In den ersten drei Jahren seit der Eröffnung haben 35 000 Gäste das Bibelmuseum besucht. Doch die Museums-Direktorin Franziska Stocker-Schwarz will mehr. Dazu hat sie einen Plan.

Stuttgart - Die Jubelarien von Michael Kühner, der als Vorsitzender des Polizeihistorischen Vereins das Stuttgarter Polizei-Museum mit aufgebaut hat, bringen Franziska Stocker-Schwarz, die Chefin des Stuttgarter Bibelmuseums, ins Grübeln. Der einstige Kripochef und stellvertretende Polizeipräsident frohlockt: „20 000 Besucher seit der Eröffnung 2015. Das Museum boomt.“

 

Stocker-Schwarz meint dazu: „Wenn das so toll ist, dann sind unsere Zahlen genauso toll.“ Das Bibliorama, wie das Bibelmuseum in der Büchsenstraße heißt, wurde in den drei Jahren seit der Eröffnung im Mai 2015 insgesamt 35 000 Mal besucht. „Da ist eine gute Bilanz“, sagt Stocker-Schwarz stolz.

Die einen sagen so, die anderen so. Denn im Gegensatz zum Polizeimuseum kann man das Bibelmuseum an sechs Tagen in der Woche ohne Anmeldung besuchen. Und blickt man genauer auf die Zahlen, so ergibt sich ein Tagesschnitt von umgerechnet 42 Besuchern, die sich für die Bibel interessieren. An schlechten Tagen, so räumt Stocker-Schwarz ein, „sind es manchmal auch nur zehn Besucher. Unsere Besucher kommen in Wellen und nicht kontinuierlich auf einem hohen Niveau“.

Zu wenig Individual-Besucher

Dieser Faktor macht eine Problematik des Bibelmuseums deutlich: Es kommen zu wenig Individual-Besucher oder gar Touristen, um sich einen Überblick über die Bibel zu verschaffen. Um dies zu ändern, müsste die Museums-Chefin deutlich mehr und bessere Öffentlichkeitsarbeit betreiben. „Eigentlich müssten wir auch stärker die Werbetrommel rühren“, gibt sie zu. Doch dazu fehlen ihr die Mittel. Schon jetzt schießt die württembergische Landeskirche jährlich 400 000 Euro in den Unterhalt des Museums dazu. Die Erträge über den Eintrittspreis (fünf Euro für Erwachsene/drei Euro ermäßigt) sind bisher nur ein Deckungsbeitrag.

So wie bei den Einzelbesuchern noch Luft nach oben ist, so sieht die evangelische Pfarrerin auch bei den Besuchergruppen ein mögliches Wachstumspotenzial. Just der 35 000te Besucher war mit einer Gruppe da. Es war ein Schüler der Johannes-Brenz-Schule. „Jährlich kommen etwa 550 Gruppen ins Bibliorama, darunter fast ein Drittel Schulklassen“, sagt Fransiska Stocker-Schwarz. „Aber leider kommen wir bei Schülern nicht umhin, Eintritt zu verlangen.“

Die Einnahmen seien wirtschaftlich wichtig, so die Pfarrerin. Daher sucht sie nun Mäzene, die Schulklassen den Eintritt spendieren: „Ich wünsche mir, dass wir auch – so wie das Landesmuseum – einen Sponsor finden, der die Eintrittsgelder schultert. 45 000 Euro bräuchten wir. Dann könnten Menschen gratis kommen.“ Wie gewaltig dieser Hebel wirken kann, sehe man am Beispiel des Landesmuseums: „Dort hat sich der Besuch um 500 Prozent gesteigert, seitdem der Eintritt entfällt.“

Bildung ist ein Grundrecht

Klaus Sturm, ehemaliger Leiter der Deutschen und Württembergischen Bibelgesellschaft, schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich fände es so wichtig, dass Schulkinder ohne Eintritt in ein Bibelmuseum kommen könnten. Denn die Bibel kennenzulernen, sollte ohne Hürde möglich sein.“ Stocker-Schwarz, die auch Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft ist, verknüpft damit sogar ein Grund- oder Menschenrecht auf Bildung. Für Schulen wie zum Beispiel die Johannes-Brenz-Schule ist das Angebot des Bibelmuseums laut des stellvertretenden Leiters Torge Hinsch eine „gute Ergänzung zum Unterricht“.

Vermutlich würden noch mehr Schulklassen darauf zugreifen, wenn es kostenlos wäre. Ob durch mehr Einzelbesucher oder mehr Schulklassen – Franziska Stocker-Schwarz will grundsätzlich mehr Besucher. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sie möglicherweise ihren Slogan und dessen Bedeutung ändern: „Das Bibliorama - das Bibelmuseum ist in Stuttgart, die auch die Stadt der Bibel ist, ein echter Geheimtipp.“ Vielleicht sind die Existenz des Museums sowie dessen Lage im Hospitalviertel für viele wirklich ein Geheimnis.