Schüler-Thementag in Esslingen Wie Fahrzeuge mit Wasserstoff funktionieren
In der BusWorld Esslingen lernten Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums im Rahmen eines Thementages die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff in der Mobilität kennen.
In der BusWorld Esslingen lernten Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums im Rahmen eines Thementages die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff in der Mobilität kennen.
Der Bus, der an diesem Nachmittag vor dem Theodor-Heuss-Gymnasium im Esslinger Stadtteil Oberesslingen parkt, ist ein echter Hingucker. Trotz seines Alters von 52 Jahren ist er in einwandfreiem Zustand. Auch die Ausstattung gibt einen Einblick in vergangene Zeiten: Federkernsitze statt Klimaanlage und WLAN. Mit der Busfahrt im Oldtimer beginnt für die Schülerinnen und Schüler der achten Klasse und ihre Lehrer der Workshop zum Thema Wasserstoff in der Mobilität.
Das Projekt selbst findet in den Räumen der BusWorld Esslingen, einer Filiale von Russ Jesinger Automobile, statt. Im vergangenen Jahr sei er bei einer Informationsveranstaltung über Wasserstoff-Brennstoffzellen mit den Verantwortlichen ins Gespräch gekommen, erklärt Friedrich Heinzmann, der die Achtklässler im Fach Naturwissenschaft und Technik unterrichtet. Nun sei daraus ein Pilotprojekt erwachsen.
Vor zwölf Jahren habe man mit der Wartung der ersten Wasserstoff-Fahrzeuge begonnen, sagt Michael Krech, der Leiter von BusWorld. Mittlerweile biete man gemeinsam mit Partnern vom Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) Schulungen für Personen an, die mit Wasserstoff-Brennstoffzellen arbeiten. „Es geht auch um Themen wie Arbeitssicherheit und Instandhaltung der Fahrzeuge“, erklärt Krech.
Mit dem Thementag Wasserstoffmobilität haben die Beteiligten nun ein Pilotprojekt für Schüler gestartet. Im Schulungsraum sind bereits Arbeitsplätze mit verschiedenen Messinstrumenten und Apparaten aufgebaut. Doch bevor es für die Schüler losgeht, gibt ihnen Jörg Merz von der AGVS eine kurze Einleitung zum Thema Wasserstoff. Merz leitet auch die Schulungen für Werkstattmitarbeiter in der BusWorld. Für den Aufbau des Thementags hat er sich zum Teil an diesen Schulungen orientiert. Zwar könne er auch eine zweistündige Präsentation über Brennstoffzellen und Wasserstoffmobilität halten, jedoch seien Versuche viel interessanter.
Die Schüler hören aufmerksam zu, wie Merz ihnen die Funktionsweise eines Fahrzeugs mit Wasserstoffantrieb erklärt. Dann geht es für die Jugendlichen los. Zu jedem Arbeitsplatz gibt es eine kurze Einführung, dann dürfen die Schüler selbst an die Instrumente. Während manche voller Tatendrang loslegen, sind andere noch etwas skeptisch. Schritt für Schritt wird der Anleitung gefolgt. Die Beobachtungen werden in einem Aufgabenbuch festgehalten. An einem Tisch messen die Schüler Temperatur- und Druckveränderungen, an einem anderen wird beobachtet, wie die Wasserelektrolyse zur Gewinnung von Wasserstoff funktioniert. Das Highlight des Tages ist aber der mit Brennstoffzellen angetriebene Lastwagen, an dem Jörg Merz den Schülern die einzelnen Teile des Antriebs erklärt.
„In dieser Form ist das Projekt einzigartig“, sagt Krech. Wichtig sei es, den Jugendlichen Möglichkeiten zu geben, Dinge auszuprobieren und wahrnehmen zu können. „Sie sehen die Theorie, die sie in der Schule lernen, in der Anwendung“, erklärt Heinzmann. Nach dem Projekt wolle man ein Fazit ziehen und gegebenenfalls noch Kleinigkeiten anpassen. Für ihn steht fest, dass er gerne auch im nächsten Jahr wieder mit einer Schulklasse am Workshop teilnehmen würde.
Die Kosten für das Projekt trägt BusWorld. „Ich sehe das als eine Art Pioniergeist“, sagt Krech. „Wir müssen die Jugendlichen früh abholen“, fügt er hinzu. Gerade hier könne man Interesse wecken, das später für die Wahl der Ausbildung oder des Studiums entscheidend sein kann. „Wenn wir wirklich Kinder für Technik begeistern wollen, ist es in der Oberstufe zu spät“, stimmt Heinzmann zu.
Vor allem in Hinblick auf neue Zukunftsperspektiven werde Wasserstoff immer wichtiger, erklärt Cara Schwark-Fiedler von der Landesagentur „e-mobil BW“, die das Projekt begleitet. „Wasserstoff ist eine wachsende Branche“, erklärt sie. Es gelte, den Umgang mit Wasserstoff im Rahmen von Weiterbildungen zu vermitteln. Ein weiteres Ziel sei es, das Grundverständnis für das Thema zu fördern. „Man muss auch die Bevölkerung mitnehmen“, sagt Schwark-Fiedler.
Am Ende des Tages ziehen die Schüler ein positives Fazit. „Es war definitiv interessant“, sagt einer von ihnen. Zurück zur Schule geht es nun mit einem modernen Bus, angetrieben mit Brennstoffzellen. Während der eine oder andere den Federkernsitzen nachtrauert, sind doch alle glücklich über die eingebaute Klimaanlage.
e-mobil BW
Die Landesagentur koordiniert mit ihren Partnern aus Industrie und Forschung Aktivitäten zum Thema Wasserstoff in Baden-Württemberg. Die Plattform „H2BW“ soll darüber informieren sowie Projekte vernetzen und begleiten.
Studium
Auch die Hochschule Esslingen hat die Thematik aufgegriffen. Sie bietet den Master-Studiengang „Wasserstoffwirtschaft und Technologiemanagement“ an.
Stadtplanung
Wasserstoff spielt auch in der Energieversorgung der Neuen Weststadt in Esslingen eine zentrale Rolle. In der Energiezentrale wird mithilfe von überschüssigem Solarstrom in sogenannten Elektrolyseuren grüner Wasserstoff erzeugt.