Der Trägerverein des Schülerhauses Mörike in S-Süd ist 40 geworden. Das „Schü“ hatte in den Anfangsjahren noch ein politisches Gschmäckle, das nicht jedem gefallen hat.

S-Süd - Das kräftige Aroma der Kartoffelsuppe erfüllt den Raum, an den Holztischen wird geschwatzt. Schüler kommen, gehen, lachen. Das war schon immer so – doch eines hat sich geändert: „In der Anfangszeit wurde das Schülerhaus sehr kontrovers diskutiert, da es als Projekt der Alt-68er eine ideologische Komponente mit sich brachte“, erklärt Alfred Gruber, der seit 1985 als Deutsch- und Geschichtslehrer am Evangelischen Mörike-Gymnasium ist. Die Vereinsgründung liegt 40 Jahre zurück, eröffnet hat das Schülerhaus, das von allen nur „das Schü“ genannt wird, im Jahr 1982. „Manche waren strikt dagegen, weil die professionelle Distanz verloren gehen würde – manche befürchteten sogar eine Verbrüderung beim Mittagessen“, erzählt der 64-Jährige mit einem Lachen.

 

Jeder kann kommen und gehen, wann er will

Doch was heute jeder wisse: Die Einrichtung sei notwendig gewesen aufgrund der neuen Sozialentwicklung: „Es hat ein Element gebraucht im Umfeld der Schule, wo es nicht nur um das Lernen, sondern um das Leben geht.“ Als erste Einrichtung dieser Art hatte das Schü mit seiner offenen Jugendarbeit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, vor zehn Jahren hat es den Bürgerpreis für Nachhaltigkeit gewonnen. Das Konzept unterscheidet sich zum Beispiel zu einem Hort in der Hinsicht, dass es ein offenes Haus ist: Es gibt keine feste Betreuung, jeder kann kommen und gehen, wann er will – findet aber jederzeit einen pädagogischen Ansprechpartner sowie ein warmes Mittagessen.

Das Schülerhaus hatte sich sehr schnell etabliert: „Heute mag es keiner mehr missen“, weiß Gruber, der bis 2011 selbst insgesamt acht Jahre ehrenamtlich im Vorstand mitgearbeitet hat. Dieser setzt sich drittelparitätisch aus zwei Lehrern, zwei Schülern und zwei Eltern sowie der Schulleitung zusammen.

Auch Heidrun Storer war jahrelang im Vorstand, heute gehört sie ehrenamtlich zum Küchenteam und bereitet an den „langen Tagen“ schon mal rund 150 Essen zu: „Das sind dann ungefähr 20 Kilo Nudeln, zehn Liter Soße und zehn Köpfe Eisbergsalat.“ Leider lasse wie in jedem Verein das ehrenamtliche Engagement nach, weshalb sie noch immer ihren Dienst verrichte – obwohl ihre drei Kinder schon länger nicht mehr auf der Schule seien. „Es macht natürlich Spaß, man bekommt sein direktes Feedback in Form von Nachschlagwünschen“, sagt die 51-Jährige.

Oberstufler dürfen in den Chillraum

Die Schüler finden im Schü zudem verschiedene altersgerechte Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten, Projekte und Präventionsangebote. Dafür zuständig sind die Sozialarbeiter Simon Mißner und Lydia Scharf, die sich die eineinhalb Stellen teilen. Unterstützt werden sie von der FSJlerin Anja Brodowski. Sämtliche Projekte werden stets mit der Schulpsychologin und Kooperationspartnern wie der Drogenberatung oder der Polizei realisiert. „So geht es in der Oberstufe zum Beispiel um illegale Drogen, mobile Medien und den privaten Schutz im Internet“, erklärt der 37-Jährige, der seit zwei Jahren im Schü arbeitet. Außerdem bekommen die Schüler Rat, wie sie zum Beispiel mit dem stark gestiegenen Leistungsdruck in der Schule umgehen können. Wer in der Oberstufe ist, darf im begehrten Chillraum im Obergeschoss abhängen und Musik hören. Wer als Fünftklässler noch neu und schüchtern im Schü ankommt, wird besonders in Obhut genommen. „Wir versuchen die Fünfer als Gruppe zu stärken und ihre sozialen Kompetenten zu fördern“, erklärt Lydia Scharf. Wen man gleich zu Beginn ins Schülerhaus bekomme, der bleibe den Pädagogen meist auch in der schwierigen Zeit erhalten: „In der Pubertät – also in der Mittelstufe – ist vieles natürlich schnell uncool“, sagt die 29-Jährige und lacht. Das Schü soll vor allem eins sein: Ein Ort der Begegnung, ein Wohnzimmer für alle. Oder um die Ziele mit den Worten des Gründungsvaters Jürgen Blum zu beschreiben: Dort kann man „leben lernen und lernen lernen“.