Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält nichts davon, zum jetzigen Zeitpunkt politische Konsequenzen aus den Schüssen auf Polizisten in der Pfalz zu ziehen.

Stuttgart - Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor vorschnellen Schlüssen und politischen Forderungen gewarnt. „Ich bin einfach dagegen, dass, wenn irgend solch ein Ereignis passiert, wir sofort irgendwelche Debatten führen, was jetzt zu tun ist“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. „Das kann eine Regierung nicht machen“, sagte Kretschmann. „Das ist nicht seriös“. Man müsse zuerst die Hintergründe der Tat kennen, bevor man irgendwas fordert. „Sicher kann man aus sowas einen Tag später keine Konsequenzen ziehen.“

 

Kretschmann nannte die Tat in der Pfalz erschütternd. „Das kann man einfach fast nicht glauben.“ Es gebe zwar immer mehr Tätlichkeiten gegen Polizisten, aber bei einer Verkehrskontrolle erschossen zu werden, sei eine Steigerung.

Waffe der Polizistin kam nicht zum Einsatz

Am frühen Montagmorgen waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie „Die schießen“. Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben - ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz.

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Während die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, nach Polizeiangaben sofort tot war, habe ihr Kollege zunächst noch gelebt. Er sei gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen.

Der baden-württembergische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Baden-Württemberg, Gundram Lottmann, hatte nach den tödlichen Schüssen die Frage aufgeworfen, ob der routinemäßige Einsatz von Bodycams eine solche Tat hätte verhindern können.