Die Mitglieder des Plieninger Schützenvereins lieben ihren Sport und kämpfen gegen Vorurteile.

Stuttgart-Plieningen - Der Gewehrkolben liegt schwer an der Schulter. Die Sicherung rastet mit einem Klackgeräusch ein. Dann löst sich der Schuss. Doch das Anvisieren des Ziels mit Kimme und Korn funktioniert nicht auf Anhieb. Der Treffer landet eindeutig nicht im Schwarzen. Michael Wörner, Vorsitzender des Plieninger Schützenvereins, ist dennoch mit dem Erstlingsschuss zufrieden. Weil er dem Laien zeigt, warum der Schießsport ein Sport ist. Das Ausrichten der Waffe auf ein Ziel kostet Kraft, denn Gewehr und Pistole sind nicht gerade federleicht. Vor allem muss der Schütze sich konzentrieren. Wörner nennt das „fokussieren“. Der Arm, der das Gewehr hält, darf nicht zittern. Sonst können Kimme und Korn sich nicht auf die Zielscheibe ausrichten. Und diese Ruhe muss im Kopf entstehen. „Wir kommen beim Training auch ins Schwitzen“, sagt Wörner. Er vergleicht den Schießsport mit der Disziplin der Bogenschützen. Nur das Sportgerät ist eben ein anderes, sagt er.

 

Er könnte auch sagen, das Sportgerät seines Vereins ist weitaus umstrittener. Gerade das Stuttgarter Umland ist für die Sportschützen ein schwieriges Terrain geworden. Der Grund ist so bekannt wie grausam: Am 11. März 2009 ermordete ein 17-Jähriger 15 Menschen in Winnenden und Wendlingen. Er war Mitglied eines Schützenvereins. So wie auch die Attentäterin, die 2010 in Lörrach Menschen tötete. Das Wort „Amoklauf“ wird spätestens seit Winnenden oft in einem Atemzug mit dem Schießsport und den Schützenvereinen genannt. Ein Automatismus, der die Plieninger Schützen trifft. Michael Wörner hat Verständnis für Menschen, denen Waffen zuwider sind und die deshalb den Schützensport ablehnen. Für diejenigen aber, die sich vor Winnenden mit den Schützen geschmückt und sie nach dem Amoklauf geschnitten haben, hat er nur ein Wort: Er nennt sie scheinheilig.

In Plieningen gibt es aus seiner Sicht nur wenige, die den Schützenverein nach dem 11. März 2009 in eine Schmuddelecke gestellt haben. „Wir haben mit den anderen Vereinen in Plieningen gesprochen, ob wir uns nicht mehr am Dorffest beteiligen sollen. Die waren einhellig dagegen.“ Wörner wird nicht müde aufzuzählen, welche zusätzlichen Sicherheitsauflagen die Schützenvereine und ihre Mitglieder seit 2009 erfüllen müssen. Er befürwortet die strengere Politik. Vielleicht, weil er hofft, dass sie Vertrauen schafft – und eine weitere Bluttat verhindert, die den Schützensport erneut an den Pranger stellen könnte.

Schützenverein Plieningen

Anschrift: Maurenstraße 42, 70599 Stuttgart
Telefon: 4 57 06 27
Mail: info@sv-plieningen.de Homepage:
www.sv-plieningen.de

Vorsitzender: Michael Wörner Gründungsjahr: 1983 Mitgliederzahl: 83

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