Das Schreibwarengeschäft Kocher in Leinfelden gibt es seit Jahrzehnten, Cornelie Hahn führt es seit elf Jahren. Im Februar schließt sie den Laden.

Cornelie Hahn wirkt mit sich im Reinen. Ja, es gibt noch viel zu tun, und vieles wird fehlen, aber der Beschluss ist gefasst und auch gut überlegt. „Einfach, weil es Zeit ist“, sagt sie. In Kürze wird sie ihr Geschäft, den Schreibwarenladen Kocher an der Echterdinger Straße in Leinfelden, schließen. Das kleine Lädle, in dem Bürobedarf, Lotto, Zeitschriften, Geschenkartikel und mehr erhältlich sind, gibt es seit Jahrzehnten, „seit mindestens 40 Jahren“, sagt sie. Sie selbst hat es vor elf Jahren übernommen, damals als Quereinsteigerin. Cornelie Hahn ist eigentlich gelernte Zahntechnikern, stundenweise habe sie aber schon früher bei der ursprünglichen Besitzerin gearbeitet.

 

Nun jedoch steht der Abschied an. „Ich gehe nicht, weil es mir nicht mehr gefällt oder aus wirtschaftlichen Gründen, sondern weil ich denke, ich habe das Alter erreicht“, sagt Cornelie Hahn. 66 ist sie jetzt. Die Corona-Zeit habe sie in ihrem Laden nach eigenen Angaben „super“ überstanden, der Schlüsselmoment sei für sie aber gewesen, als sich das dritte Enkelkind angekündigt habe. „Als ich gehört habe, dass es unterwegs ist, dachte ich: Ich muss etwas ändern.“ Sie wolle mehr Zeit mit ihren Kindern und Enkeln verbringen. Zwei der drei Angestellten hätten ebenfalls bereits das Rentenalter erreicht, die dritte werde sich umorientieren.

Die dritte Aufgabe eines traditionsreichen Geschäfts

Für Leinfelden ist das nahende Aus ein Verlust. Es ist die dritte Aufgabe eines traditionsreichen Geschäfts seit dem noch frischen Jahreswechsel. Die Buchhandlung Seiffert hat bereits zugemacht, Ayse Özelden schließt ihr Schneiderei-Nähgeschäft an der Stuttgarter Straße Ende Januar. Der Mietvertrag bei Kocher läuft noch bis Ende Februar, Mitte Februar will Cornelie Hahn aber zumachen, um alles in Ruhe ausräumen zu können. Was mit den Räumlichkeiten passiert, ist unklar. Mit Menschen, die sich für die Nachfolge interessierten, habe sie gesprochen, konkret geworden sei aber bislang nichts. „Mir tut es schon leid für die Läden“, sagt Cornelie Hahn. Auch anderswo gebe es solche Probleme, vor allem in den Randlagen. „In allen Branchen ist es überall mau.“ Dennoch: Für Cornelie Hahn kommt viel Gutes. Mehr Zeit mit der Familie und für sich, statt sechs Tage die Woche im Laden zu stehen, darauf freut sie sich, wie sie sagt. Ihr Mann sei auch seit nicht allzu langer Zeit im Ruhestand, der nächste Urlaub sei bereits gebucht. Wehmut ist trotzdem dabei. Cornelie Hahn betont: „Ich werde den Laden vermissen. Ich habe es gern gemacht.“