Eine Schreinerei in Eberdingen (Kreis Ludwigsburg) hat sich auf Spielplätze spezialisiert. Woran man einen guten Spielplatz erkennt und welche Trends angesagt sind.

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

Es ist eine Parallele, die sich nicht sofort erschließt: „Wir sind wie die Feuerwehr, jeder ist froh uns zu sehen“, sagt Thomas Renner. Der Quereinsteiger baut seit acht Jahren mit seiner Schreinerei Starkholz Spielplätze und beschäftigt sich seither täglich mit Wackelbrücken, Hangelstrecken und Klettertürmen.

 

„Wenn wir anrücken, sind die Augen der Kinder immer groß“, sagt der 45-Jährige. Von Eberdingen aus sind die elf Mitarbeiter der kleinen Firma in der ganzen Region und darüber hinaus unterwegs. Mit ihren Holzkonstruktionen versuchen sie für möglichst viel Spielspaß zu sorgen.

Wie wird man Spielplatzbauer – und kann man das lernen? „Das ist kein Lehrberuf“, sagt Renner. Er selbst sei vor der Firmengründung eher im kreativen Bereich unterwegs gewesen und habe auch im Marketing gearbeitet. Mit einem inzwischen verstorbenen Freund, der die technische Seite abdeckte, und das Spielplatzbauen in Berlin gelernt hatte, hat Renner vor acht Jahren die Firma Starkholz gegründet. „Wir machen natürlich auch andere Schreiner-Aufträge, aber zu etwa 85 Prozent bauen wir Spielplätze“, sagt der Firmeninhaber. Mit der Zeit stieg die Expertise und die Nachfrage.

An 1500 Spielplätzen mitgearbeitet

Das Besondere an den Spielplätze von Starkholz sei, dass jeder individuell ist. „Wir haben schon Anfragen, Spielgeräte genau wie auf anderen Spielplätzen von uns aufzubauen, aber in der Regel sind das alles Unikate“, sagt Renner. Rund 1500 Spielplätze habe man in den acht Jahren schon gebaut oder zumindest mitgebaut, da werden die Schreiner automatisch zu Experten.

Nicht weit entfernt von der Schreiner Starkholz findet sich einer ihrer Spielplätze. Foto: Simon Granville

Wo gewünscht, konzipieren sie die Spielplätze selbst, arbeiten aber auch mit Planern zusammen. Der Kreativität sind aber durchaus Grenzen gesetzt. „Es gibt für Spielplätze eine DIN-Norm und sicherheitstechnisch müssen die Geräte auch geprüft werden“, sagt Betriebsleiter Morris Forster.

Der Schlüssel zum Erfolg: Spielwert und Kinderzufriedenheit

Was macht einen guten Spielplatz aus? Der Erfolg für einen Spielplatzbauer bemisst sich in erster Linie nach dem Spielwert. Also daran, wie gut die Geräte bespielbar sind und wie sie von den Kindern angenommen werden. Dabei seien manchmal gar nicht die besonders raffinierten Klettergeräte der Favorit. Oft seien einfache Spielgeräte in ansprechender Optik der Hit.

Stolz zeigt Renner einen Rutschturm, der in Form eines Lamas gehalten ist. Solche auch optisch sehr besonderen Geräte sind für die Spielplatzbauer ein Highlight. Renner freut sich vor allem an der Individualität. So habe man einmal einen Spielplatz mit vielen Kistenelementen umgesetzt, der dadurch einzigartig aussehe.

Robustheit und Naturnähe

Bei Starkholz glaubt man – wie könnte es anders sein – an die Macht des Holzes. Im Lager stapeln sich die Robinienholzpfähle aus denen die Spielgeräte der Eberdinger zusammengebaut werden. Es sei das beste Holz für Spielplätze, weil es robust und langlebig ist. Außerdem sei Naturnähe ein Trend bei Spielplätzen. Wichtig sei auch, dass die Kinder unterschiedliche taktile Reize erfahren können. Die Oberflächen müssen sich also voneinander unterscheiden.

Am liebsten sind Renner und seinen Leuten Mottospielplätze, bei denen sie sich in der Planung miteinbringen können. Den Dino-Spielplatz etwa beim Museum am Löwentor in Stuttgart hätte man gerne gestaltet, aber die Vorgaben verlangten nach mehr Metall zum Stützen. Der neue Turm auf dem Bietigheimer Spielplatz an der Wobachstraße wäre fast aus Eberdingen gekommen, dafür gab es für die Neugestaltung des Ufers in Mundelsheim den Zuschlag – ein Spielplatz den der Experte Eltern nur empfehlen kann, weil er viel Abwechslung bietet.

„Kindgerechte Spielplatzgestaltung: Ideen und Feedback gefragt“

Das ganze Team ist stets auf der Suche nach Inspiration und Ideen für neue Spielplatzgeräte, die zum einen die Fantasie anregen, aber möglichst für viele Altersstufen Spielmöglichkeiten bieten. Kleine Kinder haben sowohl Forster als auch Renner selbst, aber oft würden sie sich noch mehr Feedback wünschen. „Wir machen das ja für die Kinder und manchmal würde ich mir wünschen, dass bei den Planungen in den Kommunen die Wünsche der Kinder stärker zur Geltung kommen“, sagt Renner.

Die Unfallkassen spielten bei der Abnahme von Spielplätze eine immer größere Rolle. Die Angst vor Unfällen werde immer größer. Eine absolute Sicherheit könne nie hergestellt werden, sagt Renner. Mit einem entsprechenden Untergrund und der altersgerechten Nutzung beuge man aber schweren Verletzungen vor.

Mit dem Spielplatzbau habe man auf jeden Fall einen Wachstumsmarkt für sich entdeckt, sind sich Andreas Renner und Forster einig. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen es sich Gemeinden leisten konnten, wenig Wert auf die Angebote für Kinder zu legen. „Es macht richtig Spaß mit Verantwortlichen wie Bürgermeister Frank Wittendorfer damals in Oberriexingen zusammenzuarbeiten“, sagt Andreas Renner. Der habe erkannt, dass er jungen Familien in seiner kleinen Stadt etwas bieten musste und so wurde der Funpark dort kreiert. Dieses Denken sei mittlerweile zum Glück weit verbreitet.