Das dreigliedrige Schulsystem bröckelt - auch in Stuttgart. Das belegen die aktuellen Zahlen des Staatlichen Schulamts für das neue Schuljahr.

Stuttgart - Das dreigliedrige Schulsystem bröckelt - auch in Stuttgart. Das belegen aktuell die Zahlen des Staatlichen Schulamts für das neue Schuljahr.

 

Haupt- und Werkrealschulen

Von den 31 Haupt- und Werkrealschulen brachten zum neuen Schuljahr nur noch 29 eine oder gar zwei fünfte Klassen zusammen, acht davon starten mit deutlich weniger als 20 Kindern in Klasse fünf. An der Filderschule in Degerloch und an der Fasanenhofschule kam gar keine fünfte Klasse mehr zustande: Somit ist klar, dass diese Schulen mittelfristig reine Grundschulstandorte sein werden. Doch auch fast alle anderen Haupt- und Werkrealschulstandorte verzeichnen deutliche Schülerrückgänge.

Grundschulen

Leicht rückläufig ist auch die Zahl der Grundschüler in Stuttgart von insgesamt 16.337 im vergangenen Jahr auf prognostizierte 16.299 im aktuellen Schuljahr. Dies gilt jedoch nicht für die Erstklässler, die von 3.995 auf voraussichtlich 4.091 Schüler sogar leicht zugelegt haben. Dennoch konnten mehr Klassen gebildet werden. Dadurch sank der Klassendurchschnitt von 21,3 auf 21 Kinder, bei den Erstklässlern sogar von 21,1 auf 20,9.

Ganztagsschulen

Die Grundschule Birkach, die Falkertschule (Klasse eins und zwei), die Steinenbergsschule (Klasse eins und zwei) sowie die Werkrealschule und die Realschule Ostheim (jeweils Klassenstufe fünf) nehmen in diesem Schuljahr den Ganztagsbetrieb auf. Genehmigt wurde dies außerdem für die Eichendorffschule, die Raitelsberg- und die Schillerschule - doch sie können wegen umfangreicher Baumaßnahmen noch nicht mit dem Ganztagskonzept starten.

Grundschulempfehlung

Laut der neuen grün-roten Landesregierung soll es diese Empfehlung zwar auch künftig geben, jedoch ohne Verbindlichkeit. Auch die Aufnahmeprüfung soll wegfallen. Die Entscheidung über die weiterführende Schule treffen dann die Eltern. "Wir sind gespannt, wie sich das auf die Schulwahl auswirken wird", meinte Ursula Knauss vom Staatlichen Schulamt. Details hierzu ist das Kultusministerium bisher schuldig geblieben.

Grundschrift

Die vom Grundschulverband neu entwickelte Schriftart orientiert sich an der Druckschrift. Unter den Schulen, die diese Schrift jetzt erstmals erproben, ist jedoch keine Stuttgarter Schule.

Realschulen

Diese Schulart legt (wie auch die Gymnasien) stetig zu. Die Gesamtschülerzahl ist von 7.361 auf nunmehr 7.545 gestiegen. Ein beträchtlicher Anteil hiervon sind auch in diesem Jahr wieder gescheiterte Gymnasiasten: 210 suchen jetzt den Bildungserfolg als Realschüler - das entspricht immerhin sieben vollen Klassen.

Im Gegenzug ist es 120 Hauptschülern gelungen, auf die Realschule zu wechseln. "Die Integration dieser Schülerinnen und Schüler ist für die Stuttgarter Realschulen eine große Herausforderung", meinte Ulrike Brittinger, die Leiterin des Staatlichen Schulamts. Durch die Senkung des Klassenteilers auf 30 Schüler konnten elf neue Klassen gebildet und die durchschnittliche Klassengröße von 25,7 auf 25,4 Schüler gesenkt werden.

Bilinguale Züge

Eine weitere Neuerung: zu den beiden bestehenden Realschulen mit bilingualen Zügen, der Schlossreal- und der Fritz-Leonhardt-Realschule, kommt jetzt die Schickhardt-Realschule dazu. Im vergangenen Jahr war ihr Antrag abgelehnt worden. Das Angebot, in mindestens zwei Sachfächern zwei Stunden auf Englisch unterrichtet zu werden, richtet sich an besonders motivierte und lernwillige Schüler. Nach der zehnten Klasse erhalten sie dafür auch ein extra Zertifikat.

Sonderschulen

Dort sind die Schülerzahlen um 126 Kinder auf insgesamt 1.611 Schüler weiter zurückgegangen. Dafür ist die Zahl der Außenklassen, in denen behinderte Schüler in Grund- und Hauptschulen unterrichtet werden, von 17 auf 21 gestiegen.

Dass Stuttgart sich als Schwerpunktregion an der Integration von behinderten Schülern beteiligt, hat der Sache Schub gegeben: 93 dieser Schüler, darunter 17 Erstklässler, nehmen jetzt am Unterricht an allgemeinbildenden Schulen teil. Sie werden von Sonderpädagogen begleitet. Für jedes Kind wurde eine passgenaue Lösung ausgetüftelt.

Personal

Insgesamt wurden jetzt 121 (Vorjahr 140) neue Lehrer eingestellt, davon 60 an Werkreal- und Hauptschulen, 44 an Realschulen und 17 an Sonderschulen. Zudem unterstützen 24 Pädagogische Assistenten die Lehrer an den Grundschulen, 21 sind es bei den Werkreal- und Hauptschulen.

Die Unterrichtsversorgung bezeichnet das Schulamt für alle Schularten als stabil - auch Zusatzangebote seien möglich. So könnten alle Grund- Haupt- und Werkrealschulen Fördermaßnahmen im Lesen, Schreiben, Mathematik sowie AGs anbieten. Für diese Schularten stünden zudem 400 Wochenstunden für Krankheitsvertretungen zur Verfügung, bei den Realschulen seien es 162 Stunden.