Schülerproteste für den Klimaschutz Die unerschrockene Greta Thunberg

Greta Thunberg protestiert vor dem schwedischen Parlament. Foto: dpa

Eine 16-jährige Schwedin hat die Schülerproteste für den Klimaschutz angestoßen – auch in Deutschland. Sie bekommt dafür viel Lob – und viele Anfeindungen. Was treibt Greta Thunberg an?

Stockholm - Den 20. August 2018 wird sie nie mehr vergessen. An diesem Tag im Spätsommer vergangenen Jahres, fasste Greta Thunberg einen Beschluss, der für sie ungeahnte Folgen haben sollte. Am 20. August, so erinnert sich die mittlerweile 16-jährige Schwedin heute, war der Tag, an dem sie zum ersten Mal die Schule schwänzte. „Für das Klima“, wie sie betont.

 

„Skolstrejk för klimatet“ steht auf dem selbst gemalten Pappschild, das sie seit diesen Tagen stets neben sich aufstellt. 25 Wochen und viele Freitage bei Wind und Wetter vor dem schwedischen Parlament später ist Greta Thunberg zu einer Ikone des weltweiten Protests gegen den Klimawandel geworden. Ihr Schulstreik für das Klima hat viele Nachahmer gefunden, überall auf der Welt organisieren sich junge Menschen, um die Politik daran zu erinnern, was eigentlich bereits beschlossene Sache ist: den Klimawandel zu stoppen.

Die Gefahr des Nichtstuns

Das junge Mädchen mit den langen Zöpfen, oftmals versteckt hinter einem langen Schal, ist zum Sinnbild einer jungen Generation geworden, die das Reden über den Klimawandel satthat und endlich Handlungen fordert. Kompromisse und diplomatische Formulierungen sind nicht ihr Ding. „Ich will, dass ihr in Panik geratet“, erklärte sie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos und kritisierte die anwesenden Politiker und Wirtschaftsführer, die Zukunft ihrer Generation durch Nichtstun aufs Spiel zu setzen.

Auch die Bundesregierung wurde zum Ziel: Es sei absolut absurd, dass Deutschland erst 2038 aus der Kohle aussteigen wolle, sagte sie. Ihre Reden in Davos und auf dem Klimagipfel im polnischen Kattowitz haben der Schwedin weltweit Aufmerksamkeit beschert. So ist sie nicht mehr allein, wenn sie freitags vor dem schwedischen Parlament wieder ihr Pappschild aufstellt.

Keine PR-Marionette

Eigentlich sei sie ein schüchternes Mädchen, betont Thunberg immer wieder. Sie habe das Asperger-Syndrom, eine Form des Autismus. Doch das sieht sie als Vorteil: „Weil ich mich besser auf eine Sache konzentrieren kann.“ Der weltweite Erfolg hat sie überrascht, und zunächst auch geängstigt. Doch mittlerweile habe sie sich an die Aufmerksamkeit, an die vielen Selfies und die unzähligen Interviews gewöhnt, sagt die 16-Jährige.

Nicht gewöhnt hat sie sich an die zunehmenden Anfeindungen. Vor allem aus dem rechten Lager musste sich die Schülerin vorwerfen lassen, sie sei fremdgesteuert und eine PR-Marionette. Angefeuert wurde diese Kritik durch einen schwedischen Wirtschaftsjournalisten, der auf seiner Facebook-Seite behauptete, Thunbergs Klimaschutz-Aktion sei in Wahrheit eine Werbekampagne für ein Buch ihrer Mutter, der Opernsängerin Malena Ernman.

In dem 2018 erschienenen Buch geht es unter anderem um das Engagement ihrer Tochter für den Klimaschutz und die Asperger-Diagnose. Dass Greta das Buch ihrer Mutter noch nie erwähnt hat, interessiert nicht.

Gehirnwäsche für die Eltern

Auch nicht, dass der Erlös aus dem Buchverkauf an verschiedene Umweltorganisationen überwiesen wird. Nach außen hin trägt Greta Thunberg die Vorwürfe mit Fassung. Auch die Behauptung, sie schreibe ihre Reden nicht selbst, perlt an ihr ab. „Manche Leute behaupten, meine Eltern hätten mich einer Gehirnwäsche unterzogen“, sagt Thunberg, „aber tatsächlich habe ich sie einer Gehirnwäsche unterzogen“. Ihr Vater, Svante Thunberg, gibt zu, dass das Verhalten seiner Tochter zu einem Umdenken in der Familie geführt habe. Man ernähre sich mittlerweile vegan, fahre ein Elektroauto und seine Frau fliege nicht mehr zu Auftritten.

Ob seine Tochter nicht Schaden wegen der groben Anfeindungen nehmen könnte? „Zum Glück ist ihr Deutsch nicht so gut, dass sie alles versteht“, sagt der Vater. Die Tochter hält dagegen. „Es ist ein gutes Zeichen, dass sie mich hassen und über mich schreiben. Das zeigt, dass sie mich als Bedrohung ansehen.“ Ihren Kampf für eine Klimapolitik, die diesen Namen zu Recht verdient, will sie fortsetzen. Jeden Freitag und auch sonst.

Noch ist Hoffnung

Und auch in Zukunft wird sie kein Blatt vor den Mund nehmen. „Alle sagen, dass es nichts gibt, was eindeutig schwarz oder weiß ist. Dabei ist die Klimakrise genau das: Entweder wir bleiben unter der Erwärmung von 1,5 oder zwei Grad – oder nicht. Es gibt keine grauen Bereiche, wenn es ums Überleben geht.“ 196 Staaten haben sich im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die Erderwärmung zu reduzieren. Verbindlich. Dafür tritt Greta Thunberg ein. Bei Wind und Wetter. Denn noch, so klingt bei ihr ein wenig Hoffnung mit, „können wir etwas ändern“.

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