Nach der schrecklichen Bluttat in Rot am See werden weitere Hintergründe bekannt. So soll der mutmaßliche Täter Teil einer alteingesessenen Familie sein, die Opfer allesamt Angehörige.

Rot am See - Freitagnachmittag, gegen 12.45 Uhr. In einer Gaststätte unweit des Bahnhofs von Rot am See (Kreis Schwäbisch Hall) fallen Schüsse (wir berichteten). Sechs Menschen sterben; zwei weitere werden schwer verletzt – einer davon schwebt in Lebensgefahr, sagt ein Sprecher der Polizei Aalen. Bei den Toten handelt es sich um drei Männer und drei Frauen. Die Männer seien 36, 65 und 69 Jahre alt. Die drei Frauen seien 36, 56 und 62 Jahre alt. Unter den Getöteten seien der Vater und die Mutter des mutmaßlichen Täters. Auch die anderen Opfer gehörten zur Verwandtschaft. Zwei der Opfer wurden in der Gaststätte entdeckt und vier weitere davor.

 

Der Täter, der sich nach der Tat gegen 12.48 Uhr telefonisch bei der Polizei meldete, befinde sich in Gewahrsam. Nach ersten Erkenntnissen liege ein „Familiendrama“ vor, teilt die Polizei mit. Bei dem Mann handelt es sich um einen 26-jährigen Deutschen, der Sportschütze ist. Er habe einen Waffenschein besessen und mit einer halbautomatischen Kurzwaffe mit Kaliber neun Millimeter auf die Opfer geschossen. Gegen 12.57 Uhr seien erste Kräfte vor Ort gewesen, die den 26 Jahre alten Tatverdächtigen dann festnehmen konnten. Der Mann mache keine Angaben. Er warte auf seinen Rechtsanwalt.

Der Tatort – ein zweistöckiges gepflegtes Sandsteingebäude - ist weiträumig abgesperrt. Im zweiten Stock sind die Rollladen heruntergelassen. Pressefotografen versuchen mit Teleobjektiven Motive zu bekommen. Sie können nur beobachten, wie vier Beamte und vier Männer in Anzügen der Spurensicherung hinter das Haus tretend und einige Zeit später zurückkommen.

„Zuerst haben wir gedacht, da ist ein Unfall passiert“

Zwei Nachbarinnen beobachten aus einiger Entfernung das Geschehen. Es handele sich um eine alteingesessene Familie aus Rot am See, die nebenbei auch eine kleine Landwirtschaft betreibe. Die Wirtschaft mit Kegelbahn, die abends als Treffpunkt für Sportler diene, sei erst frisch renoviert worden. „Zuerst haben wir gedacht, da ist ein Unfall passiert“, erzählt die Jüngere, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie habe zwei Rettungshubschrauber beobachtet, Blaulicht gesehen, Martinshorn gehört. „Es ist einfach furchtbar“, sagt sie, „da bist du geschockt, wenn du die Leute kennst.“

Eine ältere Frau zieht einen Rollkoffer hinter sich her. Sie will zum Bahnhof. „Hier können Sie nicht durch“, weist sie ein Polizeibeamter ab, der ihr einen Umweg weist. Auf ihre Frage entgegnet er lapidar: „Beziehungstat!“