Schulhund Ares ist ein Alleskönner: Er ist brav, sorgt für Ruhe und hilft den Schülern, sich zu konzentrieren – und damit macht er dem Lehrer Konkurrenz.

Donzdorf - Eigentlich macht er nicht viel. Wenn der zweijährige Deutsche Pinscher Ares den Lehrer Gernot Reucher bei der Arbeit im Klassenzimmer begleitet, entspannt sich der Hund die meiste Zeit bequem in einer Ecke. Seine Wirkung beschreibt der Lehrer dennoch als ausgesprochen hilfreich für den Unterricht. „Es ist viel ruhiger, wenn der Hund da ist, die Schüler sind weniger gestresst und können sich besser konzentrieren“, sagt der Pädagoge.

 

Bundesweit dürften rund 2000 Schulhunde im Dienst sein

Im vergangenen Schuljahr kam Reucher mit der Idee, den Hund in den Unterricht mitzubringen, zu dem Schulleiter Erich Ege. Er sei selbst Hundehalter und habe die Idee unterstützt, erinnert sich Ege. Auch die Gesamtlehrerkonferenz habe schließlich zugestimmt. Und natürlich seien auch Schüler und Eltern gefragt worden, ob sie einverstanden seien, betont der Schulleiter. Rechtlich entscheide der Rektor als Hausherr darüber, ob ein Hund im Unterricht dabei sein dürfe oder nicht, sagt er. Eine Regelung für Schulhunde gebe es in Baden-Württemberg nicht. Haftbar für eventuelle Schäden ist der Hundehalter.

Wie viele Schulbegleithunde es in Baden-Württemberg genau gibt, ist derzeit aber kaum zu ermitteln. Eine Statistik werde nicht geführt, teilt das Kultusministerium mit. Auch das Staatliche Schulamt in Göppingen weiß nicht, an welcher Schule der Unterricht von einem Hund begleitet wird. Der Verein Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde schätzt die Zahl bundesweit auf deutlich mehr als 2000 Tiere, mit steigender Tendenz.

Wenn der Vierbeiner im Raum ist, werden die Schüler leiser

Die positiven Wirkungen auf die Schüler habe er bereits während seiner Zeit am Parler-Gymnasium in Schwäbisch Gmünd beobachtet, berichtet der Lehrer Reucher. Und an der Messelbergschule macht Ares seit dem vergangenen Schuljahr offenbar einen ebenso guten Job, wie sein pelziger Kollege in Schwäbisch Gmünd. „Wir sind immer leise, wenn er bei uns in der Klasse ist“, versichert die Achtklässlerin Joyce (14). Sie kennt den Hund bereits seit vergangenem Schuljahr. Alle freuten sich, wenn Ares im Unterricht dabei sei.

Als Lehrer erziele er nicht immer die gleiche Wirkung, gibt Reucher zu. „Die Kinder nehmen auf den Hund mehr Rücksicht als auf mich“, scherzt er. Dass es vielen Schülern schwerfällt, stets konzentriert dem Unterricht zu folgen, kann er aber verstehen. „Der Schulalltag ist wahnsinnig hektisch“, weiß Reucher. Die Kinder hätten teils 36 Wochenstunden in zahlreichen unterschiedlichen Fächern in Klassen mit dreißig Mitschülern zu absolvieren. Hinzu komme der ständige Medienkonsum mit dem Handy. Viele Kinder litten unter einer Reizüberflutung. „Langeweile ist ein Tabu geworden“, klagt der Mathe-, Geschichte-, Deutsch-, Gemeinschaftskunde- und Musiklehrer. Umso mehr schätzt er die beruhigende Wirkung des Tiers auf die Kinder.

Nach drei Stunden hat Ares Feierabend

Die bisherigen Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler seien durchweg positiv gewesen, berichtet Gernot Reucher. „Es gab keinerlei Beschwerden.“ Inzwischen gebe es sogar Anfragen von Kollegen, ob denn Ares nicht auch bei ihnen den Unterricht begleiten könne. Die Unterrichtsbegleitung sei aber nur mit ihm als Bezugsperson des Hundes möglich, und zu viele Stunden möchte Reucher dem Rüden auch nicht zumuten. Der Hund ist höchstens drei Schulstunden pro Tag im Einsatz.

Vor allem Schüler, die ansonsten eher zurückhaltend seien, beteiligten sich in diesen Stunden eher am Unterricht, hat Reucher bemerkt. Quasi nebenbei lernten die Schüler im Zusammenspiel mit dem Hund, Regeln einzuhalten. Denn ohne Vorbereitung treffen Schüler und Hund nicht aufeinander. So dürfe der Hund nur mit Zustimmung des Lehrers und immer nur von jeweils einem Schüler gestreichelt werden. Der Hund honoriert die Einhaltung der Regeln mit seinem gutmütigen Wesen. „Er knurrt nicht, er bellt nicht, und er kommt auch nie angesprungen oder so“, berichtet Joyce.