Am Samstag gegen 23.15 Uhr ist ein türkischer Geschäftsmann vor einem Lokal an der Reinsburgstraße niedergeschossen worden. Die Polizei hat eine Sonderkommission gebildet.

Stuttgart - Auf dem Gehweg vor einem Lokal in der Reinsburgstraße 9 beugen sich Polizisten über eine Blutlache. An zwei geparkten Autos sichten die Beamten Einschüsse an der Stoßstange, ein Seitenfenster ist durch ein Projektil zu Bruch gegangen. Am Samstag gegen 23.15 Uhr ist auf einen 47 Jahre alten Geschäftsmann ein Mordanschlag verübt worden. Der Mann hat schwer verletzt überlebt. Die Hintergründe der Bluttat liegen im Dunkeln.

 

Der türkische Geschäftsmann liegt in einem Krankenhaus. Nach Auskunft der Polizei befindet er sich nach einer Notoperation außer Lebensgefahr.

Täter trug eine rote Jacke

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte sich das Opfer mit Begleitung in dem Restaurant an der Reinsburgstraße im Stuttgarter Westen aufgehalten. Gegen 23 Uhr trat der 47-Jährige vor das Lokal, wohl um eine Zigarette zu rauchen. Gegen 23.15 Uhr, so die Polizei, sei ein mit einer roten Jacke bekleideter Mann auf den Türken zugekommen.

Der Unbekannte feuerte mit einer Handfeuerwaffe mehrere Schüsse auf den Geschäftsmann ab, der getroffen auf den Gehweg sank. Zeugenaussagen zufolge sei der Schütze nach der Attacke in eine dunkle Limousine eingestiegen und davongefahren. Das Auto war offenbar mit einem ausländischen Kennzeichen versehen. „Es ist noch nicht ganz klar, aber wir gehen davon aus, dass im Auto eine zweite Person als Fahrer saß. Die Flucht ging in Windeseile“, sagt Stefan Keilbach, Sprecher des Stuttgarter Polizeipräsidiums.

Die Rettungskräfte kümmerten sich um das Opfer, der Tatort wurde weiträumig abgesperrt. Die zwei Fahrzeuge, die von Kugeln getroffen worden waren, wurden vorläufig sichergestellt. Die Kriminaltechniker haben am Tatort drei leere Patronenhülsen gefunden. Die sofort ausgelöste Ringalarmfahndung blieb in der Nacht erfolglos, die Limousine konnte nicht gefunden werden. Das Dezernat Tötungsdelikte hat die Ermittlungen übernommen und die Ermittlungsgruppe „Insel“ gebildet.

Polizei sucht dringend Zeugen

Die Hintergründe seien noch völlig unklar, sagt Stefan Keilbach. „Wir haben das Umfeld des Opfers bereits abgeklopft.“ Dabei hätten sich keinerlei Bezüge zu den Gruppen ergeben, die sich im Großraum Stuttgart seit einiger Zeit einen blutigen Krieg liefern. Die Rede ist dabei von den sogenannten Stuttgarter Kurden, die aus der seit 2013 verbotenen Straßenbande Red Legion hervorgegangen sind, und von der türkischen Straßenbande Osmanen Germania BC. Auch zu anderen Gruppierungen wie den Black Jackets habe das Opfer keinerlei Verbindungen. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund des Mordanschlags schließt die Polizei laut Keilbach ebenfalls aus.

„Das Opfer ist ein 47-jähriger Geschäftsmann aus der Türkei, der kein Deutsch spricht“, sagt Polizeisprecher Keilbach. Zur Vernehmung habe man einen Dolmetscher bemühen müssen. Der Mann sei nicht das erste Mal in Deutschland gewesen. Viel mehr wisse man noch nicht. „Wir stehen noch ganz am Anfang und sind auf Zeugen angewiesen“, sagt Keilbach. Wer etwas wisse oder etwas beobachtet habe, werde gebeten, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 zu melden.

Hintergrund ist noch völlig unklar

Es ist davon auszugehen, dass die Ermittler bereits dabei sind, alle Videobänder der infrage kommenden Überwachungskameras im Stadtgebiet zu sichten.

Vorläufig bleiben nur Spekulationen. Wenn die gewaltbereiten Straßenbanden und wenn fremdenfeindliche Motive ausscheiden, kommen eigentlich nur noch mafiöse Hintergründe oder ein persönliches Motiv in Betracht. „Wir spekulieren nicht, wir ermitteln“, sagt Stefan Keilbach von der Stuttgarter Polizei.