Das Schuhhaus Pirone macht zu: Fellbach verliert ein Fachgeschäft in der Stadtmitte. Inhaberin Maria Pirone bedauert den Schritt. Sie erklärt die Gründe für das Aus.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Es sind die kleinen, feinen Ladengeschäfte, die die Innenstädte unverwechselbar machen. Sie setzen einen Gegenpol zu „kommerziellen Monokulturen“, wie Städteplaner immer wieder sagen, wenn es überall die gleichen globalen Ankermieter gibt. Doch Fellbachs Stadtmitte verliert wieder ein inhabergeführtes Fachgeschäft: Das Schuhhaus Pirone schließt und startet am Mittwoch, 1. Februar, den Räumungsverkauf.

 

Inhaberin Maria Pirone hat aufgehört, sich weiter zu fragen, woran es liegen könnte, dass der notwendige Zuspruch in ihrem Laden ausgeblieben ist. Mit viel Elan hat sie vor drei Jahren das Fachgeschäft in der Bahnhofstraße 21 gegenüber dem Wüst-Areal eröffnet. Sie hat einiges investiert, als sie in die rund hundert Quadratmeter großen Räume eingezogen ist, die bis dahin von einer Bank genutzt worden waren. Eine große, einladende Theke wurde eingebaut, Regale installiert und vieles mehr. Auch ein eigenes Logo hat sie extra von einem Designer entwerfen lassen.

Maria Pirone ist vom Fach und führte zuvor ein Geschäft in Waiblingen

Maria Pirone ist vom Fach. Sie ist gelernte Schuhfachverkäuferin. Sie hatte zuvor vier Jahre lang bereits ein eigenes Geschäft in der Waiblinger Albert-Roller-Straße geführt. „Wegen der guten Lage bin ich hier nach Fellbach gewechselt“, sagt sie. Aus Waiblingen kam Stammkundschaft auch nach Fellbach. Ebenso kamen Stammkunden ihrer Mitarbeiterin, die zuvor ein Schuhgeschäft in Fellbach geführt hatte, in den Laden. Wegen dieser Kunden tue ihr der Schritt, das Geschäft zu schließen, besonders weh. Sie möchte sich ausdrücklich bei den treuen Kunden bedanken, sagt sie. Man merkt, Maria Pirone fällt der Schritt alles andere als leicht. „Der Laden war mein Herzensprojekt“, erzählt sie, „doch nun muss ich die Reißleine ziehen.“

Die Online-Plattform hat sich für ihr Geschäft nicht gerechnet

Denn der nötige Umsatz bleibe einfach aus. Zum einen war der Start während der Pandemie im Februar 2020 nicht leicht. Aufgrund der vielen, teils widersprüchlichen Auflagen im Handel seien weniger Kunden in den Laden gekommen. Hinzu kommt, dass sie wie viele andere Einzelhändler die Coronahilfen des Landes zurückzahlen musste. Die finanzielle Decke sei immer kürzer geworden, erzählt sie. Natürlich habe sie eine Online-Plattform besonders in der Pandemie betrieben. „Doch das rechnet sich nicht“, sagt Maria Pirone und nennt ein Beispiel. „Wenn Sie Schuhe für 7,50 Euro verschicken und einpacken, die dann wieder zurückgeschickt werden, haben Sie nur Kosten. Außerdem bräuchte ich dazu eine weitere Kraft, um das zu bewältigen.“ Teils habe sie auch Schuhe persönlich zum Kunden gefahren, was noch aufwendiger gewesen sei.

Das Kaufverhalten hat sich verändert

Wie manche andere Händler nimmt sie aber auch eine Änderung des Kaufverhaltens wahr. Es gebe mehr und mehr Kunden, die die Schuhe gar nicht anprobieren, sondern beim Gang durch das Geschäft vor allem die Preise in den Blick nehmen. Doch sie wolle als stationäres Geschäft nicht mit den großen Online-Plattformen konkurrieren. „Wir setzen auf Qualität und fundierte Beratung“, sagt Maria Pirone, „und nicht alle Schuhe im Internet sind auch das, was sie versprechen.“

Eigentlich hat Maria Pirone alles richtig gemacht: Sie hat auf verschiedenen Kanälen für ihr Geschäft geworben. Selbst auf unterschiedlichen Linienbussen war das markante Logo zu sehen. Sie ist Mitglied im Fellbacher Stadtmarketing, war vernetzt mit anderen Händlern und auch bei den verkaufsoffenen Sonntagen sowie beim Fellbacher Herbst und dem Maikäferfest immer mit von der Partie. Und ihre Öffnungszeiten sind durchgehend über die Mittagszeit.

Seit rund 30 Jahren arbeite sie in der Branche, sagt sie. „Noch nie war es so schwer, Schuhe zu verkaufen.“ Den massiven Preis- und Verdrängungswettbewerb, der zu einem tief greifenden Strukturwandel im Handel führt, beobachte sie mit Sorge. Am Montag, 30., und Dienstag, 31. Januar, ist das Schuhhaus geschlossen. In den Tagen wird der Räumungsverkauf vorbereitet. Ab Mittwoch, 1. Februar, startet dieser. „Wir haben noch eine große Auswahl vieler toller Marken“, sagt sie. Natürlich nur, so lange der Vorrat da sei. Privat freut sich die Geschäftsfrau künftig über etwas mehr Freizeit. Denn als Ein-Frau-Unternehmerin bleibe wenig Zeit übrig: Bürokratie, Schaufenstergestaltung, Einkauf, Verkauf – in einer 40-Stunden-Woche sei das längst nicht zu schaffen – auch wenn sie von ihrer Familie, ihrem Mann und ihrer Tochter tatkräftig unterstützt wurde.

Und wo wird sie künftig tätig sein? Fachverkäuferinnen seien gesucht, sagt Maria Pirone . Da blickt sie doch wieder mit etwas Optimismus in die Zukunft.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage unter pirone-das-schuhhaus.de. Das Geschäft in der Bahnhofstraße 21 in Fellbach ist unter der Telefonnummer 0711 / 30 55 55 33 zu erreichen.