu sehen, wie sich ein Bild ergibt, wie Natur funktioniert. So ein Garten entwickelt eine ganz eigene Dynamik, das weiß man im Vorhinein gar nicht.“ Belohnt werde man spätestens am Esstisch: Der Geschmack der eigenen Feldfrüchte sei originärer, würziger als Supermarktgemüse. Während dort jede Gurke eine genormte Form erfüllen muss, ist die eigene Ernte auch mal krumm – aber leckerer.

Wohin mit dem Gemüseüberschuss?

Eine weitere Lehre, die Wolfgang und Veronika Kellner aus ihrer Feldarbeit mitnehmen, ist das Bewusstsein für die Erntezeit: Während es im Laden das ganze Jahr über Karotten gibt, mussten sie auf ihrem Acker bis in den August hinein warten. Und dann hatten sie auf einen Schlag viel zu viel davon. „Wir kriegen es im Kleinen mit, wie schwierig es ist, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu haben. Die Tafelläden zeigen, dass man’s auch im Großen nicht hinkriegt“, sagt Kellner. Seine Frau fing irgendwann an, auf dem Acker zu entscheiden, was es zu Mittag geben soll. „Man muss schauen, was reif ist, und nicht, was man gerne hätte“, sagt sie. Um den Überschuss nicht wegwerfen zu müssen, hat sie Grünkohl und Bohnen blanchiert und eingefroren, aus Zucchini Suppe und aus Tomaten Soße gekocht und eingefroren, aus Rucola wurde Pesto. Mit diesen Vorräten werden die Kellners auch im Winter noch oft an ihren Acker denken – und Pläne schmieden für die nächste Ackersaison.