Bei „Schule trifft Rathaus“ haben Kornwestheimer Achtklässler mit der Oberbürgermeisterin Ursula Keck gesprochen. Sie hatten viele Ideen für die Stadt.

Was ist Kommunalpolitik? Wie funktioniert eigentlich so eine Stadt oder eine Gemeinde? Welche Projekte kann man umsetzen? Und wer macht das? Fragen, die sich Schüler des Ernst-Sigle-Gymnasiums in Kornwestheim gestellt – und auf die sie am Donnerstag konkrete Antworten bekommen haben. Und zwar im Sitzungssaal des Rathauses, also genau dort, wo sonst der Gemeinderat tagt. An diesem Vormittag waren die Plätze gut gefüllt mit 25 Schülern, die gut sichtbar ihre gelben Namensschilder vor sich stehen hatten – und viele, viele Unterlagen, denn bei dem erstmaligen Projekt gab es ziemlich viele Informationen rund um die große und kleine Politik.

 

Eine Kartbahn ist nichts, was eine Stadt baut

Die Klasse 8b kam im Rahmen eines Aktionstags der Landeszentrale Politische Bildung ins Rathaus und hat unter anderem Oberbürgermeisterin Ursula Keck auch ihre Wünsche vorgetragen. Und die musste dann auch prompt „Nein“ sagen. Eine Kartbahn ist nämlich nichts, was eine Stadt baut, wie Keck den jungen Leuten im Ratssaal erläuterte. „Wir bauen Kindergärten, Schulen, Hallen . . . aber keine Kartstrecke. Dafür bräuchte es ein privates Unternehmen, das so etwas baut.“ Ursula Keck wäre aber auch dann kritisch. Unter dem Aspekt des Umweltschutzes sei eine Kartbahn „ehrlicherweise nicht gerade zeitgemäß“. Und sie würde einem weiteren Wunsch der Schüler – nämlich dem nach mehr Parks und Grünflächen in der Stadt – entgegen stehen. „Eine Kartbahn wird da gebaut, wo vorher grün war“, so Keck. „Da sieht man, wie unterschiedlich die Interessen sind – und der Gemeinderat muss diese Interessen immer abwägen.“ Das sei oft gar nicht so einfach. „Das bewegt uns immer.“

Apropos Bewegung: Die ist auch wichtig, betonte ein Schüler-Duo, das sich für eine Sporthalle aussprach, die für jeden immer offen steht und in der man ganz nach Herzenslust kicken oder anderen Sportarten nachgehen kann. Ganz so einfach sei das allerdings nicht, musste die Oberbürgermeisterin bremsen. Bei den Gruppen, die die städtischen Hallen belegen, brauche es immer eine verantwortliche Person. „Sonst bleibt am Ende über Nacht das Licht an, der Wasserhahn offen oder die Tür nicht abgesperrt.“ Grundsätzlich gebe es aber immer die Möglichkeit, dass man sich zusammenschließt und bei der Stadt einen Antrag auf Hallenzeiten stellt.

Ein Café für Jugendliche ist ein großer Wunsch

Ein Café, in dem die Jugendlichen sich treffen können, stand ebenfalls auf der Wunschliste der Schüler. Das sei jedoch ein dickes Brett, an dem die Jugenddelegation Kornwestheim (Judeko) bereits vergeblich gebohrt hat, wie zwei Vertreterinnen berichteten. Vor allem an einer Örtlichkeit und an der Finanzierung scheiterte das Projekt. Doch es gibt gute Neuigkeiten, informierte Ursula Keck die jungen Leute über eine erst kürzlich eingetretene Wendung: „Wir haben ganz aktuell eine Liegenschaft in der Karlstraße gekauft, dort, im ehemaligen Diakonieladen, soll ein Treffpunkt für Jugendliche entstehen.“ Das sei zwar nicht direkt ein Café oder eine Bar, wie es sich die jungen Leute aus dem Ernst-Sigle-Gymnasium und andere gewünscht hatten, aber zumindest mal „ein guter Einstieg“. An dem Gebäude mit mehreren Räumen müsse zwar noch einiges gemacht werden, aber dann könne ein „schöner, zentraler und ganz gemütlicher Ort für die Jugend entstehen“, so die Oberbürgermeisterin.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kostenlose-tampons-ludwigsburger-jugendgemeinderat-fordert-automaten-an-schulen.df836fa8-cebb-4415-82e6-63286e7a61f6.html

Ein Café, das es ja vielleicht dort auch irgendwann geben könnte, sollte auf jeden Fall modern eingerichtet sein, meinte eine der Schülerinnen. „Social Media spielt bei uns eine große Rolle. So können wir auch Kornwestheim populärer machen und beispielsweise Hotels würden profitieren.“

Die Schüler hatten bei dem Termin aber auch Gelegenheit, ganz persönliche Fragen an Ursula Keck zu stellen. Etwa, warum sie Oberbürgermeisterin geworden ist. „Weil ich Lust hatte, für die Stadt und die Menschen etwas zu tun – und weil ich als Arbeiterkind für Chancengleichheit sorgen will“, lautete die Antwort der OB, die übrigens niemals Nutella isst. Das verriet Ursula Keck auf die Frage, ob sie die Schokocreme mit oder ohne Butter aufs Brot mag.