Akos Doma Foto: privat
Auf den ersten Blick fast nicht zu sehen ist das schmale Gebäude hinter dem monolithischen Hochhaus am Charlottenplatz – ich musste an die kleinen russisch-orthodoxen Kirchen im Schatten der sozialistischen Bettenburgen in Moskau denken. In den Fenstern des Hochhauses gegenüber eine Zahnverschönerungspraxis, im Haus rechts drei, vier Stockwerke Haarpflege, hinten eine rund um die Uhr pulsierende Bäckerei, im Kreuzpunkt zweier lärmender Verkehrsadern der Stadt, in Hörweite der montäglichen Stuttgart-21-Protestzüge und der immer gleichen Erzählungen der Stadtführer. So steht es da, das Schriftstellerhaus, eine Oase der Ruhe in der Betriebsamkeit des Lebens, ein Ort der konzentrierten Arbeit, der Fantasie und der Reflexion, wenn es gut geht, der Kunst. Ein Stück Zeitlosigkeit in der Raserei. Man ist dankbar, hier schaffen zu dürfen. Dankbar, den Menschen, die es erfunden haben, den Menschen, die es betreiben, den Menschen, deren tägliche Arbeit den Mehrwert abwirft, der es fortbestehen lässt.

Akos Doma Stipendiat von April bis Juni 2013. Der gebürtige Ungar arbeitete hier an seinem Roman „Plattensee“.