Seit April haben Schüler, die mittags von Plieningen nach Scharnhausen wollen, eine schlechtere ÖPNV-Verbindung. Der Grund ist die Nebenwirkung einer Verbesserung.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Marco muss seit April darauf hoffen, dass er früher Schulschluss bekommt, weil der 14-Jährige sonst seinen Bus nach Hause nicht mehr erwischen kann. Der Bus fährt seit April sieben entscheidende Minuten früher ab: um 13.10 Uhr statt um 13.17 Uhr. Und die Schulglocke klingelt am Paracelsus-Gymnasium Hohenheim (PGH) um 13.05 Uhr. Das reicht nicht, wenn man zur Haltestelle Plieningen Post vor an die Filderhauptstraße laufen muss. Marco ist mit dem Problem nicht allein, um die 35 Schüler des PGH, die in Scharnhausen oder Neuhausen wohnen, sind betroffen.

 

Bisher sind die Schüler mit der Linie 122 um 13.17 Uhr ab Plieningen Post nach Scharnhausen gefahren und dort in den 120er nach Neuhausen umgestiegen. Um 13.50 Uhr war Marco, heute in der achten Klasse, meistens daheim. Als er damals in die fünfte gekommen sei, erzählt er, habe es sogar noch einen Direktbus gegeben. Nun wünschen er und die anderen sich, dass wenigstens der 122er wieder später fährt. Denn sonst müssen sie weiter eine halbe Stunde in Plieningen auf den nächsten Bus nach Scharnhausen warten.

Die Lösung gefällt der Schulleiterin nicht

Sabine Witzke, die Schulleiterin am PGH, bestätigt auf Nachfrage, dass der früher abfahrende Bus ein Thema sei an der Schule. Sie nennt die Situation „unbefriedigend“. Denn die einzige Möglichkeit, die sie derzeit sieht, ist, dass die betroffenen Schüler, wenn es geht, den Unterricht früher verlassen. „Das ist allerdings ein Problem, denn sie verlieren Lernzeit“, sagt Witzke. Oft würden Hausaufgaben am Schluss verteilt. „Die Schulstunde kann einfach nicht gelassen genug enden.“ Die Lehrer würden deshalb versuchen, die zweite große Pause um fünf bis zehn Minuten zu verkürzen.

Dass die Schüler in Plieningen seit April in Hektik geraten, hat mit einem neuen Haltestellen-Fahrplan in Esslingen zu tun. Die Linie 122 hält neuerdings in der Innenstadt von Esslingen an mehr Stationen als bisher, das wirkt sich auf Abfahrtszeiten entlang der gesamten Linie aus. Das Ziel der Veränderung laut der VVS-Sprecherin Ulrike Weißinger: „Die Verbesserung des Busangebots auf den Fildern für rund 50 000 Fahrgäste – allein auf der Linie 122 rund 20 000 Menschen.“ Wenn auch mit ungewollten Nebenwirkungen für eine kleine Minderheit, die Schüler in Plieningen.

Mehrfach in Filderstadt den Anschluss verpasst

Der Achtklässler hat auch an den VVS geschrieben und das Problem erklärt. Ihm wurde eine Alternative über den Bernhäuser Bahnhof vorgeschlagen. Doch die funktioniere nicht, berichtet der 14-Jährige. Weil der 76er-Bus ab Plieningen in der Regel zu spät dran sei, hätten sie schon mehrfach den Anschluss in Filderstadt verpasst. Außerdem sei dies keine Lösung für die Schüler aus Scharnhausen. Für sie gibt es nur einen Bus um 13.10 oder 13.40 Uhr.

Die VVS-Sprecherin Weißinger verweist auf die sogenannte Schülerbeförderungskostensatzung, „sie sieht vor, dass den Schülern nach Unterrichtsende eine Wartezeit von bis zu 45 Minuten zugemutet werden kann“. Trotzdem prüfe die Stuttgarter Straßenbahnen AG derzeit, ob Verbesserungen für die Schüler möglich seien.