Nach 20 Jahren ist die Verbindung der Ellentalgymnasien mit der Eynot Yarden High School in Israel eingeschlafen. Das Schillergymnasium Marbach springt in die Bresche.

Bietigheim-Bissingen - Paradiesische Zustände auf dem Schulcampus: junge Leute sitzen um einen Tisch herum, spielen Karten, Backgammon oder Schach. Einige Schüler liegen auf der Wiese, lümmeln sich in der warmen israelischen Herbstsonne. Nebenan sitzen Jugendliche auf einer Bank, singen ein Lied und klatschen im Takt – alles während der Schulzeit, wohlgemerkt! Die Eynot Yarden High School im Kibbuz Amir in Nordisrael trägt den Zusatz „Demokratische Schule“. Der Kern der pädagogischen Botschaft lautet: Schüler sollen lernen, aus eigenem Antrieb zu lernen.

 

Viel Lob und Anerkennung hat die Schule jetzt von einer Delegation aus dem Landkreis Ludwigsburg erhalten. Vor allem das Kredo von Giora Salz, Landrat in der Region Oberes Galiläa, fand viel Zuspruch: „Heutzutage sind alle Informationen überall sofort abrufbar“, erklärte Salz den Kreisräten und Vertretern von Wirtschaft und Presse, „deshalb ist es wichtig, dass die jungen Menschen stark genug sind, diese Informationen selbst zu bewerten.“

Es knirscht im Getriebe

Eine Information, bei dessen Bewertung sich praktisch alle einig waren, kam dabei nur am Rande zur Sprache: Die Ellentalgymnasien in Bietigheim-Bissingen sind inzwischen nicht mehr Partner der israelischen High-School. Nach 20 Jahren, so ist zu hören, entschied sich die Schulleitung der Eynot Yarden Schule, die Verbindung einschlafen zu lassen. Seit einigen Jahren habe es zunehmend im Getriebe des Austauschs geknirscht, sagt Dafna Abrahams, die in der Regionalverwaltung Oberes Galiläa für die internationalen Beziehungen zuständig ist.

Offenbar aufgrund eines Wechsels bei der Zuständigkeit seitens der Lehrer hätten die Bietigheimer Besuchergruppen zunehmend Wert darauf gelegt, Städte wie Ramallah oder die Palästinensergebiete zu besuchen – und zwar auf eigene Faust. Der ehemalige Schulleiter Gadi Lahaf habe versucht, die Wogen zu glätten und vorgeschlagen, gemeinsam Ausflüge in arabisch dominierte Gebiete zu unternehmen. „Leider hat es nicht geholfen“, sagt Dafna Abrahams. Man habe es letztlich nicht als sinnvoll erachtet, einen Austausch mit einer Schule zu erhalten, die offenbar eher auf einen Austausch mit palästinensischen Schulen aus sei. In Bietigheim sieht man die Sache anders. „Der Austausch der Ellentalgymnasien mit der Eynot Yarden High School musste aus Sicherheitsgründen mehrfach ausgesetzt werden. Nach dieser Pause ist es uns leider nicht gelungen, den Kontakt wieder dauerhaft anzuknüpfen und alljährliche Treffen zu ermöglichen“, teilt die Schulleitung Gerda Grawunder mit.

„Wenn’s nicht passt, muss ein Schlussstrich her“

Der Landrat Rainer Haas, dessen Behörde die Partnerschaft auf den Weg gebracht hatte, bedauert diese Entwicklung. Er habe bereits vor geraumer Zeit vom damaligen Schulleiter Gadi Lahaf von diversen Problemen gehört. „Auch mir ist nicht entgangen, dass es da seit Jahren geknirscht hat.“ Der Fall zeige aber, dass „bei solchen Partnerschaften die Chemie zwischen den handelnden Personen stimmen muss“. Wenn das nicht der Fall sei, „dann ist das schade, aber man muss die Konsequenzen ziehen“. Es ist vielleicht ein Glücksfall, dass die Eynot Yarden High School seit Kurzem eine neue Schulleiterin hat. Der allseits beliebte Gadi Lahaf wechselt in die Schulverwaltung auf die Golanhöhen im Nordosten Israels. Und die neue Chefin Tal Azgad kann unbelastet in die Zukunft blicken. Kürzlich war eine Gruppe der neuen Partnerschule – das Friedrich-Schiller-Gymnasium Marbach (FSG) – zu Gast. Sie ist nicht nur von der Offenheit der Schüler beeindruckt gewesen, sondern auch von der enormen fachlichen Bandbreite des dortigen Unterrichts. „So etwas kann eine kleine Schule wie unsere nicht anbieten.“ Stolz ist sie hingegen auf den Status einer „Demokratischen Schule“. Die 470 Schüler treffen alle wichtigen Entscheidungen im regelmäßig tagenden Schulparlament. Ob das in einer so großen Schule wie dem FSG auch geht? Dazu will sie sich kein Urteil anmaßen.