Damit’s klappt, hat Kristina Egbers auf dem Gelände der Stuttgarter Wagenhalle probehalber einen Rundbogen gebaut. In Simbabwe baut sie jetzt eine Schule mit vielen Rundbögen.

S-Nord - Kristina Egbers und Anne Buchkremer haben ihre Koffer ausgepackt. Claudia Schulze dagegen hat ihren Rucksack zugeschnürt, noch eine Kiste mit sechs Maurerhämmern in ihrer Reisetasche verstaut – und ist mittlerweile im afrikanischen Simbabwe angekommen: Schichtwechsel in Hopley, einem Ort in der Nähe von Harare. Acht Wochen hatte Egbers als Architektin dort Bauaufsicht. Im Auftrag von Ingenieure ohne Grenzen entsteht das Projekt „Rising Star Schule“, ein Schulhaus für rund 800 Kinder. Die 31-Jährige hat die Schule innerhalb ihrer Diplom-Arbeit selbst entworfen. „Zu sehen, wie der Entwurf Wirklichkeit wird, ist ein gutes Gefühl“, sagt Egbers. Vor zwei Jahren war Baustart. Vier Klassenzimmer sind bereits fertig. Ende des Jahres sollen drei dazu kommen. Hauptelement: Egbers’ Markenzeichen: die Rundbögen. Ein Klassenzimmer besteht aus drei Bögen.

 

Für ihren Lohn schicken die Arbeiter ihre Kinder zur Schule

Begleitet wurde Egbers von Anne Buchkremer. Die Chemikerin, wie Egbers Stuttgarterin, war erstmals mit in Afrika. „Vom Bauen hab ich nicht viel Ahnung. Deshalb hab’ ich mich ums Administrative gekümmert und geprüft, wie effektiv das Ganze ist“, berichtet die 34-Jährige. Bei der Erhebung der Daten ging es vor allem um die Nachhaltigkeit des Projekts. Und die bewertet das Team als Erfolg. Denn immerhin verwenden die 18 einheimischen Arbeiter, die je nach Qualifikation und Aufgabe sieben bis 20 US-Dollar am Tag verdienen, das Geld dafür, ihre Kinder in die Schule zu schicken und sich eigene Häuser zu bauen. Die Kenntnisse dafür erwerben sie beim Schulbau. Stolz sind Buchkremer und Egbers auch, dass zwei ihrer Arbeiter ihren Mut zusammengenommen haben und eine Prüfung ablegen, um ein offiziell anerkanntes Zertifikat als Maurer- und Vorarbeiter zu erhalten. „Damit verbessern die beiden ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich“, ist Egbers überzeugt. Ursprünglich war geplant, dass alle fünf Maurer die Prüfung ablegen. Gescheitert ist das an mangelnden Englischkenntnissen. „Das haben sich nicht alle zugertraut. Vielleicht klappt das kommendes Jahr“, ist Egbers zuversichtlich.

Gesamtkosten des Projekts noch unklar

Die politische Situation in dem durch Diktatur geprägten Land hat sich bislang nicht auf das Projekt ausgewirkt – außer, das schwer an Bargeld ranzukommen ist. Wie es jetzt nach den ersten freien Wahlen nach fast 40 Jahren weitergeht? „Die Preise schwanken. Seitens Politik und Wirtschaft kann immer etwas dazwischen kommen“, sagt Egbers. Deshalb ist auch nicht klar, wie teuer das gesamte Projekt wird, das bis 2022 fertig sein soll. Der dritte Bauabschnitt hat ein Kostenvolumen von 100 000 Euro.

Nicht nur die einheimischen Arbeiter lernen vom Ingenieure-ohne-Grenzen-Team. Der Wissenstransfer funktioniert auch in umgekehrte Richtung. „Wir hatten das gleiche Problem wie vor einem Jahr – aber in viel größerem Umfang. Es war wieder Regenzeit, die Baugrube für den nächsten Bauabschnitt stand bis zum Rand voll Wasser. Haben wir auf der einen Seite abgepumpt, lief’s auf der anderen wieder rein“, sagt Egbers. Die Lösung: Die Arbeiter haben neben der Baugrube einen Graben ausgehoben, ein Stich zur Grube gemacht – und das Wasser lief ab. Egbers: „Eigentlich einfach, aber man muss drauf kommen.“

In der Zeit, die zwischen Egbers und Buchkremers Abreise und der Ankunft von Claudia Schulz, der dritten Stuttgarterin im Bund, liegt, haben die Arbeiter seit Baustart erstmals allein gearbeitet. Und: als Sponsor wurde neben der Patrizia Kinderhaus-Stiftung in Augsburg mit Bosch ein Stuttgarter Unternehmen gewonnen. Warum Schulze sich mit Maurerhämmern abschleppt? „Die hat der Hersteller gespendet. Damit lassen sich Steine zuschlagen, und sind in Harare nicht zu bekommen“, so die Maschinenbau-Ingenieurin .