Der Schriftsteller Sasa Stanisic trifft jenen Sachbearbeiter wieder, der ihn vor der Abschiebung bewahrte. Ohne ihn, das hat er seitdem wiederholt betont, hätte er nicht in Deutschland bleiben dürfen.

Heidelberg - Ausländerbehörden haben hierzulande nicht unbedingt den besten Ruf. Wer einmal mit ihnen zu tun hatte, hat oft wenig Erfreuliches zu berichten. Doch es gibt Ausnahmen. Von einer hat der vielfach preisgekrönte Schriftsteller Sasa Stanisic in seinem Buch „Herkunft“ berichtet. Er hatte während des Bosnienkrieg 1992 als Jugendlicher zusammen mit seinen Eltern aus seiner Heimat fliehen müssen und war mit ihnen zu einem Onkel nach Heidelberg gekommen. Der Teenager war hier zur Schule gegangen, hatte Freunde gefunden, das Abitur gemacht. Dafür, dass er anschließend bleiben durfte und studieren konnte, sorgte ein Mann im Ausländeramt der Stadt. „Ich wurde 1998 nicht abgeschoben, weil der Sachbearbeiter der Ausländerbehörde mehr als nur Dienst nach Vorschrift tat“, hat er in „Herkunft“ zu Protokoll gegeben. Ohne ihn, das hat er seitdem wiederholt betont, hätte er nicht in Deutschland bleiben dürfen, wäre womöglich kein Schriftsteller geworden. „Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich heute hier sitze“, sagte Stanisic bei einem Interview im Hessischen Rundfunk anlässlich der Verleihung des Deutschen Buchpreises im Herbst 2019.