Wer den richtigen Erntezeitpunkt verpasst hat, kann aus der Not noch eine Tugend machen. Wir haben ein paar Tipps für die Samengewinnung aus den eigenen Pflanzen zusammengestellt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Ohjee, die Zucchini in unserem Schreiber-Garten an der Balinger Straße in Stuttgart-Möhringen sind schon wieder riesig geworden. Die Größte ist fast einen halben Meter lang und dicker als mein Oberarm. Ob die noch schmeckt? Doch das Team von Meine Ernte, über das wir unseren Redaktionsacker gemietet haben, weiß Rat. Wer den richtigen Erntezeitpunkt verpasst habe, könne mit dem zu groß gewordenen oder auch geschossenen Gemüse dennoch etwas Sinnvolles anfangen. So steht es auf der Internetseite des Start-up-Unternehmens. Aus den Zucchinikernen lassen sich im nächsten Frühjahr neue Pflanzen ziehen.

 

Das habe ich auch schon in meinem privaten Garten gemacht und war dabei sehr erfolgreich. Doch in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Horrornachrichten von Menschen, die sich an ihrem selbst gezogenem Gemüse vergiftet haben. Zucchini, aber auch Kürbisse und Gurken können sogenannte Cucurbitacine bilden. In gekauftem Saatgut ist dieses Pflanzengift stillgelegt. „Das heißt, der entsprechende Teil ist im Erbgut inaktiv, jedoch latent immer noch vorhanden“, warnt das Meine-Ernte-Team. Durch spontane Mutation, das heißt Veränderung des Erbguts, könne dieser Teil der Erbanlagen wieder aktiv werden und die Pflanze das Gift wieder produzieren. Das merkt man aber eigentlich, denn die Früchte schmecken dann bitter. Meine Ernte rät nicht grundsätzlich davon ab, aus Zucchini und Co. Samen zu gewinnen, weist aber ausdrücklich auf das Risiko hin, im nächsten Jahr giftige Pflanzen zu erhalten.

Die Samen kommen aus den Blüten oder aus den Früchten

Bei anderen Gemüsesorten ist die Samengewinnung völlig unverfänglich – und zudem kinderleicht. Bei manchen Pflanzen stecken die Samen in den Früchten. In unserem Schreiber-Garten haben wir zum Beispiel Bohnen, mit denen das funktioniert. Dazu muss die Bohne aber länger am Strauch hängen, als wenn man sie für den Verzehr möchte. Bei anderen Pflanzen kommen die Samen aus der Blüte. Im Fall unseres Redaktionsackers trifft das zum Beispiel auf Rucola und Spinat zu. Die Samen in der Blüte sollte man gut ausreifen lassen. Allerdings müssen sie geerntet werden, bevor sie von selbst herunterfallen. In unserem Schreiber-Garten gibt es auch Mangold, Zwiebeln, Möhren und Rote Bete. Das alles sind Pflanzen, bei denen man eigentlich Samen aus den Blüten gewinnen kann. Allerdings blühen die Pflanzen erst im zweiten Jahr, und bis dahin hat der Landwirt Klaus Brodbeck, dem das Feld gehört, den Acker bereits gepflügt.

Gewonnenes Saatgut binnen weniger Jahre wieder einsetzen

In unseren Nachbargärten wachsen auch Tomaten. Manche der roten Früchte liegen am Boden. Auch aus ihnen kann Saatgut fürs nächste Jahr gewonnen werden. Die Kerne befinden sich im glitschigen Inneren. Am besten bekommt man sie heraus, wenn man dieses in ein Teesieb gibt und gründlich abspült. Danach die Samen auf ein Küchenkrepp oder Klopapierblatt kippen und trocknen lassen. Das Papier kann als Saatgutscheibe mit eingepflanzt werden.

Generell hat Meine Ernte auf seiner Internetseite einige Tipps zu Saatgutgewinnung zusammengestellt. Grundsätzlich gilt: gründlich waschen und trocknen. Dann sollte man prüfen, dass sich keine Blatt- und Stängelreste auf den Samen befinden, damit keine Krankheiten auf sie übertragen werden können. Die Samen müssen trocken, dunkel und am besten bei einer Temperatur zwischen null und zehn Grad Celsius gelagert werden. Weil die Keimfähigkeit von Gemüse schwankt, sollten die selbst gewonnenen Samen spätestens in drei Jahren in die Erde kommen.